Washington. In Amerika agitieren inzwischen nicht mehr nur rechte Kreise gegen eine angebliche „Heldenverehrung“ des Polizeiopfers George Floyd.

Was hat der immer noch globale Wellen schlagende Tod von George Floyd in Minneapolis mit Rücktrittsforderungen gegen den CDU-Kreisvorsitzenden Thaddäus Kunzmann im baden-württembergischen Esslingen zu tun?

Die Antwort ist bei einer jungen, prominenten Schwarzen in Amerika zu suchen, die sich der besonderen Wertschätzung von Präsident Donald Trump und rechtsnationalistischer Kreise erfreut.

Candace Owens, 31, Polit-Aktivistin, hat in einem mittlerweile mehrere Millionen Mal angeklickten Video den alten Grundsatz „Über die Toten nur Gutes” über Bord geworfen und den durch brutale Polizeigewalt ums Leben gekommenen Floyd nach Kräften zu demontieren versucht.

George Floyds Tod: Polit-Aktivistin hält Brandrede gegen Gedenken

Unter dem Titel „Geständnis: Ich unterstütze George Floyd nicht, und ich lehne es ab, ihn als Märtyrer zu sehen. Aber ich hoffe, seine Familie bekommt Gerechtigkeit” zieht Owens gegen angebliche Bestrebungen vieler Medien und der schwarzen Community zu Felde, den 46-Jährigen zum „Helden” zu stilisieren, dessen gewaltsames Ableben das Tor zu gesellschaftlichen Reformen gegen den allgegenwärtigen Rassismus geöffnet habe.

In ihrer 18 Minuten dauernden Brandrede, die von Trump in sozialen Netzwerken positiv gewürdigt und von Vizepräsident Mike Pence mit einer Einladung ins Weiße Haus belohnt wurde, porträtiert Owens Floyd als Kriminellen, der kein „Märtyrer für das schwarze Amerika” sein könne. Auch, weil er zur Zeit der Festnahme am 25. Mai unter dem Einfluss harter Drogen (Fentanyl etc.) gestanden habe.

Akribisch listet Owens auf, dass Floyd unter anderem wegen Diebstahl und Drogenmissbrauch seit 1998 sieben Mal jeweils für mehrere Monate im Gefängnis gesessen habe. Später korrigiert sie sich sarkastisch: „Es waren neun Verurteilungen”. Gesondert herausgestellt wird von ihr ein Raubüberfall auf eine schwangere Afro-Amerikanerin, bei dem Floyd seine Waffe auf den Bauch des Opfers gerichtet haben soll.

