Lüdenscheid/Dortmund. Wie umgehen mit wieder steigenden Corona-Fallzahlen? Dazu äußerte sich Jens Spahn bei mehreren Wahlkampfveranstaltungen seiner Partei in NRW.
Kitas offen halten ja, ungehemmtes Feiern nein: Angesichts steigender Corona-Fallzahlen hat sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) für eine klare Prioritätensetzung ausgesprochen.
Es sei wichtig, Kitas, Schulen, Wirtschaft, Handel und das Gesundheitswesen in einem „Regelbetrieb unter Corona-Bedingungen zu halten“, unterstrich der Gesundheitsminister am Montag mehrfach. Bei Veranstaltungen und größeren Feiern wie etwa Schützenfesten müssten sich die Menschen dagegen wohl eher noch in Verzicht üben.
„Ich will kein Spielverderber sein.“
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„In einem Ausnahme-Pandemiejahr“ schaffe man es vielleicht auch, ein Jahr ohne so manche Feier auszukommen, sagte er am Montag in Dortmund. „Dieses Virus breitet sich überall dort aus, wo wir gesellig sind miteinander“, betonte er. Vergangene Woche hatte Spahn eine Absage von Karneval angeregt und eine breite Debatte ausgelöst. „Ich will da nicht der Spielverderber sein. Das Virus ist der Spielverderber“, erneuerte er am Montag seine Position mit Blick auf Feiern in Pandemiezeiten im Allgemeinen.
Knapp drei Wochen vor der anstehenden Kommunalwahl in NRW hatte der CDU-Politiker am Montag mehrere Veranstaltungen seiner Partei besucht. Bei Auftritten in Lüdenscheid und Dortmund appellierte er an die Bürger, in der anhaltenden Corona-Krise gesprächsbereit zu bleiben. Es gebe eine große Bandbreite von Verschwörungstheoretikern, Pandemie-Leugnern, bis hin zu sehr vorsichtigen Menschen, die zehn Meter Abstand hielten, sagte Spahn in Lüdenscheid. Es sei wichtig, dass „nicht jeder in seiner Echokammer“ bleibe. Man müsse die richtige Balance finden zwischen Sicherheit und Risiko und darüber miteinander reden. Sonst werde es schwierig mit dem gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Reiserückkehrer: Quarantänepflicht statt Corona-Test
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inen ähnlichen Akzent setzte der Bundesminister danach auch in Dortmund. Es gehe ihm nicht darum, Wahrheiten zu verkünden, sondern um abwägende Schlussfolgerungen aus Fakten und das Aushandeln von Kompromissen. „Dafür ist es wichtig miteinander zu reden, statt gegeneinander anzuschreien“, sagte Spahn.
Ebenfalls am Montag hatten die Gesundheitsminister der Länder in einer Telefonschalt-Konferenz über das weitere Vorgehen in der Corona-Krise beraten und den Vorschlag erarbeitet, die kostenlose Corona-Test-Möglichkeit für Urlaubsrückkehrer wieder zurückzunehmen. Für Rückkehrer aus Risikogebieten soll stattdessen nur noch die Quarantänepflicht gelten. Dazu erklärte Spahn am Montag in Dortmund, erwartbarerweise seien die Testkapazitäten durch Reiserückkehrer zur Zeit strapaziert. Viele ins Land getragene Infektionen ließen sich so erkennen. Richtung Herbst und Winter gelte es jedoch die Teststrategie wieder stärker auf das Gesundheitswesen auszurichten.
Deutschland sei bislang gut durch die Krise gekommen
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Angesichts wieder steigender Infektionszahlen hatte Spahn bereits zuvor bei der via Facebook übertragenen Veranstaltung im Sauerland die Devise ausgegeben: „Wachsam, ernsthaft sein, aber nicht in Endzeitstimmung.“ Deutschland sei bisher vergleichsweise gut durch die Krise gekommen, nun gehe es darum, das Erreichte zu sichern. Im Moment habe man das Virus „nicht ganz im Griff“, sagte der Minister mit Blick auf die kletternden Ansteckungszahlen. Daher müsse man über die „Größenordnungen“ bei privaten Festen wie Hochzeiten reden. Er zeigte sich überzeugt, „dass es in den nächsten Monaten einen Impfstoff geben wird“. Eine Impfpflicht gegen das Coronavirus solle nicht eingeführt werden. (dpa)