Berlin. Am Streit um Jerusalem sind alle Friedensgespräche im Nahen Osten gescheitert. Warum Joe Biden jetzt seine Stellung klar machen muss.

Israel unter Raketenbeschuss – die Explosionen und Einschläge ließen eine Illusion zerplatzen. Vom alten Nahost-Konflikt schien wenig übrig zu sein, seit immer mehr arabischen Staaten Beziehungen zu Israel aufnahmen. Doch die vermeintliche Ruhe, die sich in der Region gleichzeitig ausbreitete, war trügerisch.

In Jerusalem wuchs schon seit Tagen der Zorn. Die Frustration in der arabischen Bevölkerung hat mehr als einen Grund: Die erneute Absage der palästinensischen Wahlen und das harte Durchgreifen der israelischen Polizei während des Ramadan. Dazu kamen Provokationen von Siedlern und die bevorstehenden Zwangsräumungen von Häusern in Ost-Jerusalem, in den palästinensische Familien wohnen. Die radikal-islamische Hamas und andere Islamisten schürten die Wut.

Jerusalem: Im Streit um die Heilige Stadt scheitern die Verhandlungen

Viele Palästinenser hoffen immer noch, dass der Ostteil Jerusalems einmal Hauptstadt ihres eigenen Staates wird. Das ist inzwischen ein äußerst ferner Traum. Doch ohne eine Lösung für Jerusalem ist kein Frieden im Nahen Osten möglich. Am Streit über die Heilige Stadt sind bisher alle Verhandlungen gescheitert.

Joe Biden muss im Nahost-Konflikt Farbe bekennen, kommentiert Gudrun Büscher.
Joe Biden muss im Nahost-Konflikt Farbe bekennen, kommentiert Gudrun Büscher. © Reto Klar | Reto Klar

Israel hat von arabischer Seite – auch dank der Hilfe des früheren US-Präsidenten Trump - überraschende Anerkennung erfahren. Aber die Palästinenser außenvor gelassen. Einen einseitigen Frieden gibt es nicht.

Joe Biden muss jetzt Farbe bekennen

Jetzt wäre es ein Fehler, sich auf das zynische Spiel der militanten Islamisten einzulassen, denen es vor allem darum geht, mit ihrem Terror gegen Israel im innerpalästinensischen Machtkampf zu punkten. Deeskalation ist das Gebot der Stunde, bevor der Konflikt wie im Gaza-Krieg 2014 völlig aus dem Ruder läuft. Dieses Mal gibt es eine kleine Chance.

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Nach der Brachialpolitik von Donald Trump sind in den USA die Stimmen der Vernunft wieder vernehmbar. Es wird Zeit, dass der neue US-Präsident Joe Biden Farbe bekennt. Auch wenn Joe Biden die von Trump nach Jerusalem verlegte US-Botschaft dort belassen will, kann er sich in der Region, die er sehr gut kennt, als ehrlicher Makler beweisen. Die Zeit dafür ist günstig, wie lange nicht: Die Europäer und die UNO warten nur darauf, mit dem Demokraten im Weißen Haus wieder an einem Strang zu ziehen.