Berlin. Durch die Pandemie ohne Schutz? Warum es so schwer ist, die Millionen Ungeimpften hierzulande mit Aktionen und Kampagnen zu erreichen.
Die spinnen, die Ungeimpften! So würden wohl Asterix und Obelix, die berühmten Gallier, über die vielen Millionen Menschen in Deutschland urteilen, die sich nicht impfen lassen wollen. Die Ungeimpften allerdings, sie fühlen sich oft selbst als Gallier, als widerständige Truppe, umzingelt vom Heer der Geimpften und permanent attackiert von Virologen, Epidemiologen und Politikern.
Wie auch immer – für die einen ist das Vakzin gegen das Coronavirus der Zaubertrank der Pandemie, die anderen fühlen sich auch ohne Spritze unbesiegbar.
Aktionswoche: Impfturbo noch nicht gezündet
Wer sich in diesen Tagen mit Ungeimpften darüber unterhält, warum sie sich immer noch nicht impfen lassen wollen, hört sehr unterschiedliche Gründe. Die wenigsten davon lassen sich mit einer kreativen Impfaktion oder einer flotten Kampagne aus der Welt schaffen.
Auch deshalb hat die Impfaktionswoche, die an diesem Wochenende zu Ende gegangen ist, gerade mal den Abwärtstrend bei den täglichen Impfungen stoppen können, der sich in den letzten Wochen verstetigt hatte. Einen Impfturbo hat die Aktionswoche jedenfalls nicht gezündet.
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Mindestens sechs Motive gegen die Impfung
Das liegt vor allem daran, dass viele Impfunwillige nicht nur einfach bloß auf die richtige Gelegenheit gewartet haben. Sie haben andere Motive. Mindestens sechs davon hört man immer wieder.
Erstens: Die Pandemie sei doch gar nicht so schlimm, heißt es da. Eine Intensivschwester im Südosten der Republik, wo die dritte Welle zur Überlastung vieler Kliniken geführt hatte, behauptete neulich bei einer Veranstaltung, auf ihrer Station habe sie nichts davon mitbekommen, das Anstrengendste seien die dauernden Covid-Schutzmaßnahmen. Der Saal applaudierte.
Kausaler Zusammenhang? Unklar
Zweitens: Manche haben schlicht Angst. Eine Nachbarin berichtet, dass sie sich nicht impfen lassen will, weil ihr bester Freund unmittelbar nach der Impfung verstorben sei und ein anderer sich bis heute schlapp und anfällig fühle. Ob es einen kausalen Zusammenhang mit der Impfung gibt – unklar.
Drittens: Eine Erzieherin erzählt, dass sie sich nicht impfen wird, weil sie doch immun sei. Sie habe einen Antikörpertest gemacht und glaube nun, dass sie bereits (ohne es zu wissen) eine Infektion durchgemacht habe. Wozu jetzt noch impfen?
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Einer dieser gefährlichen (falschen) Mythen
Viertens: Impfungen machen unfruchtbar – das ist einer dieser gefährlichen (falschen) Mythen, die durchs Netz, vor allem durch die sozialen Netzwerke geistern. Viele junge Frauen, die nicht gelernt haben oder nicht willens sind, sich solide zu informieren, reagieren dann mit Abwehr.
Fünftens: In den östlichen Bundesländern sind die Impfquoten bei herkömmlichen Impfungen traditionell hoch, ausgerechnet bei Corona hinkt der Osten aber hinterher. Experten erklären das unter anderem damit, dass viele sich nach dem Ende der DDR nie wieder von einer Regierung in den persönlichen Gesundheitsschutz reinreden lassen wollen.
Experten: Großteil der Ungeimpftem wird sich anstecken
Sechstens: „Mir passiert schon nichts – das Virus soll ruhig kommen“, denken etliche Jüngere. Dass sich die Intensivstationen gerade mit den Jüngeren füllen, dass sie mit Folgeschäden rechnen müssen – das ignorieren sie einfach.
Experten gehen davon aus, dass sich ein Großteil der Ungeimpftem anstecken wird, früher oder später. Millionen Menschen nehmen das in Kauf. Die Folgen dieser Entscheidung müssen aber auch andere tragen – ungeimpfte Kinder, Risikopatienten mit schwachem Immunschutz und am Ende auch die Kliniken, die sich um Schwererkrankte kümmern. Ganz klar: Asterix, der unbeugsame Gallier, würde sich impfen lassen. Gerade weil er unbeugsam bleiben will.
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