Düsseldorf. Der Anteil von Covid 19 als Todesursache war in NRW in den ersten zehn Monaten 2020 insgesamt einstellig. Doch was sagt das aus?
Die Statistikbehörden aller Bundesländer haben am Donnerstag vorläufige Zahlen zu den Todesursachen im Jahr 2020 veröffentlicht und reagieren damit nach eigenen Angaben „auf den großen Informationsbedarf nicht nur zum Thema Corona.“ Denn eigentlich wird die Statistik zu den Todesursachen nur einmal jährlich veröffentlicht - im Oktober.
Insgesamt 173.525 Todesfälle waren in NRW zwischen Januar und Oktober 2020 registriert worden, teilte das Statistikamt IT NRW mit. Bei 2026 Menschen davon wurde Covid 19 als Todesursache festgestellt. In 619 Fällen galt die Formulierung, Personen starben „mit“ Corona. Alleine im April 2020, also kurz nachdem die erste „Welle“ in NRW Fahrt aufnahm, wurden 1029 Todesfälle in Verbindung mit Corona gebracht.
NRW: Mehr als 15.000 weitere Corona-Tote seit Oktober 2020
Der Anteil der Corona-Toten lag demnach in NRW bei 1,2 Prozent, ermittelten die Statistiker. Haupt-Todesursachen waren andere Krankheiten: 52.113 Menschen erlagen einer Kreislauferkrankung (30,7 Prozent), 42.844-mal war Krebs Todesursache (25.2 Prozent), an dritter Stelle stehen Atemwegserkrankungen (ohne Krebs) mit 6,9 Prozent Anteil (11.763 Fälle).
Vergleicht man die Zahl der Corona-Toten bis Oktober 2020 mit der aktuellen Zahl, deutet sich allerdings eine dramatische Entwicklung an: Denn laut Robert-Koch-Institut (RKI) ist die Zahl der Corona-Toten („an“ und „mit“ Corona gestorben) inzwischen in NRW auf 17.190 gestiegen (Stand: 8. Juli, 0 Uhr). Seit Oktober 2020 also hat sie sich also innerhalb von gut acht Monaten mehr als versechsfacht.
Todesursache nicht immer durch Labortest belegt
Leichte Abweichungen in den Statistiken sind jedoch möglich, heißt es bei IT NRW: Die jetzt veröffentlichten NRW-Zahlen umfassen nur Personen, die in NRW gemeldet waren. Das RKI wiederum meldet die Zahl der Menschen, die in NRW starben - ohne Rücksicht auf ihre Meldeadresse. „Das kann zu Verschiebungen führen“, erklärt eine Sprecherin von IT.NRW auf Nachfrage.
Bundesweit zählten die Statistiker zwischen Januar und Oktober 2020 demnach 30.136 Tote, die „an“ Covid 19 gestorben waren; in 6155 wurde Covid 19 als „Begleiterkrankung“ gewertet (17 Prozent). Bei IT.NRW weist man darauf hin, dass unter den Corona-Toten auch Fälle enthalten sind, „bei denen laut Todesbescheinigung nicht klar war, ob die Angaben zur Todesursache aus einem Labortest beruhen oder die Covid-Infektion auf Verdacht vermerkt wurde.“
Sterbestatistik: Erst die komplette Jahres-Bilanz ermöglicht Rückschlüsse
„Mit den neuen monatlichen Berichten zu ausgewählten vorläufigen Daten der Todesursachenstatistik stehen erste Ergebnisse der amtlichen Statistik nun schneller zur Verfügung“, teilte Dr. Georg Thiel mit, Präsident des Statistischen Bundesamts. Grund dafür sei das „gestiegene Interesse“, über die Todesursachen die Auswirkungen von Corona besser einordnen zu können.
Wie diese Zahlen zu interpretieren sind, lassen die Statistiker offen - zumal die Jahresbilanz erst im Oktober komplett sein wird, wenn auch die Monate November und Dezember 2020 statistisch aussagefähig erfasst seien, sagt die Sprecherin von IT NRW: „Erst dann lassen sich genauere Untersuchungen anstellen, inwieweit Corona zum Beispiel auch zu Todesfällen geführt hat, etwa indem Menschen Vorsorge-Untersuchungen vernachlässigt hatten oder zum Beispiel bei Herzproblemen keinen Arzt konsultiert hatten.“
Gesprächsstoff dürfte der Blick in die vorläufige Todesfall-Statistik auf alle Fälle bieten. Für manche dürfte sich die Frage aufdrängen, ob 1,2 Prozent Anteil der Corona-Toten in NRW im Verhältnis zu den Maßnahmen im Kampf gegen die Pandemie stehen. Man könnte den Wert auch als Zeichen des Erfolgs betrachten, ist bei Statistikern zu hören: „Ohne Lockdowns, Maskenpflicht oder Hygienauflagen wäre die Zahl der Corona-Toten womöglich noch höher.“