Washington. Die Gefolgschaft bröckelt kurz vor der US-Wahl im November. Immer mehr Republikaner wenden sich von US-Präsident Donald Trump ab.
- Es sind nur noch knapp zwei Wochen bis zur US-Wahl 2020
- In Umfragen liegt Donald Trump weiter deutlich hinter seinem Herausforderer Joe Biden
- Ausgerechnet jetzt versagen ihm auch noch Parteimitglieder die Zustimmung. Ob das gut ausgehen wird für den US-Präsidenten?
Es war immer klar, dass die Gefolgschaft der Republikaner da endet, wo Donald Trumps Fähigkeit erodiert, Wahlen zu gewinnen. So gesehen sind die zunehmend Panik atmenden Attacken aus den eigenen Reihen auf den Präsidenten logisch.
Zwei Wochen vor dem Wahlgang, den Demokraten wie Republikaner gleichermaßen als Schicksalswahl für Amerika bezeichnen, liegt der Chef im Weißen Haus trotz hektischer Last-Minute-Wahlkampf-Aktivität in den Umfragen deutlich hinter Herausforderer Biden.
So deutlich, dass Trump selber öffentlich über eine Niederlage sinniert. Bei Kundgebungen am Wochenende stellte er verunglückt scherzhaft die Option in den Raum, in diesem Fall das Land verlassen zu müssen.
- Seine Ehefrauen: Melania, Marla, Ivana – Die Frauen an Trumps Seite
- Wie reich ist der 45. US-Präsident? So groß ist das Vermögen von Donald Trump
- Seine Familie: Das sind Donald Trumps Kinder
- Trumps Ex-Kabinett warnt: Seine Rückkehr wäre ein Desaster
Weißes Haus, Senat und Repräsentantenhaus in demokratischer Hand?
Das Untergangsgerede folgt schmerzhaften Nadelstichen etlicher Top-Republikaner. Ihre Sorge ist es, dass am 3. November nicht nur das Weiße Haus verspielt wird – sondern auch die knappe Mehrheit der Konservativen (53 von 100) im Senat. Käme es so und bliebe – wie fest erwartet – das Repräsentantenhaus in demokratischer Hand, könnte Joe Biden aus einem Guss mit dem Kongress durchregieren.
Ted Cruz, 2016 noch Trumps Widersacher um das Ticket fürs Weiße Haus, machte den Anfang, als er von der Gefahr eines „Blutbades” sprach, wenn die Wähler am 3. November „wütend” sind und „keine Hoffnung” hätten.
- Familie des US-Präsidenten:Ehefrauen, Kinder – Das ist die Familie von Joe Biden
- Finanzen:So groß ist das Vermögen von Joe Biden
- Alle Infos:Die wichtigsten Fragen und Antworten zu Joe Biden
Dass damit vor allem Trumps Corona-Krisen-Management gemeint war (220.000 Tote, über acht Millionen Infektionen), wurde klar, als Senatsführer Mitch McConnell, Trumps wichtigster Mehrheitsbeschaffer, absichtsvoll fallen ließ, er sei schon zwei Monate nicht mehr im Weißen Haus gewesen: weil ihm die Sicherheitsstandards dort nicht behagten.
Dazu passt: Chris Christie, Ex-Gouverneur von New Jersey und ein wichtiger Berater Trumps, fing sich bei einer Veranstaltung im Weißen Haus das Coronavirus ein und war eine Woche schwer krank. Der scharfzüngige Christie sagte, er habe geglaubt, sich im Weißen Haus in einer „sicheren Zone” zu bewegen. Aber: „Ich lag falsch.” Auch interessant: Trump vs. Biden: Der Präsident bleibt Antworten schuldig
Republikanischer Senator wettert gegen Trump
Noch unangenehmer für Trump ist die Suada, die Ben Sasse losgelassen hat. Der republikanische Senator erklärte in einer Telefonkonferenz mit Bürgern seines Heimatbundesstaates Nebraska unter anderem dies: Trump „küsst die Hintern von Diktatoren”, „verrät unsere Verbündeten”, „behandelt Frauen falsch”, „flirtet mit weißen Rassisten”, „redet hinter ihrem Rücken schlecht über Evangelikale”, gibt das Steuergeld aus „wie ein betrunkener Seemann” und behandelt die Präsidentschaft gemeinsam mit seiner Familie wie eine „geschäftliche Gelegenheit”.
Trump nahm sich Sasse, dessen Heldenmut sich in Grenzen hält, weil seine Wiederwahl am 3. November so gut wie sicher ist, direkt zur Brust. Der „kleine Ben” sei eine Belastung für die republikanische Partei – und eine Blamage für Nebraska, erklärte Trump.
Trump: Republikaner müssen zusammenhalten
Pauschal bezeichnete er bei einer Kundgebung in Carson City/Nevada seine internen Kritiker als „einige dumme Leute”. Er verlangte von den eigenen Reihen, sich an den Demokraten ein Beispiel zu nehmen: „Die Republikaner müssen besser zusammenhalten.” Was ihnen immer schwerer fällt.
Just outete sich auch John Cornyn als Präsidenten-Kritiker. Der Senator aus Texas, wo die Demokraten in Umfragen stark zulegen, fürchtet vor allem, dass Trumps eklatante Unbeliebtheit bei Frauen auf ihn abfärben könnte. Cornyn verglich sein Verhältnis zum Präsidenten mit dem von „vielen Frauen, die heiraten und denken, sie könnten ihren Ehemann verändern – was in der Regel nicht sehr gut funktioniert.” Ob Cornyn wohl noch vor der Wahl die „Scheidung” bekannt gibt?
US-Wahl 2020 - Alles zum Duell Trump vs. Biden
- US-Wahl im Fernsehen: Wo kann ich mir die US-Wahl im Livestream und TV anschauen?
- Vergleich der beiden Länder:Unterschiede zwischen dem deutschen und amerikanischen Wahlsystem
- Ist Briefwahl wirklich ein Problem?:Warum die Briefwahl bei der US-Wahl 2020 so umstritten ist
- Das Wahlsystem der USA:Das ist die Aufgabe der Wahlmänner bei der US-Wahl 2020
- Alle Informationen:Die wichtigsten Fragen und Antworten zur US-Wahl
- Trump versus Biden:So funktioniert die US-Wahl 2020