Duisburg. Mit Wissenschaftlern vier anderer Unis untersucht die Uni Duisburg-Essen, wie sich junge Menschen radikalisieren und wie man dem vorbeugen kann.

Seit dem 11. September haben Terroranschläge weltweit für ein negatives Bild vom Islam gesorgt. Wien, Barcelona, Nizza, Berlin sind nur vier von vielen Orten in der westlichen Welt, an denen nach islamistischem Terror Menschen gestorben sind. Rechtspopulisten und Rechtsextreme greifen diese Angst auf und bauen „den Islam“ und „die Muslime“, die sie unter Generalverdacht stellen, als ein neues Feindbild auf. Sie begegnen ihnen mit Ablehnung, Hetze und Gewalt.

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Rechts, links, islamistisch: Was bringt junge Menschen in Deutschland dazu, sich politisch abzugrenzen und sich zu radikalisieren? Welche Dynamiken entstehen? Diese Fragen untersucht in den kommenden vier Jahren ein Verbundprojekt unter Leitung der Universität Duisburg-Essen.

Forscher untersuchen wie sich junge Menschen radikalisieren

Die UDE-Politikwissenschaftlerin Prof. Susanne Pickel und der Integrationsforscher Prof. Haci-Halil Uslucan vom Essener Zentrum für Türkeistudien untersuchen zusammen mit Teams von vier weiteren Universitäten, wie sich die Radikalisierung des Islam, seine pauschale Ablehnung und antidemokratische Mobilisierung immer enger verzahnen.

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Eine Folge: Nicht anerkannt von der Gesellschaft, in der sie leben, wenden sich junge Muslime fundamentalistischen Auslegungen des Koran bis hin zu einem fanatischen Islamismus zu. „Gleichzeitig radikalisieren sich politisch linke Gruppen; sie antworten aggressiv auf den rechten Hass, Rechtsextreme wiederum rächen sich. Es entsteht eine schwer zu durchbrechende, gefährliche Wechselbeziehung“, erklärt Susanne Pickel, die den Forschungsverbund leitet.

Wann und warum Jugendliche auf diese Radikalisierungsspirale anspringen und sich von der Demokratie abwenden und warum man diese Konflikte nicht so einfach lösen kann, interessiert die Politikwissenschaftlerin besonders.

Wie lässt sich vorbeugen, um eine Radikalisierung zu verhindern?

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Haci-Halil Uslucan vom Essener Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung sieht vor allem eine Gefahr, wenn junge Menschen ungerecht behandelt werden und Religion zur Rechtfertigung von Gewalt missbraucht werden: „Autoritäre Einstellungen, Erfahrungen der Abwertung und Diskriminierung sind ein Nährboden für die Akzeptanz von Gewalt und für eine Co-Radikalisierung.“

Untersucht werden soll auch, wie man gegen eine (Co-) Radikalisierung junger Menschen intervenieren und wie man ihr vorbeugen kann.

Uni Duisburg-Essen leitet Forschungsprojekt - Bund fördert mit 2,5 Millionen Euro

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Das Forschungsprojekt heißt „Radikaler Islam versus radikaler Anti-Islam. Gesellschaftliche Polarisierung und wahrgenommene Bedrohungen als Triebfaktoren von Radikalisierungs- und Co-Radikalisierungsprozessen bei Jugendlichen und Post-Adoleszenten“. Es wird mit 2,5 Millionen Euro vom Bundesforschungsministerium gefördert, 1 Million Euro davon gehen an die UDE.

Beteiligt sind daran verschiedene Disziplinen, darunter Politikwissenschaft, Integrationsforschung, Islamwissenschaften, Sozialpsychologie und Religionssoziologie. Projektpartner sind vier Wissenschaftler der Universität Leipzig, ein Forscher der Universität Osnabrück sowie eine Forscherin des Georg-Eckert-Instituts – Leibniz-Institut für internationale Schulbuchforschung in Braunschweig.