Düsseldorf. NRW-Ministerpräsident Laschet hat Soforthilfen für Hochwasser-Betroffene und Kommunen angekündigt. 19.000 Helfer im Einsatz.
Die NRW-Landesregierung um Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) hat sich am Freitagvormittag zusammengefunden, um die Hochwasser-Lage in NRW zu analysieren und über Hilfen für die betroffenen Kommunen zu beraten. Die Kabinettsmitglieder sollen teils zugeschaltet werden, hieß es. Am Mittag informierte Laschet bei einer Pressekonferenz..
Nach starken Regenfällen sind Teile NRWs von Hochwasserfluten heimgesucht worden. Mindestens 43 Menschen kamen ums Leben, mehrere Dutzend wurden verletzt. Die Zahl der Toten droht jedoch noch höher zu werden, teilte die Bezirksregierung Köln am Freitagmorgen mit.
Hochwasser-Katastrophe in NRW: Land will Geld als Soforthilfe bereitstellen
„Unser Land erlebt eine Flutkatastrophe von historischem Ausmaß“, sagte Laschet am Freitag. Diese Katastrophe „muss uns wach machen“, sagte Laschet mit Blick auf mögliche Konsequenzen für den Klimaschutz. Der Ministerpräsident hob dabei hervor, dass die Landesregierung bereits jetzt etwa mit Blick auf den Kohleausstieg vieles beim Klimaschutz beschleunigt. Die jetzige Hochwasser-Katastrophe sei ein Ereignis, dass aber zu keinen weiteren schnellen Schritten verleiten müsse, meinte der Ministerpräsident.
NRW trauere gemeinsam mit den Nachbarn in Rheinland-Pfalz und in Belgien um die Opfer der Hochwasser-Katastrophe, sagte Laschet. Er dankte den „unermüdlichen Helferinnen und Helfern, vor allem der Feuerwehr.“ Auch der Bundeswehr dankte Laschet für ihren Einsatz. Erst durch sie hätten zum Teil Wege zu Orten freigeräumt werden können, die bis zum Morgen nicht erreichbar waren.
Für alle, die von der Katastrophe betroffen sind, sei nun schnelle Hilfe notwendig, erklärte Laschet. Sie seinen nötig für Geschädigt aber auch für die betroffenen Kommunen. Es werde „große finanzielle Kraftanstrengungen brauchen“, sagte Laschet. Die bisher zur Verfügung stehenden Mittel reichen laut Laschet nicht. Das Land NRW „ist bereit, jedem, der Hilfe braucht, zur Seite zu stehen“, erklärte Laschet. Der NRW-Ministerpräsiden kündigte an, es sollen Mittel für eine Soforthilfe bereitgestellt werden, die unbürokratisch und schnell verfügbar sein sollen.
Noch keine Einschätzungen zur Höhe der Schäden
Konkrete Angaben zu den geplanten Hilfsgeldern machte Laschet am Freitag nicht. Man stehe unter anderem noch mit dem Bund in Verhandlung, sagte Laschet. Für Brücken, Straßen und Schienen gelte es nun, weitere Schäden zu verhindern. Bis man einen konkreten Eindruck von der Höhe der Schäden erlangen könne, müsste erst das Wasser abfließen, sagte Laschet. Zudem sollten die nötigen Wiederaufbauschritte, zusammen mit den Landtags-Parteien beraten werden, erklärte Laschet.
Am Donnerstag hatte sich Laschet an mehreren von den Unwettern getroffenen Orten in NRW ein Bild der Lage gemacht. Bei seinem Besuch in Hagen kündigte er an, das Land NRW werde betroffenen Kommunen helfen: „Jetzt ist Hilfe des Landes erforderlich, auch wenn wir die Schäden noch nicht beziffern können. Wir werden die Kommunen und die Betroffenen nicht allein lassen, sondern Hilfe leisten, damit NRW solidarisch zusammensteht.“
NRW-Innenminister: Inzwischen 25 Städte und Kreise im Katastrophen-Zustand
Auch NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) zeigte sich ergriffen von dem „Ausmaß der Verwüstung“. Es gebe zahlreiche Verletzte und Vermisste, zu denen man derzeit keine Zahlen nenne, sagte Reul. Zahlreiche Menschen haben ihr Zuhause und ihre Lebensgrundlage verloren. „Wie groß der Schaden ist, sehen wir erst, wenn das Wasser weg ist.“
Mehr als 19.000 Hilfskräfte sind seit Dienstag im Einsatz, erklärte Reul. Bis dato seien mehr als 33.000 Einsätze registriert worden. Inzwischen sei die Zahl der durch Starkregen- und Hochwasser betroffenen Kreise auf 25 angewachsen, berichtete Reul. „Weite Teile des Rheinlandes und Teile des Ruhrgebiets sind durch diese Katastrophe betroffen“, sagte Reul.
Hochwasser-Katastrophe: Orte evakuiert wegen instabiler Talsperre
Allein im Kreis Euskirchen starben nach Polizeiangaben von Donnerstag 15 Menschen. Es waren am Donnerstagabend jedoch laut Polizei noch mindestens 20 Menschen vermisst. In Erftstadt-Blessem stürzten durch die Wassermassen drei Wohnhäuser ein und ein Teil der dortigen Burg, sagte NRW-Innenminister Reul.
An der Steinbachtalsperre werden die Orte Schweinheim, Flamersheim und Palmersheim evakuiert. Die Talsperre sei von einem Sachverständigen als „sehr instabil“ eingestuft worden, sagte der Landrat des Kreises Euskirchen, Markus Ramers (SPD). Von der Evakuierung seien 4500 Menschen betroffen.
Auch entlang der Ruhr rechne man mit weiteren Überschwemmungen, weil eine Talsperre geöffnete werden müssen, sagte Reul. Der Innenminister zeigte sein Unverständnis über Gaffer und Schaulustige: Er appelliere daran, „die Helfer in Ruhe arbeiten zu lassen“, sagte Reul. Die Problematik vor Ort werde noch dadurch gesteigert, dass örtlich auch das Mobilfunknetz zusammengebracht ist, erklärte Reul.
Auch NRW-Umweltministerin Ursula Heinen-Esser will am Freitag über die Lage nach dem Unwetter in NRW informieren. Bei der Pressekonferenz, die um 13.30 Uhr beginnen soll, sei auch der Leiter Hochwasserinformationsdienstes des Landesumweltamtes und ein Vertreter des Deutschen Wetterdienstes.
(mit dpa)