Düsseldorf. An den NRW-Krankenhäusern führt die Omikron-Welle zu verstärkten Problemen. Personalausfälle führen bereits zu Versorgungseinschränkungen.
Die aktuelle Omikron-Welle führt an den Krankenhäusern zunehmend zu Personalausfällen. Das hat das NRW-Gesundheitsministerium am Freitag bestätigt. In „einer Reihe von Krankenhäusern“ komme es auch zu „kurzfristigen Einschränkungen in der Versorgung.“ Konkrete Zahlen nennt das Ministerium nicht.
Am Uniklinikum Düsseldorf sei aktuell der bisher höchste Stand bei Personalausfällen seit Beginn der Corona-Pandemie erreicht, teilt Tobias Pott auf Anfrage mit, Sprecher der Uniklinik: Über 200 Beschäftigte aus Ärzteschaft und Pflegebereich seien derzeit wegen einer Covid-Infektion oder wegen Quarantäne nicht verfügbar, zusätzlich zur dem ohnehin in dieser Jahreszeit üblichen erhöhten Krankenstand. „Die Zahl pendelt seit einigen Tagen um die Marke von 200“, erklärte Pott. Insgesamt hat die Uniklinik nach eigenen Angaben inklusive verschiedener Tochterfirmen 9000 Beschäftigte.
Hoher Krankenstand beim Personal: Uniklinik verschärft Zugangsregeln
Das Uniklinikum warnt wegen des hohen Krankenstands durch die Omikron-Variante aktuell davor, dass planbare und nicht dringenden Operationen unter Umständen kurzfristig verschoben werden könnten. Als Reaktion darauf, verschärft die Uniklinik Düsseldorf ab diesem Samstag, 12. Februar, seine Besucherregeln: Besucherinnen und Besucher dürfen das Klinikum dann unabhängig von ihrem Impfstatus nur noch mit einem aktuellen negativen Corona-Test betreten („2Gplus“).
Auch am Uniklinikum Essen ist die Lage derzeit wegen hohen Krankenstands beim Personal „sehr sehr angespannt“, sagt Chefvirologe Prof. Ulf Dittmer in seinem jüngsten Video-Podcasts mit dieser Zeitung. Man hole derzeit auch Mitarbeiter zurück in den Dienst, die noch Corona-positiv getestet seien, sofern sie laut CTR-Wert nicht mehr infektiös sind. Verbunden mit hohen Hygienevorkehrungen bei diesen Kräften sei der Einsatz vertreten, jedoch auch notwendig: „Wir sind auf diese Mitarbeiter angewiesen, um den Betrieb am Laufen zu halten“, sagt Dittmer.
Am Uniklinikum Essen sieht man sich jedoch gut vorbereitet, auf zusätzliche Personalausfälle durch Corona zu reagieren, sagt ein Sprecher: „Durch entsprechende Personalausfall- und Eskalationskonzepte haben wir uns intensiv darauf vorbereitet und justieren jetzt bei Bedarf tagesaktuell nach.“ Nach zwei Jahren Pandemie habe man zudem nun „Erfahrung und Routine im Management“, sagt er: „Das alles wird uns helfen, auch den Scheitelpunkt der Omikron-Welle zu bewältigen.“
Bezirksregierung will Gesamtbild der Lage erstellen
Die Bezirksregierung Düsseldorf erklärt für ihren Zuständigkeitsbereich: "Es trifft zu, dass im Falle hoher Infektionszahlen innerhalb eines Hauses und einer dadurch bedingten dünnen Personaldecke vereinzelt Stationen geschlossen werden." Allerdings seien "Anpassungen" jeweils auf wenige Tage beschränkt: "Coronabedingte langfristige Schließungen hat es bisher nicht gegeben, ebenso wenig die Schließung eines ganzen Hauses.
Der Krankenstand liege "nicht nur pandemiebedingt" in der Uniklinik Essen in diesem Januar doppelt so hoch wie im Januar 2021. Aktuell arbeite die Bezirksregierung daran, aufgrund der Meldungen aus allen Kliniken im Regierungsbezirk ein Gesamtbild der Lage zu erstellen, "auch wenn diese zwangsläufig sehr dynamisch ist".
Corona beim Krankenhauspersonal: „Noch nicht die große Krise“
Bei der Krankenhausgesellschaft NRW (KGNW), Dachorganisation der 341 Krankenhäuser im Land, die zusammen 276.000 Beschäftigte haben, hat man keine Daten zur konkreten Corona-Lage beim Personal: „Wir hören aber von vielen Krankenhäusern, dass die Personalausfälle zum Teil beträchtlich sind“, sagt ein Sprecher auf Anfrage. Die Lage sei jedoch nach wie vor beherrschbar, „wir haben noch nicht den großen Krisenfall“, meint der Sprecher.
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Problematisch sei der Krankenstand beim Personal auch, weil die Zahl der Patienten mit Corona insgesamt steige, heißt es am Uniklinikum Düsseldorf. Man sehe aktuell zwar eine leicht fallende Tendenz bei der Patientenzahl. „Eine Steigerung ist aber dennoch weiter möglich, weil durch die aktuell enorme Verbreitung von Infektionen auch Patient:innen positiv getestet sind, die eigentlich wegen einer anderen Erkrankung bei uns behandelt werden“, sagte der Sprecher. Zudem sei der Aufwand „in Bezug auf Räume und Personal für die Isolierung bei diesen Patienten und -innen „für uns im Krankenhaus genauso hoch, als wären sie aufgrund ihrer Infektion in Behandlung.“
NRW-Gesundheitsministerium: Daten zu Personalausfällen an Krankenhäusern gibt es bisher nicht
„Die Entwicklung wird auch regional in den Krisenstäben und in regionalen Konferenzen der unteren Gesundheitsbehörden mit den Krankenhäusern beobachtet, um auf kritische Entwicklungen frühzeitig reagieren zu können“, teilt eine Sprecherin des NRW-Gesundheitsministeriums mit. Dazu gehöre, dass sich Krankenhäuser gegenseitig personell unterstützen, sollten einzelne Kliniken in Not sein, sagte die Sprecherin.
Konkrete Zahlen zum Krankenstand an den Krankenhäusern in NRW lägen dem Ministerium jedoch bisher nicht vor, heißt es. Derzeit laufe eine vom Ministerium initiierte NRW-weite Abfrage dazu. Sie will die Lage bis hin zum Reinigungspersonal an den Kliniken erfassen, erklärte die Sprecherin.