Tod von George Floyd – Fotos der Unruhen

Es sind erschreckende Bilder aus den USA, die derzeit um die Welt gehen: ausgebrannte Autowracks, Tränengas, zerstörte Gebäude. Das ganze Land ist in Aufruhr, seit der unbewaffnete Schwarze George Floyd von einem weißen Polizisten in Minneapolis minutenlang zu Boden gedrückt wurde und starb.
Es sind erschreckende Bilder aus den USA, die derzeit um die Welt gehen: ausgebrannte Autowracks, Tränengas, zerstörte Gebäude. Das ganze Land ist in Aufruhr, seit der unbewaffnete Schwarze George Floyd von einem weißen Polizisten in Minneapolis minutenlang zu Boden gedrückt wurde und starb. © AFP | Stephen Maturen
Der 46-jährige Afroamerikaner George Floyd starb am 25. Mai nach einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis. Der 44-jährige Polizist Derek Chauvin drückt Floyd minutenlang sein Knie in den Nacken und ignoriert dabei Bitten von Floyd, ihn atmen zu lassen. Die vier beteiligten Beamten wurden mittlerweile entlassen. Polizist Chauvin wurde wegen Mordes angeklagt.
Der 46-jährige Afroamerikaner George Floyd starb am 25. Mai nach einem brutalen Polizeieinsatz in Minneapolis. Der 44-jährige Polizist Derek Chauvin drückt Floyd minutenlang sein Knie in den Nacken und ignoriert dabei Bitten von Floyd, ihn atmen zu lassen. Die vier beteiligten Beamten wurden mittlerweile entlassen. Polizist Chauvin wurde wegen Mordes angeklagt. © AFP | DARNELLA FRAZIER
Nach dem Tod von George Floyd legten Menschen in Minneapolis Blumen nieder. In den darauffolgenden Tagen kam es zu immer größeren Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt.
Nach dem Tod von George Floyd legten Menschen in Minneapolis Blumen nieder. In den darauffolgenden Tagen kam es zu immer größeren Protesten gegen Rassismus und Polizeigewalt. © AFP | KEREM YUCEL
Am 26. Mai protestierten Demonstranten auf der Hiawatha Avenue in Minneapolis. Die Proteste eskalierten zunehmend.
Am 26. Mai protestierten Demonstranten auf der Hiawatha Avenue in Minneapolis. Die Proteste eskalierten zunehmend. © AFP | Stephen Maturen
Am 27. Mai versammelten sich Demonstranten zu einer zweiten Nacht der Proteste in der US-Stadt Minneapolis. Am Abend bildet die Polizei eine menschliche Barrikade um den Dritten Bezirk. Dort hatten die Beamten gearbeitet, die beschuldigt werden, George Floyd getötet zu haben.
Am 27. Mai versammelten sich Demonstranten zu einer zweiten Nacht der Proteste in der US-Stadt Minneapolis. Am Abend bildet die Polizei eine menschliche Barrikade um den Dritten Bezirk. Dort hatten die Beamten gearbeitet, die beschuldigt werden, George Floyd getötet zu haben. © AFP | KEREM YUCEL
Die Proteste in Minneapolis schlugen in Gewalt um. Autos und Mülltonnen brannten, Geschäfte wurden geplündert, Häuser beschädigt.
Die Proteste in Minneapolis schlugen in Gewalt um. Autos und Mülltonnen brannten, Geschäfte wurden geplündert, Häuser beschädigt. © AFP | Jose Luis Magana
Auch in anderen US-Städten wie hier in Los Angeles protestierten Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt.
Auch in anderen US-Städten wie hier in Los Angeles protestierten Menschen gegen Rassismus und Polizeigewalt. © AFP | AGUSTIN PAULLIER
In Las Vegas gingen die Menschen in den vergangenen Tagen auch auf die Straße. Truppen der Nationalgarde patrouillierten nach mehreren Nächten voller Proteste, in denen es auch zu Brandstiftung und Plünderungen kam. In Las Vegas schwebte ein Beamter in Lebensgefahr, nachdem ein Angreifer ihm in den Kopf geschossen hatte.
In Las Vegas gingen die Menschen in den vergangenen Tagen auch auf die Straße. Truppen der Nationalgarde patrouillierten nach mehreren Nächten voller Proteste, in denen es auch zu Brandstiftung und Plünderungen kam. In Las Vegas schwebte ein Beamter in Lebensgefahr, nachdem ein Angreifer ihm in den Kopf geschossen hatte. © AFP | BRIDGET BENNETT
Wasser und Milch half Demonstranten, die während eines Protestes am 1. Juni in der Innenstadt von Washington DC, Pfefferspray in die Augen bekommen hatten.
Wasser und Milch half Demonstranten, die während eines Protestes am 1. Juni in der Innenstadt von Washington DC, Pfefferspray in die Augen bekommen hatten. © AFP | Drew Angerer
Auch Anfang Juni gingen die Proteste weiter – während es mancherorts zu weiteren Ausschreitungen kam, blieben viele Demonstrationen friedlich. So auch direkt vor dem Amtssitz des US-Präsidenten Donald Trump. Doch dies hinderte Trump nicht daran, bei einem öffentlichen Auftritt Tränengas gegen die Demonstranten einsetzen zu lassen.
Auch Anfang Juni gingen die Proteste weiter – während es mancherorts zu weiteren Ausschreitungen kam, blieben viele Demonstrationen friedlich. So auch direkt vor dem Amtssitz des US-Präsidenten Donald Trump. Doch dies hinderte Trump nicht daran, bei einem öffentlichen Auftritt Tränengas gegen die Demonstranten einsetzen zu lassen. © AFP | ROBERTO SCHMIDT
Auf dem Weg zu einem Fototermin setzten vor ihm gehende Sicherheitskräfte Tränengas gegen friedlich Demonstrierende ein – um ihm dem Weg zum Fototermin freizuräumen.
Auf dem Weg zu einem Fototermin setzten vor ihm gehende Sicherheitskräfte Tränengas gegen friedlich Demonstrierende ein – um ihm dem Weg zum Fototermin freizuräumen. © AFP | BRENDAN SMIALOWSKI
Danach ließ sich Trump medienwirksam – mit einer Bibel in der Hand – vor einer von Protestierenden mit Graffiti beschmierten Kapelle ablichten.
Danach ließ sich Trump medienwirksam – mit einer Bibel in der Hand – vor einer von Protestierenden mit Graffiti beschmierten Kapelle ablichten. © dpa | Patrick Semansky
Auch außerhalb der USA wurde mittlerweile protestiert. Vor der US-Botschaft in Paris zeigen Demonstranten Plakate mit der Aufschrift „Wir sind alle George Floyd“.
Auch außerhalb der USA wurde mittlerweile protestiert. Vor der US-Botschaft in Paris zeigen Demonstranten Plakate mit der Aufschrift „Wir sind alle George Floyd“. © AFP | BERTRAND GUAY
Undauch junge Mitglieder der griechischen Kommunistischen Partei protestierten in Athen vor der US-Botschaft nach dem Tod von George Floyd.
Undauch junge Mitglieder der griechischen Kommunistischen Partei protestierten in Athen vor der US-Botschaft nach dem Tod von George Floyd. © AFP | ARIS MESSINIS
1/14

