Düsseldorf. Betreiber von Corona-Testzentren erhalten ab sofort weniger Geld. Deutlich gesunkene Nachfrage nach Bürgertests, Schließungswelle wird erwartet.
Nach einem zwischenzeitlichen Ansturm auf die Corona-Testzentren hat sich die Zahl kostenloser Bürgertests mittlerweile halbiert. Im NRW-Gesundheitsministerium geht man davon aus, dass im Juli viele Testzentren schließen dürften bzw. bereits geschlossen sind. Zumal sie ab diesem Monat weniger Geld je Test erhalten.
Laut Gesundheitsministerium wurden im Juni täglich zwischen 250.000 und 445.000 Corona-Schnelltests aus den Bürgertestzentren gemeldet. Im Mai waren es hingegen bis zu einer Million. 8735 Testzentren waren Mitte Mai bei den Behörden in NRW angemeldet. Zum aktuellen Stand gibt es im Ministerium keine Einschätzung, teilt ein Sprecher auf Anfrage mit.
Kostenloser Bürgertest: Pauschale sinkt von 18 auf 11.50 Euro
„Wir gehen derzeit von mehreren hundert in letzter Zeit geschlossenen Teststellen aus“, berichtet ein Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein. Bei der KV Westfalen-Lippe rechnet man ebenfalls damit, dass Betreiber manche der Testzentren schließen werden, „weil sich die Rahmenbedingungen verändert haben“, sagt ein Sprecher: Weil alle Kommunen in NRW inzwischen zur Inzidenzstufe eins zählen, sind bestätigte negative Coronatests nur noch in den wenigsten Fällen notwendig, erklärt der Sprecher. Zudem steigt die Zahl komplett gegen Corona Geimpfter mit jedem Tag.
Während die Testzentren seit März pauschal 18 Euro je gemeldetem Corona-Schnelltest abrechnen konnten, gibt es ab sofort weniger Geld: Seit 1. Juli werden drei statt sechs Euro für das Testmaterial und 8.50 Euro statt 12 Euro für die restlichen Kosten wie Personal oder Raummiete erstattet. Inzwischen sind Corona-Schnelltests im Einzelhandel für unter einen Euro je Stück erhältlich.
KV Nordrhein zahlte bis dato fast 244 Millionen Euro an Testcenter-Betreiber
Das Geschäft mit den Bürgertests gilt als lukrativ, Testzentren schossen in April und Mai regelrecht aus dem Boden - aber gegen einige Betreiber wird inzwischen wegen des Verdachts von Betrug mit „Phantom-Tests“ ermittelt. Die Betreiber privater Testzentren mit Sitz in NRW hatten alleine in Bereich der KV Nordrhein für den Monat März 17,5 Mio Euro angefordert, „im Leistungsmonat April wurden 83,4 Mio. Euro und im Leistungsmonat Mai 2021 insgesamt 143 Mio. € abgerechnet“, teilt die KV Nordrhein mit, die mit der KV Westfalen-Lippe für die Abrechnungen der Bürgertests zuständig ist.
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Aus Sicht des Landes sind Corona-Schnelltests die „dritte Säule“ in der Pandemie-Bekämpfung: „Die Tests helfen, eine Infektion oder gar einen Ausbruch schnell zu erkennen und entsprechend zu reagieren.“ Inzwischen aber wird der Einsatz von Testzentren hinterfragt. Die 7-Tagesinzidenz in NRW lag am Donnerstag bei 5,7. Laut Robert-Koch-Institut waren landesweit nur 222 neue Corona-Fälle gemeldet worden. „In den Testzentren werden inzwischen reihenweise Menschen getestet, die gesund sind“, sagt etwa ein Sprecher der KV Westfalen-Lippe: „Man könnte fragen, ob das nicht irgendwann dem Land zu teuer wird.“
Testzentren dürfen jetzt „pausieren“
Wenn der weitere Betrieb - etwa wegen der Sommerferien - vorerst nicht lohnt, könnten Testzentren bis auf Weiteres ab sofort auch pausieren: „Sie (können dann) zu einem späteren Zeitpunkt ihre Tätigkeit ohne erneutes Antrags- und Beauftragungsverfahren wiederaufnehmen“, erklärt ein Sprecher des NRW-Gesundheitsministeriums. „Dieses Angebot soll ein Wiederhochfahren der Teststruktur im Bedarfsfall ermöglichen“, sagt der Sprecher mit Blick auf die Debatte über eine mögliche vierte Corona-Welle infolge der sich auch in Deutschland ausbreitenden „Delta-Variante“ des Virus.
Zum aktuellen Stand der Testzentren plant man im Gesundheitsministerium im Juli eine Abfrage in den Kommunen. Die derzeit gemeldeten täglichen Testzahlen hätten sich inzwischen „stabilisiert“.