Düsseldorf. Ein Plakat der Grünen zur NRW-Kommunalwahl hat eine Debatte ausgelöst. Es zeige falsche Fakten zu Glyphosat und Kartoffel-Anbau, sagen Kritiker.

Mit einem Wahlplakat zur NRW-Kommunalwahl am 13. September ernten die Grünen derzeit auf sozialen Medien Häme. Es geht um ein Motiv, mit dem die Grünen für ihr Ziel einer Landwirtschaft werben, in der auf Ackergifte wie das umstrittene Glyphosat möglichst verzichtet wird. Doch das kritisierte Plakat zeigt eine Kartoffel - und darüber regen sich Kritiker jetzt auf.

„Grün ist auch ohne Glyphosat die dicksten Kartoffeln zu haben“, steht auf Plakaten der Partei, die sich an vielen Straßen und Plätzen im Land finden. „Was für ein Unsinn. Ihr wisst ja noch nicht mal, dass es mit Glyphosat gar keine Kartoffeln geben würde“, feixt indes eine Kritikerin unter einem Facebook-Posting der NRW-Grünen.

Wählertäuschung durch die Grünen?

Auch auf Twitter löst das Plakat Wirbel aus. „Was ist schlimmer: Die Grünen als angebliche Ökopartei wissen das nicht? Oder sie täuschen bewusst die Wähler*innen, weil es so schön ins Narrativ passt?“; ein gefundenes Fressten bieten die Grünen auch für einen Kanal, der sich „100 % AfD_Support“ nennt. Der heimst mehrere Dutzend „Herzchen“-Bekundungen ein für seine Stellungnahme: „Die Grünen blamieren sich erneut“.

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Als blamabel mag man das Plakat in der Parteizentrale indes nicht werten. Denn die Einwände gegenüber dem Glyphosat-Plakat „stimmen so pauschal nicht“, sagt ein Sprecher: „Glyphosat darf auch bei Kartoffeln eingesetzt werden - zumindest in der Folge des Kartoffelanbaus“, rechtfertigen sich die Grünen in einem ausführlichen Statement im Internet.

Glyphosat ist bei Kartoffeln nicht gänzlich verboten

Faktisch falsch ist die bildliche Verbindung zwischen Kartoffelpflanzen auf einem Acker und dem „Totalherbizid“ Glyphosat hingegen schon, erklärt eine Sprecherin der Landwirtschaftskammer NRW auf Anfrage: „In der Kulturkartoffel, wenn die Pflanze auf dem Acker steht, ist Glyphosat in Deutschland verboten“. Zumal Glyphosat dabei die gesamten Pflanzen zerstören würde. „Bei der Nachbehandlung eines Kartoffel-Feldes ist Glyphosat jedoch erlaubt“, sagt die Sprecherin. Dann dürften sogenannte Durchwuchskartoffeln zur Not auch mithilfe des umstrittenen Herbizids beseitigt werden, wenn auf dem Acker eine andere Frucht, etwa Getreide, angebaut werden soll.

Die Grünen verweisen darauf, dass man Werbung generell nicht wörtlich verstehen dürfe: „Unsere Kommunalwahlkampagne arbeitet mit zugespitzter Sprache in Wort und Bild. Das ist bei vielen Parteien und in vielen Wahlkämpfen üblich. Statt auf Fotos setzt die Kampagne auf Illustrationen, und sie nutzt Wortspiele. So steht „Dickste Kartoffel“ im Deutschen sprichwörtlich für eine reiche Ernte, und Glyphosat steht als bekanntestes Ackergift symbolisch für landwirtschaftliche Praktiken, die unsere Natur zu stark belasten“, sagt Grünen-Landeschefin Mona Neubaur.

Die Grünen: Es gibt noch ein ähnliches Plakat-Motiv

Vorwürfe, das betreffende Plakatmotiv sei infolge der Kritik verändert worden, weisen die Grünen zurück. „Das Plakat wurde nicht verändert“, sagt ein Sprecher: Es gebe aber noch ein ähnliches Motiv zur Volksinitiative Artenschutz, die kürzlich in NRW gestartet ist. Auf diesem Bild sitzen unter anderem eine Biene und ein Schmetterling auf der gezeigten Kartoffel, die auf dem Wahlplakat ohne Insekten zu sehen ist, aber dort dafür dampft...

Wenn nun über ihr Plakat und in diesem Zusammenhang auch über die Landwirtschaft bei uns "intensiv diskutiert" werde, sei das ganz im Sinne der Grünen, meint der Sprecher: „Wenn es dabei Kritik an unseren Vorschlägen gibt, diskutieren wir diese gern mit allen Beteiligten.“