Lissabon/Madrid. Die Delta-Variante des Coronavirus breitet sich in Portugal aus, Urlauber verlassen das Land. Wird es bald auch in Spanien so sein?
- Die Delta-Variante breitet sich in Portugal aus
- Deshalb gilt das Land jetzt als Virusvariantengebiet
- Die Inzidenz in Portugal steigt derweil weiter an, gleiches gilt für Spanien
Es ist ein schwerer Schlag für Portugals Tourismus. Die sich dort rasend schnell ausbreitende Virusvariante Delta ist auf dem Weg, die Sommerferienpläne von Hunderttausenden Europäern zu durchkreuzen. Deutschland, traditionell das zweitwichtigste Herkunftsland ausländischer Urlauber in Portugal, erklärte das Urlaubsland am Atlantik nun wegen des Delta-Vormarsches zum Virusvariantengebiet. Grund: Die neue hochansteckende Delta-Mutation ist in ganz Portugal inzwischen der vorherrschende Virustyp.
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Hunderte deutsche Touristen, die sich derzeit in Portugal aufhalten, packten am Wochenende in aller Eile die Koffer. Sie wollten noch vor Beginn der 14-tägigen Zwangsquarantäne, die an diesem Dienstag für alle deutschen Portugal-Heimkehrer in Kraft tritt, nach Deutschland zurückreisen. Die neue Quarantänepflicht gilt wegen des erhöhten Ansteckungsrisikos sogar für Geimpfte und kann auch nicht durch einen negativen Coronatest verkürzt werden. Reiseveranstalter, wie der Portugal-Spezialist Olimar, boten ihren deutschen Kunden eine vorzeitige Rückkehr an.
Reiseveranstalter sagen Portugal-Reisen wegen Delta-Variante ab
Mehrere Reiseveranstalter inzwischen Touren in das Land abgesagt.
- Bei der Tui Deutschland gilt dies für Buchungen mit geplanter Anreise bis einschließlich 31. Juli.
- Im Laufe des Montags bestand für Betroffene noch die Möglichkeit, gebührenfrei auf andere Ziele umzubuchen, teilte das Unternehmen mit. Kommt es zu keiner Umbuchung, werde die Reise gebührenfrei storniert.
- Die DER Touristik, zu der unter anderem die Marken Dertour, ITS und Jahn Reisen zählen, sagte ihre Portugal-Reisen bis zum 13. Juli ab.
- Gästen mit geplanten Anreiseterminen bis zum 31. Juli bietet das Unternehmen eine kostenlose Umbuchung auf alternative Reiseziele an.
- Sogar über den Juli hinaus hat der Studienreisenspezialist Studiosus seine Portugal-Trips storniert.
- Da das Unternehmen „bei anhaltend zunehmenden Infektionszahlen“ davon ausgehe, dass die Einstufung als Virusvariantengebiet verlängert werde, „sehen wir uns gezwungen, alle unsere Portugal-Reisen mit Abreise bis einschließlich 31. August abzusagen“, hieß es am Montag es auf der Studiosus-Website.
Portugal: Rächt sich der laxe Umgang mit dem Coronavirus?
Noch vor einigen Tagen hatte Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel gewarnt, dass Portugal nicht entschlossen genug gegen die neue Delta-Variante vorgehe. "Wir haben jetzt eine Situation in Portugal, die hätte man vielleicht vermeiden können", sagte Merkel. Dieser Pfeil zielte auf die Weigerung Portugals, den Reiseverkehr mit Großbritannien, dem momentan schlimmsten europäischen Delta-Brennpunkt, zu beschränken. Deutschland und andere europäische Länder wie etwa Österreich, die Schweiz oder auch Frankreich haben bereits vor Wochen Quarantänepflichten für alle Einreisenden aus Großbritannien verhängt. Lesen Sie auch: Delta-Variante: Warum Schnelltests Corona-Infektion nicht erkennen
Auch das Champions-League-Finale Ende Mai in der portugiesischen Stadt Porto zwischen den britischen Spitzenclubs Manchester City und FC Chelsea war vermutlich keine gute Idee – die meisten der 16.500 Fans im Stadion waren aus Großbritannien angereist. Die lockere Haltung der portugiesischen Regierung hinsichtlich Großbritanniens, dem allerwichtigsten Tourismusmarkt Portugals, ließ einen bösen Vorwurf aufkommen: Ist der Regierung das Tourismusgeschäft wichtiger als der Gesundheitsschutz?
