Berlin. Die neuen und alten Corona-Maßnahmen haben wenig mit Aufbruch zu tun. Redakteurin Diana Zinkler sieht keine Perspektive für Familien.

Der gestrige Bund-Länder-Gipfel ist eine Art Durchbruch. Zumindest für die FFP2-Maske, der bisherige Goldstandard unter den Masken soll nun zum Alltagsgegenstand werden – und Pflicht. In Geschäften, im Personennahverkehr, öffentlichem Nahverkehr, im Altenheim und am Arbeitsplatz darf es kein ohne mehr geben.

Vorbei sind die Zeiten der lustigen Smiley-Maske, des ollen Stofffetzen, ab jetzt soll nur noch die FFP2-Variante oder der Standard KN95/N95 Nase und Mund vor den Coronaviren schützen. Ansonsten hatten die neuen und alten Beschlüsse zum Lockdown, die bis zum späten Mittwochabend verhandelt wurden, wenig mit Durchbruch, Aufbruch oder aufatmen zu tun. Lesen Sie hier: Corona-Gipfel: Alle Beschlüsse und Maßnahmen im Überblick

Mutiertes Coronavirus bereitet weiter Sorgen

Die Parole der Stunde heißt weiterhin: durchhalten. Vor allem wegen des mutierten Coronavirus. Auch wenn die Corona-Fallzahlen sinken, ist weiterhin große Vorsicht geboten.

Diana Zinkler, Politik-Korrespondentin der Funke Mediengruppe, kommentiert.
Diana Zinkler, Politik-Korrespondentin der Funke Mediengruppe, kommentiert. © Krauthoefer | Krauthoefer

Auch wenn Beschlüsse wie zum Homeoffice sich sogar positiv auf den Corona-Pandemie-Alltag auswirken können. Denn Firmen müssen nun ihren Mitarbeitern erlauben, von zu Hause aus arbeiten zu können und wenn das nicht geht, es begründen. Eine Regelung, die nebenbei sicherlich noch Auswirkungen auf die Zeit nach der Corona-Pandemie haben wird. Arbeiten wird endlich flexibler. Außerdem wird das Homeoffice in manchen Betrieben wie auch Behörden den Zwang zur Digitalisierung erhöhen.

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Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass durch die Corona-Maßnahmen auch die Zahl der Infektionen sinkt. Denn auch das wurde jedes Mal auf den Bund-Länder-Gipfeln betont, dass erst, wenn wieder eine 7-Tage-Inzidenz von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohnern erreicht ist, wir wieder auf ein bisschen Normalität hoffen dürfen. Im Moment liegt diese bei 131, Stand vom Dienstag. Ob bis zum 14. Februar, bis dahin soll dieser Lockdown jetzt voraussichtlich andauern, die Inzidenz so weit unten ist, dass Geschäfte, Restaurants und Schulen wieder öffnen, ist nicht berechenbar. Denn das Coronavirus ist unberechenbar.

Corona: Keine Perspektive für Familien

Doch die Sache mit dem Homeoffice hat einen Haken. Einer, der so tief im Fleisch der Eltern sitzt, dass er offenbar wieder einmal von den Teilnehmern des Bund-Länder-Gipfels nicht gesehen wurde – oder absichtlich übersehen. Lesen Sie hier: Corona-Gipfel: Schulen bleiben bis Mitte Februar geschlossen

Denn für die durch den Lockdown besonders gebeutelten Familien geben die neuen Beschlüsse keine Perspektive. Im Grunde lautet die Botschaft des Gipfels: Die Kinder bleiben weiterhin zu Hause, ob sie etwas dabei lernen, ist Zufall und auch nicht so wichtig. Uneinheitlich, föderalistisch und ungerecht ist das. Bildungserfolg und der Erhalt des für viele Schüler essentiellen Mensa-Essens, hängt am Ende davon ab, in welchem Bundesland man lebt.

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Einige Länder setzen auf Distanzunterricht, andere wenden ein wechselndes Präsenzsystem für Grundschüler und Abschlussklassen an. Ein großer Teil der Elternschaft hat sich mit den Schulen und vor allem den Kitas längst auf ein anderes System geeinigt. Die Notbetreuung. In Kitas, die offiziell geschlossen sind, aber natürlich notbetreuen, sitzen ab 9 Uhr morgens längst mehr als 50 Prozent der Kinder und spielen miteinander.

Homeoffice: Eltern sollen arbeiten und Kinder betreuen

Wie soll es auch anders gehen? Wenn es jetzt eine striktere Homeoffice-Regel gilt, heißt das noch lange nicht, dass Eltern ihre Kinder dann zu Hause auch betreuen können. Sie sollen ja arbeiten.

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Den Zwiespalt gelöst und die morgendliche Frage, lässt man das Kind zu Hause oder bringt es in die Notbetreuung und treibt damit womöglich die Corona-Zahlen in die Höhe, haben die Länderchefs und die Kanzlerin auch dieses Mal nicht beantwortet. Wenn es sich bewahrheitet, dass die Mutation B.1.1.7. des SARS-CoV2-Virus sich auch stärker unter Kindern und Jugendlichen verbreitet, dann könnte das ein schlimmer Fehler gewesen sein.

Und damit eine Inzidenz unter 50 in weiter Ferne.