Berlin. Mit der heraufziehenden Omikron-Welle stellen sich Eltern, Kinder und Lehrkräfte wieder die Frage: Bleiben die Schulen weiter geöffnet?
- Omikron breitet sich weiter in Deutschland aus – auch unter Kindern und Jugendlichen
- Bedeutet das, dass die Schulen wieder schließen?
- Das sagen Experten
Die Omikron-Variante treibt die Infektionszahlen rasch in die Höhe. Doch wie es mit den Schulen nach den Weihnachtsferien weitergeht, ist noch unklar. Schon jetzt betont Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), dass die tatsächliche Zahl der Neuinfektionen deutlich höher liegen könnte als es die offiziellen Zahlen suggerieren. Auch Bildungsexperten machen Druck auf die Politik, ein Konzept für die Schulen vorzulegen.
Corona-Lage: Könnten die Schulen bald wieder geschlossen werden?
Nein, wahrscheinlich nicht. Die für Bildung zuständigen Kultusministerinnen und -minister der Länder bleiben bei ihrer Linie, dass Schulen in der aktuellen Corona-Lage offen gehalten werden sollen. "Auch wenn sich die Pandemie durch eine neue Virusvariante verändert, müssen wir die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen noch stärker in den Blick nehmen. Das bedeutet, dass wir die Schulen erst dann schließen, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind", sagte die Präsidentin der Kultusministerkonferenz (KMK), Karin Prien (CDU), am Mittwoch nach einer Sonderschalte der Minister.
"Der Präsenzunterricht hat Priorität", da sei sich die KMK nach wie vor einig, sagte Prien zuvor bereits unserer Redaktion. "Wichtig ist, dass wir die Schulen nicht als Erstes, sondern als Letztes schließen. Auch wenn sich die Pandemie durch eine neue Virusvariante verändert, müssen wir die Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen besser im Blick haben als bisher."
Das bedeute, dass die Schulen erst dann geschlossen würden, „wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind“. Eine wichtige Rolle spielt hier nach Priens Worten das Impfen. Sie appelliere an alle Erwachsenen – "nicht nur Lehrkräfte, sondern auch Eltern" –, Impfangebote wahrzunehmen.
Auch SPD-Chefin Saskia Esken betonte im Interview mit dieser Redaktion: "Es hat die allerhöchste Priorität, diese Orte der Bildung und der persönlichen Entwicklung der Kinder und Jugendlichen offenzuhalten." Sonst fehle auch der Austausch untereinander. Als Mittel, um das zu sichern, nannte sie Tests sowie Impfungen von Schülern, Erzieherinnen und Lehrkräften.
Die neue Bundesfamilienministerin Anne Spiegel hatte kürzlich im Gespräch mit dieser Redaktion ebenfalls betont, dass Schulen und Kitas ein wichtiges System seien, das Kindern in der Corona-Zeit Halt gebe. "Sinnvoll wäre es, das Maskentragen auszuweiten und mehr zu testen", sagte Spiegel.
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger schrieb vor Weihnachten auf Twitter: "Wenn durch Quarantäne & Omikron Unterrichtsausfall droht, dann müssen wir vorbereitet sein. Sei es durch zusätzliche Räumlichkeiten, sei es durch genug Serverkapazitäten etc." Wie viele der rund 32.200 allgemeinbildenden Schulen in Deutschland darauf bereits vorbereitet sind, teilte sie nicht mit.
Corona an den Schulen: Könnte es wieder mehr Distanzunterricht geben?
Aus Thüringen kam unterdessen die Forderung, das Bundesinfektionsschutzgesetz müsse geändert werden, um an Schulen flächendeckend Distanzunterricht zu ermöglichen. Das Präsidium der Kultusministerkonferenz (KMK) tagt am heutigen Donnerstag, Beschlüsse sollen aber voraussichtlich nicht gefasst werden. Am 5. Januar folgt eine Sondersitzung der KMK, bei der die Corona-Lage an den Schulen diskutiert werden soll. Erklärtes Ziel der Beratungen ist es, Präsenzunterricht sicherzustellen.
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Thüringen geht einen Sonderweg: Montag, 3. Januar wird zwar der erste Schultag nach den Weihnachtsferien sein. Doch an den ersten beiden Schultagen sollen die Schülerinnen und Schüler zum Lernen zu Hause bleiben. Schulleitungen und Lehrkräfte sollen sich in dieser Zeit einen Überblick verschaffen, wer infiziert oder erkrankt ist oder in Quarantäne steckt.
Viele Lehrkräfte sind noch nicht geboostert - Ausfälle drohen
Um den Schulbetrieb so sicher wie möglich zu machen, müssten jetzt die Empfehlungen des RKI konsequent angewendet werden. "Überall dort, wo die Schulen jetzt starten, sollten Schülerinnen und Schüler in den ersten beiden Wochen täglich getestet werden", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der Grünen, Janosch Dahmen, unserer Redaktion. Die beste Methode dafür seien PCR-Pool-Tests, weil sie Corona-Infektionsherde am sichersten sichtbar machten.
Wechsel- und Distanzunterricht könnten nicht ausgeschlossen werden, mahnte Dahmen. Schulen und Kitas müssen darauf vorbereitet sein, dass Lehrer und Erzieher vielfach erkranken und ausfallen.
Der Großteil des pädagogischen Personals ist zwar geimpft, vielen fehlt aber die Booster-Impfung, hinzu kommt die Zunahme der Quarantänefälle bei hohen Omikron-Infektionszahlen. Die Offenhaltung von Schulen und Kitas habe Priorität, so Dahmen. "Aber pauschale Versprechungen sind angesichts von Omikron nicht möglich."
Unterricht trotz Corona: Welche Maßnahmen denkbar sind
Wenn von der Schließung der Schulen gesprochen wird, heißt das nicht, dass gar kein Unterricht mehr erfolgt. Vielmehr geht es darum, alternative Unterrichtsformen durchzuführen: Präsenzunterricht kann durch das Lernen in Distanz (zu Hause vor dem Computer oder Tablet) ersetzt werden. Es kann Wechselunterricht geben, sodass kleinere, feste Gruppen gemeinsam vor Ort in der Schule unterrichtet werden.
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Doch all diese Maßnahmen gelten vor allem für Grundschüler als schwierig, aus technischen Gründen, aber auch wegen des Leseverständnisses und wegen der fehlenden sozialen Interaktion. Die neue Berliner Bildungssenatorin Astrid-Sabine Busse (SPD) sagte der "Berliner Morgenpost", die Lernstandserhebungen nach den Sommerferien hätten große Defizite offengelegt. Jeder vierte bis fünfte Schüler Berlins hat demnach Lernlücken aus der Pandemie.
(mja/tma/ape/mit dpa)
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