Berlin. Je länger der Lockdown dauert, desto mehr bangt der Handel um seine Existenz. Deshalb sollte man ihn jetzt corona-konform unterstützen.
Vor einigen Geschäften bildeten sich am Montag lange Schlangen. Das hatte die Bundesregierung befürchtet, davor hatte sie dringlich gewarnt. Und doch wollten viele die (vor-)letzte Chance ergreifen, sich mit Weihnachtsgeschenken einzudecken. Denn Geschenke unter dem Weihnachtsbaum – das gehört zum Fest wie Weihnachtslieder am Heiligabend oder das Festessen im Kreis der Familie.
Geschenke für die Liebsten kaufen, das ist ein Stück Normalität, ein bisschen Tradition in dieser unübersichtlichen Zeit der Pandemie. Das Gespräch mit der Verkäuferin im Buchladen um die Ecke, die seit Jahren die literarischen Geheimtipps kennt, gehört dazu. Ebenso das Stöbern beim Kaufhaus in der Einkaufsstraße.
Und ja, auch der Druck und die anschließende Erleichterung, in letzter Sekunde alle Mitbringsel organisiert zu haben. Auch wenn diese letzte Sekunde in diesem Jahr zehn Tage vor dem Heiligabend ist.
Lesen Sie auch:Corona: Wie überstehen die Geschäfte den Lockdown?
Lockdown ab Mittwoch ist kein Freifahrtschein fürs Weihnachtsshopping
Menschen sind soziale Wesen. Und vielleicht ist dieser letzte Bummel, bevor der Einzelhandel sich zur Gastronomie in den erzwungenen Winterschlaf legt, zutiefst menschlich. Was aber nichts daran ändert, dass er falsch ist.
Dass der Lockdown erst Mittwoch kommt, liegt daran, dass die Länder die Verordnungen parlamentarisch absegnen und somit die Rechtssicherheit erhöhen wollen. Dieser Entschluss bedeutet aber keinen zweitägigen Shopping-Freifahrtschein. Forderungen, nun am heutigen Dienstag rund um die Uhr die Läden offen zu halten, konterkarieren das Vorhaben der Regierung. Es geht nicht um den Winterschlussverkauf, es geht um Kontaktreduzierung.
Einzelhandel im Lockdown: Für viele geht es um die wirtschaftliche Existenz
Niemand hat Lust auf diesen Lockdown zur Weihnachtszeit. Und für viele Einzelhändler geht es um weit mehr als Lust, es geht um ihre Existenz, es geht um ihre Altersvorsorge, die im eigenen Betrieb steckt. Ihre Hoffnung, auf den letzten Drücker ihr übervolles Lager zu verkleinern, ist mehr als verständlich.
Wer den lokalen Händler vor Ort unterstützen will, der kann dies aber auch nach Dienstag noch tun. Der Internethandel ist weit mehr als nur Amazon. Natürlich ist es bequem, wenn man sich einmal ein Konto angelegt hat, beim Marktführer zu bestellen.
Lesen Sie auch:Milliardenverlust: So leidet der Einzelhandel im Lockdown
Geschenke-Shopping: Auch im Lockdown kann man lokale Händler unterstützen
Aber auch viele Einzelhändler bieten Online-Shops an. Warum also nicht die Lektüre im örtlichen Buchladen bestellen, auch wenn es dafür drei Klicks mehr braucht. Hinzu kommt: Beim Laden um die Ecke kann man im Zweifel auch im Lockdown noch telefonisch bestellen, wenn man keine Lust oder keine Möglichkeit auf den Online-Einkauf hat.
Wer die Sorge hat, dass das Paket nicht rechtzeitig ankommt, kann auch andere Möglichkeiten nutzen, um die örtlichen Händler zu unterstützen. Mit persönlichen Gutscheinen etwa, im Zweifel zunächst handgeschrieben, bis die Geschäfte wieder öffnen.
Auch interessant:Corona-Lockdown: Handel befürchtet Verlust von 250.000 Jobs
Weihnachten in der Corona-Pandemie: Geschenke kann es auch später geben
Auch die Bundesländer können helfen, indem sie ähnlich wie bei der Gastronomie Bestell- und Abholsysteme genehmigen. So können Einzelhändler mit der Ausgabe der bestellten Ware aus dem Ladenfenster heraus Umsätze erzielen, die ihnen helfen und zugleich die Steuerzahler bei den anstehenden Hilfspaketen entlasten.
Nebenbei darf man sich in diesem Jahr auch fragen, ob wirklich für jeden ein Geschenk unter dem Baum liegen muss. Gerade Erwachsene sollten sich darauf verständigen können, sich dann eine Aufmerksamkeit zu schenken, wenn sich das Infektionsgeschehen normalisiert.
Damit tut jeder seinem Lieblingsgeschäft einen größeren Gefallen, als jetzt noch durch einen Einkauf vor Ort das Infektionsgeschehen nach oben zu treiben. Denn je länger der Lockdown dauert, desto geringer wird die Chance, beim Laden um die Ecke künftig noch einkaufen zu können.
Lesen Sie auch: Corona-Lockdown: Handel befürchtet Verlust von 250.000 Jobs
- Das Virus bleibt: Neue Corona-Variante – Sorgt KP.2 für eine Sommerwelle?
- AstraZeneca: Corona-Impfstoff in der EU nicht mehr zugelassen – die Gründe
- Nach Corona: Diese Viren könnten eine neue Pandemie auslösen
- Studie: Depressionen möglich? Corona attackiert die Glückshormone im Gehirn
- Jugendliche: Was eine verfrühte Pubertät mit der Corona-Pandemie zu tun hat