Berlin. Es könnte ihr nächster Schritt in einer langen SPD-Karriere werden. Andrea Nahles gilt als Kandidatin für das Generalsekretärs-Amt. Die 39-jährige Rheinland-Pfälzerin zählt zur Parteilinken.
Die Rheinland-Pfälzerin mit der braunen Mähne wollte schon einmal vor vier Jahren das Generalsekretärs-Amt der SPD einnehmen. Damals rief Andrea Nahles eine Führungskrise ihrer Partei hervor und verzichtete schließlich auf eine Kandidatur. Nach dem historischen Desaster der SPD bei der Bundestagswahl scheint der Weg für die 39-Jährige jetzt frei. Da Generalsekretär Hubertus Heil auf dem Parteitag im November nicht mehr antreten will, gilt die unbequeme Vertreterin der Parteilinken nun als aussichtsreiche Nachfolgerin.
Nach dem Abrutschen der SPD auf das mit 23 Prozent bislang schlechteste Ergebnis der Sozialdemokraten bei einer Bundestagswahl überhaupt zeigte sich Nahles besorgt um ihre Partei und warnte vor internem Streit: «Was wir jetzt nicht gebrauchen können, ist, dass unsere Partei auseinanderfällt.» Zwar gilt sie schon lange als ehrgeizige Kandidatin für Führungsposten, bislang hat die stellvertretende SPD-Vorsitzende aber auch immer wieder für Konflikte gesorgt.
Seit 2005 haftete der arbeitsmarktpolitischen Sprecherin der SPD-Fraktion sogar lange das Image der «Königsmörderin» an: Damals hatte sie in einer Kampfkandidatur um das Generalsekretärs-Amt Kajo Wasserhövel ausgestochen - und damit Parteichef Franz Müntefering so verärgert, dass dieser sein Amt niederlegte. Nahles verzichtete daraufhin auf ihre Bewerbung und wurde parteiintern scharf kritisiert. Seit ihrer Wahl zur Vize-Parteichefin 2007 - unter dem damaligen SPD-Chef Kurt Beck - gilt Nahles jedoch als rehabilitiert und könnte den Posten des Generalsekretärs antreten.
Für die Literaturwissenschaftlerin wäre dies ein weiterer Schritt in ihrer bereits langen Parteikarriere: Bereits mit 18 Jahren trat sie in die SPD ein und gründete in ihrem Heimatdorf Weiler in der Eifel einen Ortsverein. Nach ihrer Zeit als Juso-Bundesvorsitzende von 1995 bis 1998 gründete sie im Mai 2000 das Forum Demokratische Linke 21 mit und übernahm dessen Vorsitz. Sie machte sich für das linke Profil in der Fraktion stark, der sie von 1998 bis 2002 angehörte. Anders als ihr prominenter Förderer, der heutige Linken-Parteichef Oskar Lafontaine, der sie einmal «ein Gottesgeschenk» nannte, wollte Nahles ihre Partei aber immer von innen heraus verändern.
Diese Devise verfolgt sie auch in der jetzigen Krise der Sozialdemokraten. «Die SPD als Partei hat eine schwere, historische Niederlage erlitten, da gibt es nichts zu beschönigen», erklärte Nahles auf ihrer Internetseite. «Klar ist aber auch: Wir werden uns die Ursachen für die Wahlniederlage genau anschauen und darauf aufbauend eine kritische und schonungslose Analyse des Zustandes der SPD vornehmen.» Die SPD stehe vor einer grundlegenden Erneuerung, mahnte Nahles. Als Generalsekretärin könnte sie dazu beitragen, das Profil ihrer Partei in der Opposition wieder zu schärfen. (afp)