Berlin. Deutschland steht vor einer neuen Höchstmarke bei den Covid-19-Opfern. Auch die Zahl der Neuansteckungen ist so hoch wie nie zuvor.

  • Trotz Corona-Maßnahmen nehmen die Neuinfektionen mit dem Virus nicht ab – immer wieder meldet das RKI neue Höchstwerte
  • Zudem gibt es immer mehr Todesfälle im Zusammenhang mit Covid-19-Erkrankungen
  • Welche Altersgruppen und Regionen am meisten betroffen sind und was Patientenschützer jetzt fordern

Tausende Menschen in Deutschland werden Weihnachten in diesem Corona-Jahr in Trauer verbringen. Weil sie Eltern, Großeltern, Geschwister oder Freunde verloren haben. Rund zwei Wochen vor Beginn der Feiertage hat die Pandemie einen neuen dramatischen Höhepunkt erreicht: Innerhalb eines Tages wurden dem Robert-Koch-Institut (RKI) 590 Todesfälle gemeldet. Das sind so viele wie nie zuvor.

Am Mittwoch erreichte das Land mit insgesamt 19.932 Corona-Toten nahezu die traurige Höchstmarke von 20.000 Opfern. Die Pandemie hat damit eine Dimension erreicht, die bis vor Kurzem unvorstellbar schien. Vor allem Menschen in Pflegeheimen fallen dem Virus zum Opfer. Die Lage in den Kliniken ist kritisch.

Das RKI meldet binnen eines Tages weitere 20.815 Neuinfektionen. Die Nationale Wissenschaftsakademie Leopoldina hat die Politik nun in einem eindringlichen Appell dazu aufgerufen, einen landesweiten, harten Lockdown bis weit in den Januar hinein zu verhängen. Nur so sei die Pandemie wieder unter Kontrolle zu bekommen. Ansonsten, so die Befürchtung, könnten in nächster Zukunft noch deutlich mehr Menschen wegen Corona sterben.

Wo in Deutschland gibt es die meisten Covid-19-Toten?

Bayern verzeichnet laut RKI die höchsten Todeszahlen. Auch im Verhältnis der Verstorbenen zur Bevölkerungsgröße hat Bayern die höchsten Zahlen. Insgesamt gab es im südlichen Freistaat bislang 4581 Corona-Tote beziehungsweise rund 34 pro 100.000 Einwohner.

Danach folgt Sachsen, wo 32 Menschen je 100.000 Einwohner mit einer Corona-Infektion starben. Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg liegen mit 4167 beziehungsweise 3170 Todesfällen direkt hinter Bayern.

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    Im welchen Alter sind die Toten?

    Die meisten Covid-19-Todesfälle gibt es laut RKI bei den über 80-Jährigen. In dieser Altersgruppe starben bisher fast 13.000 der Infizierten. Auch das Durchschnittsalter der Verstorbenen liegt bei 83 Jahren. Mehr als 4000 Corona-Tote in Deutschland waren zwischen 70 und 79 Jahre alt, rund 1600 waren zwischen 60 und 69.

    Bei den jüngeren Altersgruppen liegt die Zahl der Covid-19-Todesfälle deutlich niedriger. Laut RKI werden in Altenheimen die meisten Todesfälle gemeldet. Auch die Infektionszahlen nehmen dort unter Bewohnern und Pflegekräften deutlich zu.

    Was sagen Patientenschützer dazu?

    Sie fordern eine zentrale Meldeplattform, ähnlich wie bei den Intensivstationen der Krankenhäuser. Es müsse ein bundesweites Corona-Register für die Pflegeeinrichtungen geben, das tagesaktuell das dortige Infektionsgeschehen anzeige, verlangt der Vorsitzende der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch.

    Die Zahl der Infizierten, der Genesenen, der Verstorbenen und der Heimbewohner, die aufgrund einer Corona-Infektion in eine Klinik verlegt werden mussten, sollten in einem solchen „Corona-Pflege-Radar“ erfasst werden, sagte Brysch unserer Redaktion. Hintergrund: Wie Tübingen seine Alten vor dem Coronavirus schützt

    Zudem müsse das jeweils zur Verfügung stehende Personal an ein solches Register gemeldet werden. „Nur so wird auch offenbar, wo sofort praktische Unterstützung von außen notwendig ist.“ In Kombination mit Hygieneregeln und häufigen Tests lasse sich der Schutz Pflegebedürftiger auf diese Weise deutlich erhöhen.

    Corona-Tote in Deutschland.
    Corona-Tote in Deutschland. © funkegrafik nrw | Marc Büttner

    Wie ist die Lage in den Kliniken?

    Äußerst angespannt. Gerald Gaß, Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, sagte im Deutschlandfunk, das Personal arbeite unter einer sehr hohen Belastung. Der Spitzenwert aus dem Frühjahr, als bundesweit rund 2900 Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen behandelt wurden, sei bereis am 8. November erreicht worden.

    Die Zahlen stiegen seither kontinuierlich an. „Und es ist gar kein Ende absehbar“, so Gaß, „wir haben im Gesundheitswesen seit vielen Wochen eine hohe Belastung.“ Laut dem Intensivbettenregister wurden zuletzt 4279 Covid-19-Patienten auf Intensivstationen behandelt, 2519 wurden invasiv beatmet. Lesen Sie auch: Drosten über Lockdown: „Müssen jetzt unbedingt etwas tun“

    Wie will die Bundesregierung Risikogruppen besser schützen?

    Das Gesundheitsministerium will an Menschen über 60 oder mit Vorerkrankungen FFP2-Masken verteilen lassen. Sie bieten einen deutlich höheren Schutz vor Infektionen. Jeder Anspruchsberechtigte bekommt insgesamt 15 Masken. Drei davon erhält er noch in diesem Jahr in der Apotheke, wenn er seinen Personalausweis vorlegt oder die Bedürftigkeit schlüssig darlegt. Die restlichen zwölf Masken werden ab Januar in zwei Sechserpackungen ausgegeben.

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      Hierfür werden die Krankenkassen fälschungssichere Coupons an die Versicherten ausgeben. Die drei Masken, die in diesem Jahr verteilt werden, sind kostenlos. Für jede der beiden Sechserpackungen, die im kommenden Jahr ausgegeben werden sollen, wird eine Eigenbeteiligung von zwei Euro fällig.