Candace Owens Sicht gilt in afro-amerikanischen Kreisen als „anti-schwarz“

Aus Owens Sicht, die sie regelmäßig an ihre 2,5 Millionen Twitter-Abonnenten weiterreicht, könne der bei der Trauerfeier am Dienstag in Houston als „sanfter Riese” und „wundervoller Vater und Freund” bezeichnete Ex-Basketballspieler keinen Vorbild-Charakter haben.

Grundsätzlich stellt Owens zudem in Abrede, dass Floyds Tod für rassistisch motivierte Polizeigewalt stehe. Das sei ein „Mythos”, sagt sie – obwohl offizielle Statistiken das Gegenteil belegen – und behauptet: Das Risiko eines Polizisten, von einem Schwarzen erschossen zu werden, sei 18 Mal höher als umgekehrt.

Owens Intervention gilt in in afro-amerikanischen Kreisen als „anti-schwarze” Minderheitsmeinung. Schwarze Kommentatoren im US-Fernsehen warfen der Chefin der Trump-nahen Jugendorganisation „Turning Point USA” vor, den Tod Floyds zu relativieren, weil er vorbestraft war.

Dass dies kein Kriterium sein könne, zeige der Lebensweg der Bürgerrechts-Ikone schlechthin, schreibt ein Kommentar der „Chicago Tribune”. Dr. Martin Luther King wurde fast 30 Mal hinter Gittern geschickt.

