Berlin. Tausende Menschen sind bei Corona-Protesten am Montag auf die Straßen gegangen. In mehreren Bundesländern kam es zu Ausschreitungen.

Bundesweit sind am Montag zehntausende Menschen gegen die Corona-Politik auf die Straße gegangen. In mehreren Bundesländern kam es dabei zu Ausschreitungen und Angriffen auf Polizeibeamte. Es gab mehrere Verletzte, vereinzelt musste Tränengas eingesetzt werden. In Berlin versammelten sich Corona-Leugner vor dem ZDF-Hauptstadtstudio. Ein Überblick.

Mob attackiert Polizeibeamte – 14 Verletzte

In Thüringen meldete die Polizei 17.000 Demonstrierende, in Mecklenburg-Vorpommern 12.000 und in Bayern 10.000. Die als „Lichterspaziergänge“, Schweigemärsche oder Kundgebungen angemeldeten Proteste blieben dort vielerorts friedlich. Im thüringischen Sömmerda kam es allerdings zu Rangeleien und verbalen Entgleisungen. Die Einsatzkräfte setzten Tränengas ein. Auch in Weimar musste die Polizei einschreiten, als sich 20 Gegendemonstranten einem Protestzug aus etwa 150 Personen entgegenstellten, um ihn zu stoppen.

Vor allem in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Hessen kam es zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. In Lichtenstein (Sachsen) wurden 14 Polizisten verletzt, nachdem ein Pulk von rund 60 gewaltbereiten Personen die Beamten attackierte. Dabei soll eine Person versucht haben, einem Polizisten die Schusswaffe zu entwenden. Ein anderer Beamter habe „eine Bissverletzung durch einen Teilnehmer der Versammlung“ erlitten“, wie die Polizei mitteilte.

Die Polizeiinspektion in Magdeburg sprach von durchbrochenen Polizeiketten, Flaschenwürfen auf Beamte und Pyrotechnik. Nach ersten Erkenntnissen wurden aber keine Polizisten verletzt. In der Landeshauptstadt von Sachsen-Anhalt hatten sich laut Polizei etwa 2500 Menschen versammelt.

„Kleine radikale Minderheit“ vor dem ZDF-Hauptstadtstudio

In Berlin hielten Demonstrierende am Montagabend eine Kundgebung vor dem ZDF-Hauptstadtstudio ab. Teile der rund 400 Personen skandierten dabei immer wieder „Lügenpresse“. „Die kleine radikale Minderheit der Impfgegner, Querdenker, Corona-Leugner, Medienhasser und Demokratiefeinde hat sich mal zusammengerottet. Solidarität mit den Kolleg*innen vor Ort und im Gebäude!“, kommentierte der Deutsche Journalisten-Verband auf Twitter.

Auch in Brandenburg gingen die Proteste von Kritikern der Corona-Maßnahmen und Impfgegnern im neuen Jahr landesweit weiter. Vielerorts waren Gegenaktionen angekündigt. So hatte in der Landeshauptstadt am Montag das Bündnis „Potsdam bekennt Farbe“ dazu aufgerufen, den Gegnern der Corona-Maßnahmen nicht die Stadt zu überlassen.

Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) sagte auf einer Kundgebung, die Menschen machten mit ihrer Anwesenheit deutlich, dass es nicht nur den Protest gegen die aktuellen Maßnahmen gebe. Das Miteinander auf einer angemeldeten Demonstration zeige, dass es möglich sei, seine Meinung zu äußern, ohne gegen Regeln oder Gesetze zu verstoßen.

03.01.2022, Bayern, Nürnberg: Teilnehmer eines sogenannten Spazierganges gegen die Corona-Maßnahmen gehen durch die Südstadt Nürnbergs. In mehreren Städten in Deutschland haben sich Kritiker der Coronapolitik versammelt. Foto: Daniel Vogl/dpa +++ dpa-Bildfunk +++
03.01.2022, Bayern, Nürnberg: Teilnehmer eines sogenannten Spazierganges gegen die Corona-Maßnahmen gehen durch die Südstadt Nürnbergs. In mehreren Städten in Deutschland haben sich Kritiker der Coronapolitik versammelt. Foto: Daniel Vogl/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ © dpa | Daniel Vogl

Proteste in Bayern, Mecklenburg-Vorpommern und Baden-Württemberg

In Nürnberg demonstrierten rund 4200 Menschen gegen die Corona-Politik – deutlich mehr als erwartet. Zwischenfälle gab es nicht. In Bamberg trafen sich laut Polizei rund 2150 Menschen zu einem angemeldeten „Spaziergang“.

Auch in vielen anderen bayerischen Städten und Gemeinden riefen Gegner der Corona-Maßnahmen zu sogenannten Montagsspaziergängen als Zeichen des Protests auf. Viele Städte hatten nicht ortsfeste Kundgebungen verboten und den Teilnehmern unangemeldeter Demonstrationen Bußgelder angedroht.

In Mecklenburg Vorpommern kamen etwa 3000 Menschen weniger als vor einer Woche zusammen. Vereinzelt kam es zu Gegenkundgebungen – nennenswerte Zwischenfälle gab es laut Polizei nach ersten Erkenntnissen nicht. In Rostock registrierten die Sicherheitskräfte rund 4000 Protestierende, in Schwerin zogen rund 2000 Menschen durch die Stadt, in Neubrandenburg rund 1800.

Mehrere Hundert Demonstranten hatten sich auf dem Greifswalder Marktplatz zu einer Gegendemonstration versammelt. Das Motto: Impfen - Verantwortung und Solidarität!
Mehrere Hundert Demonstranten hatten sich auf dem Greifswalder Marktplatz zu einer Gegendemonstration versammelt. Das Motto: Impfen - Verantwortung und Solidarität! © dpa | Stefan Sauer

Mehrere tausend Menschen demonstrierten auch in Baden-Württemberg. In Friedrichshafen versammelten sich rund 2000 Teilnehmer zu einem sogenannten Spaziergang, wie ein Polizeisprecher mitteilte. Die Teilnehmenden hätten sich spontan in sozialen Netzwerken verabredet. In Mannheim, Heidelberg und im Rhein-Neckar-Kreis zählte die Polizei insgesamt rund 2000 Demonstranten.

Polizei löst Versammlung in Fulda auf

Die Polizei im hessischen Fulda löste eine Versammlung auf. Dabei habe ein Teilnehmer die Einsatzkräfte angegriffen, sagte ein Polizeisprecher. Die Beamten hätten Pfefferspray eingesetzt, die Person sei festgenommen worden. Die Versammlung wurde laut Polizei aufgelöst, da keine Masken getragen und keine Abstände eingehalten wurden.

Die Polizeiinspektion in Nienburg und Schaumburg in Niedersachsen meldete insgesamt 1000 Demonstranten, die sich auf die beiden Landkreise verteilten. In weiteren Städten des Bundeslandes wie in Braunschweig zählte die Polizei rund 1100 Menschen auf den Straßen.

(yah/dpa)