Düsseldorf. Beim Impfdialog NRW hat Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann Fragen beantwortet. Dabei ging es um den Impfstand und den AstraZeneca-Wirkstoff.
- Die Corona-Lage in NRW entspannt sich etwas. Allerdings solle man angesichts von Coronavirus-Mutationen und bestehender Probleme in der Pflege nicht zu früh jubeln - so ein Fazit aus dem „Impfdialog NRW“ zu dem das NRW-Gesundheitsministerium eingeladen hatte.
- Zu den Gästen zählten Ärztin Dr. Carola Holzner, Sandra Postel von der Pflegekammer NRW und Infektiologe Dr. Burkhard Rieke.
- Laut Experten ist der Impfstoff von AstraZeneca „besser als sein Ruf“ und kann dabei helfen, einem schweren Krankheitsverlauf zu entgehen.
- Impfungen bei Hausärzten stehen laut Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann erst zur Debatte, wenn es dafür auch genügend Impfstoff gibt.
Das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales in Nordrhein-Westfalen hat am Montagabend zum „Digitalen Impfdialog“ eingeladen. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann stellte sich dabei den Fragen der Beschäftigten im Gesundheitswesen.
Als Experten mit dabei: Dr. Carola Holzner, auch bekannt als „Doc Caro“, Ärztin in der Universitätsklinik Essen, Sanda Postel vom Einrichtungsausschuss der Pflegekammer NRW und Dr. Burkhard Rieke, Tropenmediziner und Infektiologe.
Impfungen in NRW: Zahl der Impfdosen ist entscheidend
Karl-Josef Laumann betonte, dass die bisherigen Impfungen schon geholfen hätten, die Corona-Lage im Land etwas zu entspannen. Die Altenheime seien quasi alle mit Impfstoff versorgt und alle Menschen über 80 Jahren hätten einen Impftermin. Nun wolle man den Menschen über 70 und den Angestellten in Arztpraxen, Behinderteneinrichtungen, Kitas und Grundschulen ein Impfangebot machen. Wie schnell das geht, hänge vor allem von der Verfügbarkeit der Impfstoffe ab.
„Wir sollten jetzt alles verimpfen, was geht“, betonte Laumann. Dabei werde sich, so meinte er, die Skepsis gegenüber dem Impfstoff von AstraZeneca „schnell relativieren“. Pro Woche sollen ab jetzt rund 100.000 Menschen in Nordrhein-Westfalen mit Impfungen versorgt werden.
Corona-Lage in NRW entspannt sich etwas
Dass sich durch die Impfungen die Lage in Sachen Corona in NRW etwas entspannt, bestätigten die Experten, die das Ministerium zum Impfdialog eingeladen hatte. „Wir sehen einen guten Trend“, erklärte Dr. Carola Holzner von der Uniklinik Essen. „Wir haben seit einiger Zeit keinen Zuwachs an Patienten mehr, die wir mit Covid aufnehmen.“ Allerdings warnte sie vor zu frühem Jubel, angesichts der Coronavirus-Mutationen, die derzeit auf das Gesundheitssystem zukommen.
Auch Sandra Postel vom Einrichtungsausschuss der Pflegekammer NRW sprach von einer Entspannung im Bereich Pflege, was Corona angeht. Gut sei damit aber nicht alles. „Die Situation in der Pflege war auch schon vor Corona angespannt“, erklärte sie mit Verweis auf den Fachkräftemangel in dem Bereich.
Impfstoff von AstraZeneca: „Besser als sein Ruf“
Die Skepsis, die sich gegenüber dem Impfstoff von AstraZeneca in den vergangenen Wochen herausgebildet hatte, sahen die beiden zugeschalteten Mediziner als unnötig an. „Der Impfstoff ist wesentlich besser, als sein Ruf“, sagte Dr. Carola Holzner. Auch der zweite Mediziner, Dr. Burkhard Rieke erklärte, er würde sich sofort mit dem Impfstoff impfen lassen. „Es ist bitter, wenn Menschen, die Impftermine haben, diese nicht wahrnehmen“, sagte er.
Dr. Carola Holzner ordnete die „Nebenwirkungen“ durch den AstraZeneca, die oft schon nach der ersten Impfung auftreten, ebenfalls ein: Es seien ganz normale Reaktionen des Immunsystems und als solche ja eigentlich genau erwünscht. „Als Nebenwirkung würde ich es eher sehen, wenn jemand eine allergische Reaktion auf den Impfstoff hat“, sagte sie. Dr. Burkhard Rieke äußerte sich auch zur Wirksamkeit des Impfstoffes. Diese sei höher, als es die ersten Studien vermuten ließen – vor allem, wenn es um die Reduzierung von Einweisungen ins Krankenhaus ginge. „Wir haben Sorge vor den schweren Verläufen“, sagte Rieke. Und genau diese könne auch der AstraZeneca-Wirkstoff deutlich reduzieren.
Vorerst keine Impfung bei Hausärzten in NRW
Der Idee von Dr. Carola Holzner, eventuell übriggeblieben Impfstoff bei den Impfzentren abends an Impfwillige zu geben, entgegnete Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann mit dem Hinweis darauf, dass man etwaige nicht gebrauchte Impfdosen auch noch am nächsten Tag verwenden könnte. „Wir wollen keine Schlangen vor den Impfzentren, in denen sich die Menschen anstecken könnten“, sagte er.
Gleichwohl wollte er nicht ausschließen, dass solche Szenarien möglich wären, wenn erstmal genug Impfstoff zur Verfügung stehe. Gleiches gelte auch für eine Mögliche Impfung bei den Hausärzten. „Diese Frage stellt sich überhaupt erst, wenn wir genug Impfstoff zur Verfügung haben“, sagte er.