Berlin. Starke Raucher haben ein höheres Risiko für schwere Covid-19-Verläufe. Meist sehen sie sich aber trotzdem nicht als Risikopatienten.

Das Coronavirus ist für Risikogruppen wie ältere Menschen und solche mit Vorerkrankungen eine besondere Gefahr. Die Wahrscheinlichkeit eines schweren oder sogar tödlichen Verlaufs einer Covid-19-Erkrankung ist groß. Es gibt aber eine Risikogruppe, die sich durch die Pandemie mitunter gar nicht stärker gefährdet sieht als andere in der Bevölkerung: starke Raucher.

Wer viel Tabak konsumiert – egal ob in Form von Zigaretten, Zigarren oder Pfeife – hat damit nach landläufigem Verständnis keine Vorerkrankung. Medizinisch betrachtet ist die Lunge eines Langzeitrauchers jedoch vorgeschädigt und damit deutlich anfälliger für das hochansteckende Coronavirus, welches das Atemorgan angreift.

Corona: Raucher haben deutlich höheres Risiko für schwere Verläufe als Nichtraucher

„Diverse Studien belegen, dass Raucher ein sehr viel höheres Risiko für einen schweren Covid-19-Verlauf haben als Nichtraucher. Es ist also allerhöchste Zeit aufzuhören“, sagte die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Daniela Ludwig (CSU), unserer Redaktion.

Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) verweist auf den Zusammenhang von Tabakkonsum mit der Schwere des Krankheitsverlaufs bei Covid-19-Patienten. Ob Raucher generell eine nachweislich höhere Infektionsrate mit SARS-CoV-2 haben, ist noch nicht hinreichend untersucht.

Lungenärzte der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie sehen aber für Raucher grundsätzlich ein höheres Risiko, Virusinfektionen zu erleiden. Durch die Belastung des Rauchens seien die Abwehrkräfte des Bronchialsystems eingeschränkt und seien damit für diese Art von Erregern leichter angreifbar.

Raucher, die aufhören wollen, holen sich selten professionelle Hilfe

Ludwig betont, Corona sei daher noch ein Grund mehr, gezielte Hilfsangebote für Langzeitraucher voranzubringen. Unterstützung und Kampagnen müssten sich verstärkt an diejenigen richten, „die bisher nicht mit den Angeboten für einen Rauchstopp erreicht werden konnten“, sagte Ludwig. Ein Problem sei, dass viele Raucher, „die aufhören wollen, sich noch zu selten professionelle Hilfe holen oder zumindest vom Arzt beraten lassen“.

Pro Jahr sterben in Deutschland rund 120.000 Menschen an den Folgen des Rauchens. Nach letzten Erhebungen rauchen 23 Prozent der Erwachsenen, was ungefähr 14,4 Millionen Menschen entspricht. Insgesamt sind es nach wie vor mehr Männer als Frauen, wobei der Anteil der Frauen stark zugenommen hat.

Als erfreuliche Entwicklung wertete Ludwig die sinkenden Zahlen von Rauchern unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen. „Rauchen ist bei Teens und Twens schlichtweg ‚out‘ “, sagt Ludwig. Infolge des Rauchens stürben „aber nicht die Neueinsteiger, sondern die Langzeitraucher".

Nicht nur Covid-19: Rauchen auch Risikofaktor für andere Krankheiten

Zudem sei Rauchen nach wie vor der wichtigste vermeidbare Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Atemwegserkrankungen, Diabetes und Ursache Nummer Eins für chronisch obstruktive Lungenerkrankungen. Bis zu 90 Prozent aller Lungenkrebsfälle seien auf das Rauchen zurückzuführen.

Nach Ludwigs Worten zeigen die Absatzzahlen, dass zwar bei den klassischen Tabakprodukten insgesamt ein Rückgang zu verzeichnen ist. Es sei aber eine erhebliche Umsatzsteigerung bei den neuen Produkten wie den Erhitzern und Verdampfern zu beobachten. Es stehe außer Frage, dass auch diese Produkte ungesund seien. Es sei daher richtig gewesen, die Außenwerbung für diese Tabakerzeugnisse zu verbieten.

Nach dem Bundestag hatte im September der Bundesrat neue Werbeverbote fürs Rauchen beschlossen. Die Reklamemöglichkeiten werden zeitlich gestaffelt unterbunden. Zuerst soll ab 1. Januar 2022 ein Werbeverbot auf Außenflächen wie Plakatwänden oder Haltestellen für herkömmliche Tabakprodukte kommen. Für Tabakerhitzer soll es ab 1. Januar 2023 greifen, für E-Zigaretten ab 1. Januar 2024.