Berlin . Es gibt viele Antworten auf die Frage, warum Putin sich nun zum Ukraine-Feldzug entschieden hat. Auch, weil er ein Zahlenmystiker ist?
Russlands Präsident Wladimir Putin hat sich im vergangenen Sommer neu erfunden: als Historiker mit einem aufsehenerregenden Geschichtsaufsatz. Wer sich für Geschichte interessiert, sollte die wichtigsten Daten parat haben. Putin wird tatsächlich ein Faible für Zahlen nachgesagt. Das zog die Russland-Kennerin und Moskau-Korrespondentin der ARD, Ina Ruck, in den "Tagesthemen" bei ihrer Analyse des Truppeneinmarsches heran, genauer: ihrer Analyse des Zeitpunkts.
Putin und die Magie der Zahlen
Kühl kalkulierend, als berechnenden Politiker kannte man Putin längst. Aber lässt sich der Kremlherr wirklich von Zahlen leiten? Wenn es bei seinen Kriegsentscheidungen eine Magie der Zahlen gibt, dann wäre es eine äußerst unglückselige Mystik.
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Das fiel dem russischen Philosophen Michail Rykling schon direkt nach der Annektierung der Krim im Jahr 2014 auf. "Das legt Vergleiche mit 1914 nahe", wie er der "Zeit" sagte, also mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs 100 Jahre vorher.
Bereits der russische-georgische Fünf-Tage-Krieg war auf ein ziemlich auffälliges Datum gefallen. Er begann nämlich in der Nacht des 8.8.2008.
Putins Palindrom: Der 22.02.2022
Und der Einmarsch in die Ostukraine? Den befahl Putin am Vorabend des 22.02.2022. Besser gesagt: Nach Moskauer Zeit (zwei Stunden später als in Berlin) war es wohl bereits der 22., als sein Truppenbefehl erging.
Auch das ist eine Zahl, die man sich leicht merken kann und die sofort ins Auge springt. Erstens: Die vielen Zweien. Gleich sechs. Zweitens: Man kann sie vorwärts wie rückwärts lesen, die Bedeutung ändert sich nicht. Das nennt man ein Palindrom. Mathematiker mag das kalt lassen, Mystiker nicht.
In den sozialen Netzwerken ist nicht nur viel davon die Rede, welchen Preis Putin bereit zu zahlen sei. Auf Twitter findet es ein User schlicht gruselig, dass ein Mann sich von der vermeintlich mystischen Wirkung von Zahlen beeindrucken lässt, der Zugriff auf Atomwaffen habe.
Mit der Spieletheorie Putin dechiffrieren?
Viele lachen darüber, andere glauben an die Magie der Zahlen – zumindest Russen tun das, und die sollten die besten Kreml-Astrologen sein. Putin und die Zahlen, "das sind so Sachen, die man sich hier erzählt", wusste ARD-Journalistin Ruck zu berichten.
Ein mathematisches Verständnis von Putin hat der Ökonom und Gründer der AfD, Bernd Lucke, ein Kenner der wirtschaftswissenschaftlichen Spieletheorie, mit der man strategisches Handeln analysiert und die übrigens auch an Militärakademien gelehrt wird. Lucke kam Anfang Februar in einem Aufsatz für "Cicero" zur Erkenntnis, dass Putin eingreifen werde und der Westen beim Verhängen von Sanktionen nur verlieren könne.
Ist Putin womöglich doch kein hartgesottener Zahlenmystiker, sondern in bester russischer Tradition einfach nur ein Schachspieler? Einer, der seinen Kontrahenten im Westen mehrere Züge voraus ist?
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