Berlin. Wechselunterricht, mehr Masken, ein zusätzliches Jahr: Wie der Schulunterricht während der Coronavirus-Pandemie gerettet werden soll.

Vom Theater bis zum Fitnessstudio ist alles geschlossen, damit Schulen offen bleiben können – das war der Plan zu Beginn des November-Lockdowns. Doch das Coronavirus macht an Schultüren nicht Halt, Infektionen und Quarantänefälle häufen sich.

Bei den Gesprächen von Bund und Ländern in der kommenden Woche soll es deshalb auch darum gehen, wie Unterricht im Winter aussehen kann. Der Überblick, welche Maßnahmen jetzt im Gespräch sind:

Schule während Corona: Wechselunterricht

Volle Klassen, volle Gänge – Abstand halten ist an Schulen kaum möglich. Lehrerverbände fordern deshalb seit Wochen, die Klassen zu teilen und die Gruppen in Wechsel in Präsenz zu unterrichten.

Die Kultusminister wollen das eigentlich vermeiden. Doch zumindest in besonders betroffenen Gebieten könnte der Wechselunterricht jetzt kommen: Nach einem Beschluss der Kultusminister vom Freitag sollen in Hotspot-Gebieten mit sehr vielen Infektionen besonders betroffene Schulen ab der 11. Klasse auf einen „rollierenden Präsenzunterricht“ in verkleinerten Lerngruppen umstellen können, also einen Wechsel von Lernen in der Schule und zuhause. Kommentar : Uneinigkeit bei Bund und Ländern: Ein Coronaplan muss her

In einem zweiten Schritt ist das auch für untere Klassenstufen weiterführender Schulen vorgesehen. Mit einer ähnlichen Idee wollen die unionsgeführten Länder in die Runde am Mittwoch gehen: In Corona-Hotspots mit einer Sieben-Tage-Inzidenz über 200 soll es ab der 7. Klasse Wechselunterricht geben.

Die Bundesvorsitzende des Philologenverbands, Susanne Lin-Klitzing , wünscht sich vor allem klare Vorgaben, ab wann die Schulen solche Modelle anwenden sollen: „Es muss bundeseinheitliche Regeln geben, ab welchen Inzidenzwerten an den Schulen Maskenpflichten und Wechselmodelle eingeführt werden.“

Digitaler Unterricht

Eine Rückkehr in den Wechselunterricht heißt auch: Zurück an den Bildschirm. Auch das ist ein Grund für den Widerstand der Bildungspolitiker. Denn die digitale Ausstattung der Schulen wurde jahrelang vernachlässigt.

Häufig mangelt es auch am Know-how der Lehrkräfte, an Systemadministratoren, Schulservern und schnellem Internet. So sind, nach Angaben des Ministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur, derzeit rund 10.200 Schulen Teil des Förderprogramms für Breitband-Internet . Das ist etwa ein Drittel aller Schulen in Deutschland. Wie viele tatsächlich schon auf schnelles Internet zugreifen können, ist unklar. Lesen Sie hier : Corona: Müssen die Schulen doch bald wieder schließen?

In den vergangenen Monaten wurde versucht, einen Teil der Versäumnisse aufzuholen. Doch es geht langsam voran. 500 Millionen Euro für Dienstlaptops für Lehrkräfte, die das Bundesbildungsministerium im August angekündigt hatte, sollen jetzt bald fließen.

Der Bund hatte auch zwölf Millionen Euro dafür ausgegeben, dass alle Schulen die Schul-Cloud des Hasso-Plattner-Instituts nutzen können. Doch seit der Öffnung sind nur 356 Schulen dazugekommen, die das Angebot aktiv nutzen – das geht aus einer Antwort des Bildungsministeriums auf eine Frage der stellvertretenden FDP-Fraktionschefin Katja Suding hervor. „Damit bleibt das vollständig aus Bundesmitteln finanzierte Projekt selbst hinter den ohnehin schon niedrigen Erwartungen der Bundesregierung zurück“, sagte Suding unserer Redaktion.

Die Junge Union appelliert an Bund und Länder, bei der Corona-Schalte am Mittwoch bessere Voraussetzungen für Homeschooling zu schaffen. „Wir müssen jetzt alles dafür tun, damit der digitale Unterricht in Deutschland funktioniert“, sagte JU-Chef Tilman Kuban dieser Redaktion. „Nur dann lassen sich ältere Schüler oder Berufsschüler verantwortungsvoll ins Homeschooling schicken.“

Mehr Masken

Im Gespräch ist auch, das Maskentragen im Unterricht für alle Schülerinnen, Schüler und Lehrkräfte verpflichtend zu machen. Bundesbildungsministerin Anja Karliczek (CDU) hatte sich kürzlich für eine Maskenpflicht im Unterricht ausgesprochen, auch schon in der Grundschule.

Die Bundesvorsitzende der Bildungsgewerkschaft GEW, Marlis Tepe , fordert vor diesem Hintergrund kostenlose Masken an Schulen. Lehrkräfte sollten zudem auf Wunsch auch FFP2-Masken erhalten, sagte Tepe dieser Redaktion.

Kampf gegen Corona- Klassenraumlüftung zum Selberbauen

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    Zusätzliches Schuljahr

    Egal ob bei offenem Fenster fröstelnd im Klassenzimmer oder vor dem Laptop zuhause: Dass Schülerinnen und Schüler in diesem Schuljahr genauso viel lernen wie vor Corona, scheint nicht wahrscheinlich. Heinz-Peter Meidinger , Präsident des Deutschen Lehrerverbands, hatte deshalb die Idee eines zusätzlichen Schuljahrs ins Spiel gebracht.

    „Die Idee eines Zusatzjahres ist grundsätzlich eine gute Idee und vermittelt Hoffnung“, sagt auch Lin-Klitzing vom Philologenverband. In der momentan schwierigen Situation der Schulen vor Ort helfe sie aber nicht.

    (mit gau