Berlin. Die Regierung verwirrt in der Pandemie immer mehr Bürger. Sie sollte weniger auf Aktionismus setzen – und mehr auf Eigenverantwortung.

Deutschland ist im weltweiten Vergleich bisher gut durch die Pandemie gekommen. Das ist ein großes Glück. Dass sich dafür Politiker feiern, gehört zum Geschäft. Aber genauso muss die Frage erlaubt sein: Hat die Regierung – oder besser, haben die Regierungen – wirklich alles richtig gemacht? Mittlerweile lautet die Antwort: klar nein.

Erst gab es ein peinliches Hin und Her bei der Maskenpflicht. Dann sündhaft teuren Beschaffungs-Aktionismus. Jetzt erleben Millionen Urlauber eine regierungsamtliche Verunsicherung. Das Chaos begann damit, dass die Politik überrascht war, dass Urlauber auch heimkehren. In der Folge wurden hektisch Pflichttests für Reisende aus Risikogebieten verordnet, obwohl viele längst wieder zu Hause waren.

Es ist keine drei Wochen her, dass der Bundesgesundheitsminister die Pflichtuntersuchungen mit entschlossener Miene verkündete. Jetzt hat – wenig überraschend – die Testflut die Labore überrollt und das System zum Kollabieren gebracht. Das Resultat: Es schlummern jede Menge positiver Testergebnisse zwischen Aktendeckeln oder auf Servern der Gesundheitsämter, und die Infizierten wissen noch nichts und geben das Virus munter weiter.

Regierung sollte in der Corona-Krise mehr auf Eigenverantwortung setzen

Jörg Quoos, Chefredakteur unserer Zentralredaktion in Berlin, kommentiert die Corona-Strategie der Bundesregierung.
Jörg Quoos, Chefredakteur unserer Zentralredaktion in Berlin, kommentiert die Corona-Strategie der Bundesregierung. © Dirk Bruniecki

Nun die Rolle rückwärts! Keine Pflichttests mehr. Dafür aber: Zwangsquarantäne – 25.000 Euro Strafe drohen. Wer kommt da noch mit? Bei so viel Hin und Her ist es ein Wunder, dass die Mehrheit der Bürger immer noch geduldig allen Ansagen folgt. Sich brav in Schlangen stellt, selbst Quarantäne verordnet, Masken trägt und auf Hygiene achtet.

Aber vielleicht ist genau diese Disziplin der Deutschen der Grund dafür, dass die große Krise bislang ausgeblieben ist. Daher wäre es sinnvoll, wenn die Regierung künftig mehr auf Vernunft und Eigenverantwortung setzt. Und weniger auf teuren Aktionismus, der die Menschen nur verwirrt.

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