Portugal: Corona-Inzidenz steigt weiter
Versäumnisse im Umgang mit Delta rächen sich nun möglicherweise in Portugal: In den beiden meistbesuchten Tourismusregionen, im Großraum Lissabon und an der Algarve-Urlaubsküste, explodieren wegen Delta die Corona-Ansteckungen. In der Hauptstadtregion stieg die 7-Tage-Fallhäufigkeit am Wochenende auf 210 Fälle pro 100.000 Einwohnern. Dort liegt nach Behördenangaben der Delta-Anteil an den Neuinfektionen bereits bei über 70 Prozent. An der Algarve betrug die wöchentliche Inzidenz zuletzt 176 Fälle. Landesweit werden inzwischen bereits mehr als die Hälfte aller Ansteckungen auf Delta zurückgeführt. Auch interessant: Delta-Variante: Das sind die Folgen für Geimpfte und Genesene
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Die landesweite Coronainzidenz Portugals liegt mittlerweile bei fast 94, es ist die höchste Ansteckungsrate in der gesamten EU – Deutschland meldete am Dienstag einen Wert von weniger als 6. Im Frühjahr konnten sich die Portugiesen noch über die niedrigsten Infektionszahlen Europas freuen. Nun muss die Lockerung der Coronaregeln zurückgenommen werden: Lissabon wurde, zunächst nur an den Wochenenden, wieder zum Corona-Sperrgebiet. Zudem wurden in der Hauptstadt wie an der Algarve die Öffnungszeiten der Gastronomie gestutzt. Und Homeoffice wurde wieder Pflicht
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Delta-Variante: Ist Spanien das nächste betroffene Urlaubsland?
Das nächste Ferienland, dessen Urlaubsstimmung durch Delta getrübt werden könnte, ist möglicherweise Portugals Nachbar Spanien. Dort ist die Inzidenz nach Zahlen unserer Redaktion auf fast 60 Fälle pro 100.000 Einwohner gekletter. Auch dort und Mallorca ist Delta und in anderen Urlaubsregionen auf dem Vormarsch. Der Delta-Anteil wird auf der Mittelmeerinsel Mallorca bereits auf 25 Prozent geschätzt. Lesen Sie auch: Corona: Diese Symptome zeigen Kinder bei der Delta-Variante
Spanien erlag bedauerlicherweise wie Portugal der Versuchung, den Virenschutz dem Tourismus zu opfern. Ähnlich wie Portugal verhängte Spanien für Reisende aus der Delta-Hochburg Großbritannien, dem wichtigsten Urlaubsmarkt, keinerlei Beschränkungen.
Mallorca: Partytourismus wird zur Virenschleuder
Hinzu fügt sich die Schreckensnachricht, dass auf Mallorca der Partytourismus wieder zur Virenschleuder wird: Über 800 junge Spanier, die auf der Insel ihren Abschluss feierten, steckten sich in den letzten Tagen an.
Bisher sind offenbar noch keine ausländischen Touristen von dieser Virusexplosion auf der Insel betroffen. Aber Bilder aus der deutschen Ferienhochburg an der Playa de Palma, auf denen man Hunderte germanische Urlauber ohne Sicherheitsabstand und Maske feiern sieht, lassen Befürchtungen wachsen, dass auch Mallorca dieses Jahr keinen ruhigen Sommer haben wird.
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