Martin Luther King – Kampf für Rechte

Der Baptistenprediger Martin Luther King gilt als Inbegriff der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA. Am 4. April 1968 wurde King bei einem Attentat ermordet.
Der Baptistenprediger Martin Luther King gilt als Inbegriff der schwarzen Bürgerrechtsbewegung in den USA. Am 4. April 1968 wurde King bei einem Attentat ermordet. © dpa | -
Martin Luther King Jr. kam am 15. Januar 1929 in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia zur Welt. Seine Mutter war Lehrerin, der Vater Prediger. Als junger Mann studierte er.
Martin Luther King Jr. kam am 15. Januar 1929 in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia zur Welt. Seine Mutter war Lehrerin, der Vater Prediger. Als junger Mann studierte er. © dpa | UPI
King wurde Pfarrer in Montgomery im US-Bundesstaat Alabama und heiratete seine langjährige Freundin Coretta Scott Williams. Sie bekamen vier Kinder.
King wurde Pfarrer in Montgomery im US-Bundesstaat Alabama und heiratete seine langjährige Freundin Coretta Scott Williams. Sie bekamen vier Kinder. © dpa | Handout
Sein Aufstieg zur Ikone der Bürgerrechtsbewegung begann 1955, als sich die Schwarze Rosa Parks in Montgomery weigerte, ihren Platz im Bus für einen Weißen freizumachen. Sie wurde festgenommen. Es kam zu Protesten, King führte die Aktion an. Sie endete ein Jahr später mit einem Erfolg: Der Oberste Gerichtshof erklärte die Trennung der Sitzzonen im Bus nach Hautfarbe in der Stadt für verfassungswidrig.
Sein Aufstieg zur Ikone der Bürgerrechtsbewegung begann 1955, als sich die Schwarze Rosa Parks in Montgomery weigerte, ihren Platz im Bus für einen Weißen freizumachen. Sie wurde festgenommen. Es kam zu Protesten, King führte die Aktion an. Sie endete ein Jahr später mit einem Erfolg: Der Oberste Gerichtshof erklärte die Trennung der Sitzzonen im Bus nach Hautfarbe in der Stadt für verfassungswidrig. © dpa | -
King wurde zu einem landesweit bekannten Mann. Seine Redekunst half ihm, die Proteste durch die ganzen USA zu tragen. Höhepunkt war im August 1963 der Marsch auf Washington mit rund 250.000 Teilnehmern.
King wurde zu einem landesweit bekannten Mann. Seine Redekunst half ihm, die Proteste durch die ganzen USA zu tragen. Höhepunkt war im August 1963 der Marsch auf Washington mit rund 250.000 Teilnehmern. © dpa | Uncredited
„I Have a Dream“, rief King der Menge in seiner Rede zu, in der er die Vision der Gleichheit von Schwarz und Weiß entwarf.
„I Have a Dream“, rief King der Menge in seiner Rede zu, in der er die Vision der Gleichheit von Schwarz und Weiß entwarf. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Martin Luther King Jr. am 28. August 1963 auf der National Mall in Washington.
Martin Luther King Jr. am 28. August 1963 auf der National Mall in Washington. © imago | imago
Bereits im Juni 1963 hatte Präsident John F. Kennedy einen Gesetzentwurf zur Gleichberechtigung vorgelegt (im Bild: ein Treffen von Justizminister Robert F. Kennedy mit Bürgerrechtlern). Kennedy kam aber nicht voran in seinen Bemühungen. Er wurde im November 1963 ermordet, doch sein Nachfolger Lyndon B. Johnson führte den Plan zu Ende. Am 2. Juli 1964 wurde der Civil Rights Act verabschiedet.
Bereits im Juni 1963 hatte Präsident John F. Kennedy einen Gesetzentwurf zur Gleichberechtigung vorgelegt (im Bild: ein Treffen von Justizminister Robert F. Kennedy mit Bürgerrechtlern). Kennedy kam aber nicht voran in seinen Bemühungen. Er wurde im November 1963 ermordet, doch sein Nachfolger Lyndon B. Johnson führte den Plan zu Ende. Am 2. Juli 1964 wurde der Civil Rights Act verabschiedet. © REUTERS | HANDOUT
Im September 1964 war Martin Luther King in West-Berlin zu Gast und wollte auch in die DDR. Seine Einreise nach Ost-Berlin löste fast eine diplomatische Krise aus. Er war im Westteil (hier mit Bischof Otto Dibelius und dem Regierenden Bürgermeister Willy Brandt, r.)und entschied sich zu einem Besuch auf der anderen Seite der Mauer. Die Vertretung des US-Außenministeriums versuchte noch, dies zu verhindern. Vergeblich. King überbrachte seinen Ost-Berliner Zuhörern Grüße aus West-Berlin und Amerika und prangerte die Mauer als Symbol der Teilung an.
Im September 1964 war Martin Luther King in West-Berlin zu Gast und wollte auch in die DDR. Seine Einreise nach Ost-Berlin löste fast eine diplomatische Krise aus. Er war im Westteil (hier mit Bischof Otto Dibelius und dem Regierenden Bürgermeister Willy Brandt, r.)und entschied sich zu einem Besuch auf der anderen Seite der Mauer. Die Vertretung des US-Außenministeriums versuchte noch, dies zu verhindern. Vergeblich. King überbrachte seinen Ost-Berliner Zuhörern Grüße aus West-Berlin und Amerika und prangerte die Mauer als Symbol der Teilung an. © dpa | dpa
