Berlin. Tilman Kuban warnt die Union vor einem Machtverlust bei der Bundestagswahl im September. Der SPD wirft er mangelnde Kollegialität vor.

24,1 Prozent in Baden-Württemberg, 27,7 Prozent in Rheinland-Pfalz – das Superwahljahr hat für die CDU mit schweren Niederlagen in einstigen Hochburgen begonnen. Der Chef der Jungen Union, Tilman Kuban, spricht im Interview über Ursachen und Konsequenzen.

Historische Wahlniederlagen für die CDU im Südwesten – lag das an schwachen Spitzenkandidaten oder eher am Corona-Management der Bundesregierung?

Tilman Kuban: Das war ein bitterer Wahlabend. Für die Ergebnisse gibt es mehrere Ursachen: Sehr beliebte Amtsinhaber, einige Landesthemen und natürlich auch die Maskenaffäre wie auch die Unzufriedenheit mit dem Corona-Management. Letzteres wurde durch Streit und unkollegialen Umgang in der Bundesregierung sicher befeuert.

Jens Spahn, Peter Altmaier – die Fehler im Corona-Management machen vor allem Unionsminister.

Kuban: Die Menschen wollen, dass es funktioniert und regen sich völlig zurecht darüber auf, dass bei der Pandemiebekämpfung nicht alles rund läuft. Aber Peter Altmaier und Jens Spahn werden für Sachen verantwortlich gemacht, für die sie gar nicht verantwortlich sind. Altmaier ist bei der Auszahlung der Wirtschaftshilfen in die Bresche gesprungen, weil Finanzminister Scholz und die Länder sich weggeduckt haben. Auch das Kaufen und Organisieren der Tests ist Aufgabe der Länder. Was die Sozialdemokraten da gerade machen, ist eine Frechheit. Dabei merken sie jedoch nicht mal, dass es ihnen nicht hilft.

Droht der Union im Bund der Machtverlust?

Kuban: Bei jeder Wahl muss man sich neu beweisen und um Vertrauen werben. Wir haben kein Abo auf das Kanzleramt. Aber wenn wir unsere Zukunftsagenda für das Modernisierungsjahrzehnt jetzt gestalten, bin ich mir sicher, dass wir bei der Bundestagswahl wieder das Vertrauen der Menschen gewinnen können. Es geht darum, eine neue inhaltliche Aufstellung und ein neues Team zu präsentieren.

Sie wollten eigentlich Friedrich Merz als CDU-Chef. Trauen Sie Armin Laschet zu, die Union aus der Krise zu führen?

Kuban: Ja, die CDU hat schon oft genug bewiesen, dass wir aus Krisen gestärkt hervorgehen. Das schaffen wir vor allem als Team – mit Armin Laschet an der Spitze.

CDU leckt ihre Wunden nach historischen Wahlschlappen im Südwesten

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    Eine Mitverantwortung für die Niederlagen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz trägt Laschet nicht?

    Kuban: Wir gehen als Team in die Wahl und tragen alle Verantwortung für Niederlagen. Das gilt für uns alle – egal ob JU-Vorsitzender oder CDU-Chef. Das Gleiche gilt übrigens auch für Erfolge.

    Wird Laschet denn Kanzlerkandidat? CSU-Chef Markus Söder hat die besseren Umfragewerte – auch unter den Anhängern der Union.

    Kuban: Armin Laschet hat das erste Zugriffsrecht und Markus Söder hat ein Vetorecht für sich beansprucht. Die Vorsitzenden von CDU und CSU werden sich zusammensetzen und die beste Lösung für Deutschland und die Union präsentieren. Für die Erfolgsaussichten sind die Umfragewerte ein wichtiger Indikator, aber sicher nicht der einzige. Ein Kanzlerkandidat muss auch die Partei hinter sich versammeln und die Menschen begeistern können. Wir haben da ein Luxusproblem. Ich traue es beiden zu.

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