Berlin. Wirtschaftsminister Peter Altmaier will die Restaurants und Geschäfte im Winter offenhalten – zumindest für Geimpfte und Genesene.

300 Milliarden Euro hat die Bundesregierung seit Beginn der Pandemie zur Stabilisierung der Unternehmen bereitgestellt – mit nachhaltigem Erfolg, findet Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Im Interview mit unserer Redaktion spricht er über die anrollende vierte Corona-Welle, einen möglichen neuen Lockdown und den Aufwärtstrend der deutschen Wirtschaft.

Die vierte Corona-Welle hat begonnen. Steuert Deutschland in den nächsten Lockdown?

Peter Altmaier: Nach allem, was wir heute wissen, können wir einen neuen Lockdown für Geimpfte und Genesene vermeiden. Und das heißt auch: Restaurants und Geschäfte können im Winter offenbleiben. Entscheidend ist und bleibt aber das Impfen. Daher mein Appell, lasst Euch impfen und schützt damit Leben, Gesundheit und unsere Wirtschaft.

Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) geht davon aus, dass Restaurants und Geschäfte im Winter geöffnet bleiben können.
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) geht davon aus, dass Restaurants und Geschäfte im Winter geöffnet bleiben können. © dpa | Wolfgang Kumm

Einen Lockdown für Ungeimpfte schließen sie demnach nicht aus.

Peter Altmaier: Wir haben auf der letzten Ministerpräsidentenkonferenz die 3-G-Regelung beschlossen, die greift, wenn die Inzidenz über 35 liegt. Wer nicht geimpft ist, muss sich also testen lassen, beispielsweise beim Kino- oder Diskobesuch. Ab dem 11. Oktober sind diese Tests nicht mehr kostenfrei. Wer trotz Impfempfehlung noch ungeimpft ist, muss für den Test künftig bezahlen. Über etwaige weitere Maßnahmen entscheiden Bund und Länder gemeinsam.

Haben Sie Sympathie für Fußballclubs, Konzertveranstalter oder Restaurantbesitzer, die Ungeimpfte auch mit Corona-Test nicht mehr hereinlassen?

Peter Altmaier: Restaurants, Theater und Veranstalter haben sehr schwierige Monate hinter sich. Sie haben alles getan, um ihre Betriebe am Leben zu halten und durch Hygienestandards die Sicherheit für ihre Gäste garantieren zu können. Ich kann daher gut nachvollziehen, wenn manche jetzt sagen: Wir wollen auch weiterhin so gut es geht verhindern, dass es bei uns zu Ansteckungen kommt – und das Risiko dafür ist bei getesteten Personen eben höher als bei Geimpften und Genesenen.

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Halten Sie rasche Booster-Impfungen für geboten – wenn ja, für wen?

Peter Altmaier: Da vertraue ich den Gesundheitsexperten und richte mich nach deren Empfehlungen. Fakt ist: Wir werden noch einige Zeit mit Corona leben und wirtschaften müssen, daher gehören Dinge wie Masken oder Auffrischungsimpfungen nun zu unserem Alltag. Unser Job in der Bundesregierung ist es, dafür zu sorgen, dass das Virus unser privates und wirtschaftliches Leben in Deutschland nicht mehr lahmlegt und da bin ich guter Dinge.

Wie stark wird sich die Wirtschaft bis Jahresende erholen – und wann wird Deutschland wieder auf Vorkrisenniveau sein?

Peter Altmaier: Die Wirtschaft ist bereits wieder angesprungen. Wir werden auch im nächsten Jahr einen deutlichen Aufschwung sehen. Das verdanken wir dem Einsatz und der Stärke unserer Unternehmerinnen und Unternehmen und natürlich auch den umfassenden Hilfen der Bundesregierung, die für Stabilität in schwieriger Lage gesorgt haben. Seit Beginn der Pandemie haben wir insgesamt inklusive Kurzarbeitergeld weit über 300 Milliarden Euro bereitgestellt.

Anfang 2022 wird unsere Wirtschaft wieder auf Vorkrisen-Niveau sein. Klar ist aber, dass wir nach dieser schweren Krise mit wirtschaftspolitischer Vernunft vorgehen müssen, das heißt, wir müssen unsere Planungs- und Genehmigungsprozesse beschleunigen, die Verwaltung wie das gesamte Land schneller digitalisieren und unsere Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig stärken. Daran arbeiten wir Tag für Tag, vor und hoffentlich auch nach der Bundestagswahl.