Ende des Jahres nahm King in Oslo den Friedensnobelpreis entgegen.
Ende des Jahres nahm King in Oslo den Friedensnobelpreis entgegen. © imago | imago
Sein Kampf war damit aber längst nicht abgeschlossen. Die Gleichheit der Menschen mit unterschiedlichen Hautfarben existierte nur auf dem Papier.
Sein Kampf war damit aber längst nicht abgeschlossen. Die Gleichheit der Menschen mit unterschiedlichen Hautfarben existierte nur auf dem Papier. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Im März 1965 kam es in Selma (US-Bundesstaat Alabama) zu Protestmärschen. King organisierte eine große Demonstration, die bis ins nicht weit entfernte Montgomery führen sollte. Bei den ersten beiden Versuchen hielten Polizisten den Zug auf. Beim dritten Anlauf kamen die Demonstranten ans Ziel.
Im März 1965 kam es in Selma (US-Bundesstaat Alabama) zu Protestmärschen. King organisierte eine große Demonstration, die bis ins nicht weit entfernte Montgomery führen sollte. Bei den ersten beiden Versuchen hielten Polizisten den Zug auf. Beim dritten Anlauf kamen die Demonstranten ans Ziel. © imago/United Archives International | imago stock&people
Im selben Jahr wurde der Voting Rights Act verabschiedet, nach dem Minderheiten bei Wahlen nicht mehr benachteiligt werden dürfen. King erhielt während der Jahre regelmäßig Todesdrohungen.
Im selben Jahr wurde der Voting Rights Act verabschiedet, nach dem Minderheiten bei Wahlen nicht mehr benachteiligt werden dürfen. King erhielt während der Jahre regelmäßig Todesdrohungen. © imago/Cinema Publishers Collection | White House/Yoichi Robert Okamot
Am Abend des 4. April 1968 wurde er auf dem Balkon eines Motels in Memphis erschossen. Das Lorraine, benannt angeblich nach Nat King Coles Liebeslied „Sweet Lorraine“, war eine bekannte Übernachtungsstätte schwarzer Künstler. Der Hergang des Attentats ist oft erzählt: Es war kurz nach 18 Uhr. King stand auf dem Balkon, scherzte mit Freunden und Bekannten. Man wollte zum Abendessen gehen. Die Todeskugel traf ihn an Hals und Kinn.
Am Abend des 4. April 1968 wurde er auf dem Balkon eines Motels in Memphis erschossen. Das Lorraine, benannt angeblich nach Nat King Coles Liebeslied „Sweet Lorraine“, war eine bekannte Übernachtungsstätte schwarzer Künstler. Der Hergang des Attentats ist oft erzählt: Es war kurz nach 18 Uhr. King stand auf dem Balkon, scherzte mit Freunden und Bekannten. Man wollte zum Abendessen gehen. Die Todeskugel traf ihn an Hals und Kinn. © dpa | Michael Donhauser
Nicht einmal 100 Meter entfernt fand die Polizei die mutmaßliche Mordwaffe, ein Remington-Gewehr, mit einem Fingerabdruck, der zum Täter führen sollte. Zwei Monate später wurde James Earl Ray als Tatverdächtiger festgenommen, ein Gewohnheitskrimineller. Er wurde zu 99 Jahren Haft verurteilt. Viele meinen, er habe nicht allein gehandelt. Ein Kongressausschuss kam 1979 zu der Vermutung, Ray habe Helfer gehabt. Wer das gewesen sein könnte, bleibt unbeantwortet.
Nicht einmal 100 Meter entfernt fand die Polizei die mutmaßliche Mordwaffe, ein Remington-Gewehr, mit einem Fingerabdruck, der zum Täter führen sollte. Zwei Monate später wurde James Earl Ray als Tatverdächtiger festgenommen, ein Gewohnheitskrimineller. Er wurde zu 99 Jahren Haft verurteilt. Viele meinen, er habe nicht allein gehandelt. Ein Kongressausschuss kam 1979 zu der Vermutung, Ray habe Helfer gehabt. Wer das gewesen sein könnte, bleibt unbeantwortet. © imago/United Archives International | Personalities
King starb mit nur 39 Jahren.
King starb mit nur 39 Jahren. © imago/ZUMA/Keystone | imago stock&people
Beigesetzt sind Martin Luther King Jr. und seine Frau Coretta Scott King in Atlanta.
Beigesetzt sind Martin Luther King Jr. und seine Frau Coretta Scott King in Atlanta. © dpa | Erik S. Lesser
Touristen am Ort des Attentats, dem „Lorraine Motel“ in Memphis.
Touristen am Ort des Attentats, dem „Lorraine Motel“ in Memphis. © dpa | Christina Horsten
Das Vermächtnis Martin Luther Kings spielt für Afro-Amerikaner weiter eine nicht zu überschätzende Rolle.
Das Vermächtnis Martin Luther Kings spielt für Afro-Amerikaner weiter eine nicht zu überschätzende Rolle. © dpa | Mike Brown
In Memphis wird der Ikone nicht nur bei der jährlichen Parade zum Martin Luther King Day gedacht.
In Memphis wird der Ikone nicht nur bei der jährlichen Parade zum Martin Luther King Day gedacht. © dpa | Mike Brown
1/20

