Essen. In diesem Jahr gab es in NRW 180 Starkregen-Unwetter. So viele, wie seit 20 Jahren nicht mehr, hat der Deutsche Wetterdienst ausgewertet.

In diesem Jahr haben Meteorologen in Nordrhein-Westfalen so oft Stark- und Dauerregen in Unwetterstärke registriert wie seit mindestens 20 Jahren nicht mehr. Dies geht aus einer vorläufigen Übersicht des Deutschen Wetterdienstes (DWD) mit Daten seit dem Jahr 2001 hervor.

Demnach wurden im zu Ende gehenden Jahr in NRW auf der Basis von Radardaten rund 180 „Niederschlagsereignisse“ gezählt, die vom DWD als Unwetter oder sogar extremes Unwetter eingestuft wurden. Der katastrophale mehrtägige Dauerregen im Juli wurde dabei von den Experten als ein einziges, zusammenhängendes Geschehen erfasst. Hinzu kamen in jenen Tagen noch zwei räumlich deutlich kleinere Unwetter im Norden des Bundeslandes.

Der bisherige Jahreshöchstwert war mit rund 170 solchen Ereignissen 2014 verzeichnet worden. Auch 2006 und 2018 gab es mit jeweils rund 160 Ereignissen vergleichsweise häufig Regen in Unwetterstärke. Die geringste Anzahl wurde mit rund 38 Ereignissen 2001 registriert. Die Zahlen schwanken stark von Jahr zu Jahr. So wurden 2002 143 Ereignisse erfasst. Ein Jahr später waren es dann wieder deutlich weniger: 78.

Unwetter: Die meisten Starkregen-Ereignisse zwischen Juni und August

Die Ereignisse werden mit Blick auf ihre Dauer von den Experten in elf Stufen erfasst: Von einer Stunde bis zu 72 Stunden. „Die meisten und heftigsten Starkregenereignisse sind im klimatologischen Sommer in den Monaten Juni, Juli und August zu erwarten - gefolgt vom Mai“, erklärte Thomas Kesseler-Lauterkorn vom Regionalen Klimabüro Essen des DWD. In den Monaten Oktober bis März werden dagegen vergleichsweise selten Niederschlags-Unwetter registriert.

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Ende Oktober veröffentlichte das Bundesamt für Kartographie und Geodäsie (BKG) eine hochauflösende interaktive Webkarte mit Gefahrenhinweisen zu Starkregen in Nordrhein-Westfalen. Darin lässt sich hausgenau ablesen, wo sich etwa bei einem Extremregen mit 90 Litern pro Quadratmeter innerhalb einer Stunde Wasser ansammeln kann und wie hoch es dort dann voraussichtlich steht.

Land NRW rät Kommunen zu Starkregengefahrenkarten

Bei einem Fachkongress hatte NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser (CDU) erst Anfang Dezember Kommunen dazu aufgerufen, kommunale Starkregen-Gefahrenkarten und darauf aufbauende Handlungskonzepte zu entwickeln. „Derartige Karten und deren konsequente Anwendung können dabei helfen, die Folgen zerstörerischer Naturgewalten einzudämmen“, sagte sie. Laut Umweltministerium haben bereits mehr als 50 Kommunen kommunale oder regionale Starkregengefahrenkarten erarbeitet, unter anderem Dortmund, Köln und Wuppertal.

Tief „Bernd“ hatte Mitte Juli in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz verheerende Fluten verursacht. Die Regenmengen waren extrem: Großflächig fielen in 24 Stunden über 100 Liter pro Quadratmeter. Die DWD-Station in Wipperfürth-Gardeweg registrierte am 14. Juli 162,4 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden. Die höchste Niederschlagsmenge wurde in NRW an einer Station des Landesumweltamtes in Hagen gemessen mit 241,3 Litern innerhalb von nur 22 Stunden. Zum Vergleich: In den drei Monaten Juni, Juli und August fielen von 1961 bis 1990 in NRW im Schnitt zusammengenommen 240 Liter. (dpa)