Berlin. Die deutschen Behörden stellen sich auf Cyberangriffe durch Hacker vor der Bundestagswahl 2021 im Herbst ein. Das Risiko ist gegeben.

Wie sicher ist die Bundstagswahl 2021 vor Cyberangriffen? Die Risiken sind gestiegen - doch die Behörden wollen die Sicherheit der Wahl mit einem hohen Aufwand gewährleisten. Im Fokus stünden nicht nur mögliche Desinformationskampagnen im Wahlkampf, sondern auch Cyberattacken auf die Wahlinfrastruktur, wie Bundeswahlleiter Georg Thiel und der Präsident des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Arne Schönbohm, am Dienstag in einer Online-Pressekonferenz erläuterten.

"Bereits seit Monaten und bis über den Wahltag hinaus arbeiten wir mit unseren Partnern daran, alles für eine ordnungsgemäße Wahl zu tun", erklärte Thiel. Die Bedrohung zeichne sich verglichen mit der vergangenen Bundestagswahl im Jahr 2017 zum einen durch eine fortschreitende Digitalisierung aus, sagte Schönbohm. Immer mehr Menschen zögen ihre Informationen aus dem Internet. Gerade in Zeiten der Corona-Pandemie habe die Online-Kommunikation noch einmal an Bedeutung gewonnen. Lesen Sie auch: Wahlprogramme zur Bundestagswahl: Das sind die Pläne der Parteien

"Komplexe Bedrohungslage" durch Cyberangriffe vor Bundestagswahl

Zum anderen seien Manipulationsversuche im US-amerikanischen Wahlkampf 2020 oder vor der französischen Präsidentschaftswahl 2017 bekannt, wo interne Dokumente von Emmanuel Macrons Wahlkampf-Team hochgeladen wurden. "Wir haben es mit einer sehr komplexen Bedrohungslage zu tun", warnte Schönbohm. "Da wir das in anderen Ländern gesehen haben, gehen wir einfach davon aus, dass dieses hier in Deutschland als wirtschaftlich potenteste Macht innerhalb Europas auch attraktiv ist."

Es gebe entsprechende Indikatoren, "und deshalb sind wir sehr wachsam", erklärte Schönbohm weiter. Hacker könnten beispielsweise versuchen, die Accounts von Bundestagskandidaten zu kapern und unter ihren Namen Beiträge zu posten. Zudem könnten bestimmte Daten zu unpassenden Zeiten veröffentlicht werden.

Eine weitere Gefahr stellten Schönbohm zufolge neue technische Manipulationsmöglichkeiten wie sogenannte Deep-Fakes dar: Mittels Künstlicher Intelligenz werde aus zwei Videofilmen mit ähnlichen Szenarien ein Film zusammengeschnitten, wobei das Gesicht der Person aus dem einen Film auf das Gesicht der Person im anderen Film übertragen werde. "Das sind alles Szenarien, die eintreten könnten", betonte er. Aus diesem Grund müsse auch die Abwehrfähigkeit der Kandidaten in diesem Bereich gestärkt werden. Auch interessant: Fake News: Wie leicht ist die Bundestagswahl manipulierbar?

Ablauf der Briefwahl: Häufiges Beispiel für Desinformation

Als ein Beispiel für Desinformation nannte Thiel die am Jahresanfang gestreuten Zweifel am ordnungsgemäßen Ablauf der Briefwahl. "Es gibt Briefwahlen seit 1957. Wir haben seit 1957 keine Ansatzpunkte dafür gehabt, dass die Wahlen insgesamt dadurch manipulationsanfälliger geworden sind." Es sei auch nicht wahr, dass die Urnen, in denen Briefwahlstimmen landen, geöffnet werden könnten und das Wahlergebnis so verfälscht werden könnte.

Wegen der Corona-Pandemie dürfte die Abstimmung per Brief bei der Bundestagswahl 2021 besonders attraktiv sein. Dazu muss bei der Gemeinde des Hauptwohnsitzes ein Wahlschein beantragt werden. Lesen Sie hier, was die Briefwahl entgegen der häufigen Bedenken sicher macht.

(raer/afp/dpa)