Diskussion schwappt nach Deutschland über

Weiße Nationalisten und Rechtsextreme fühlen sich seit Tagen in sozialen Netzwerken durch die Attacke von Owens anspornt – und bestätigt. Dort taucht der Name Floyd häufig in Verbindung mit dem Begriff „thug” auf – was so viel wie Verbrecher bedeutet.

Eine Wortwahl, die nicht nur Angehörige Floyds als ehrabschneidend empfinden. Was den republikanischen Kongress-Abgeordneten Mo Brooks aus Alabama nicht davon abhielt, auf Twitter zu schreiben, es sei falsch, wenn „Lügenpresse, Demokraten und Sozialisten einen Junkie und Gangster für politische Zwecke vergöttern”.

Ähnlich hatte sich Bob Kroll, Polizeigewerkschafter in Minneapolis geäußert, wo der inzwischen des wegen Mord zweiten Grades (im deutschen Recht mit Totschlag vergleichbar) angeklagte Officer Derek Chauvin Floyd mit einer Kniepresse ums Leben gebracht hatte. „Warum schreiben die Medien nicht, dass Floyd ein gewalttätiger Krimineller war?“

In dieses via Facebook und Twitter nach Europa herübergeschwappte Fahrwasser begab sich auch Thaddäus Kunzmann. Der neben seiner CDU-Tätigkeit auch als Demografiebeauftragter Baden-Württembergs agierende Politiker schrieb auf Facebook, er finde den Tod von George Floyd „schlimm”. Aber: „Zur Wahrheit gehört auch, das Floyd ein Gewaltverbrecher mit beträchtlichem Vorstrafenregister war. Niemand von uns wollte ihm in der Nacht begegnen. Ich finde, dass gehört zur Wahrheit dazu.”

Nach Rücktrittsforderungen der SPD („Kunzmann darf unser weltoffenes Land nicht mehr repräsentieren“) zog der Christdemokrat seinen Beitrag zurück. Es sei der Eindruck entstanden, „dass ich den Tod von Floyd aufgrund seines Vorstrafenregisters relativieren will. Das will ich ausdrücklich nicht.“

Nach Floyds Tod weitere Fälle von Polizeigewalt in den USA

Unterdessen tauchen im Gefolge von Floyds Schicksal ähnlich gelagerte Fälle von Polizeigewalt auf, bei denen auch der Schlüsselsatz „I can’t breathe” (Ich kann nicht atmen) fiel.

Im März starb in Tacoma südlich von Seattle der 33-jährige Manuel Ellis während einer Festnahme. Der Schwarze wurde des Autoeinbruchs verdächtigt. Es gab eine auf Video aufgezeichnete Auseinandersetzung mit vier Cops, in der Ellis mehrfach beklagte, er bekomme keine Luft mehr. Die Autopsie ergab neben einem Drogenbefund und Herzschwäche als Kern-Todesursache: Atemstillstand nach Gewaltanwendung.

USA- Diese Fälle stehen für Polizeigewalt gegen Schwarze

weitere Videos

    Die Beamten sind vom Dienst suspendiert. Jay Inslee, der demokratische Gouverneur des Bundesstaates Washington an der Westküste, ordnete wegen des Verdachts der Befangenheit der zuerst tätig gewordenen Staatsanwälte die Neuaufnahme von Ermittlungen in einem anderen Gerichtsbezirk an.

    Bereits im Mai 2019 starb der 42 Jahre alt Afro-Amerikaner Derrick Scott, als ihn drei Polizisten in Oklahoma City am Boden festhielten. Verdacht: Waffenbesitz. Das entsprechende Video wurde erst in dieser Woche von der Polizei veröffentlicht. In einer Sequenz ist zu hören, wie Scott nach seinen Medikamenten verlangt und röchelt: „Ich kann nicht atmen.” Ein Officer sagt deutlich vernehmbar: „Das ist mir egal. Du kannst sehr gut atmen.” Scott verlor wenig später das Bewusstsein und starb im Krankenhaus. Diagnose: Lungen-Kollaps.

    Black Lives Matter - eine weltweite Bewegung

    weitere Videos