Washington. In den USA werden die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise dramatisch. Das Land steht vor einer Krise historischen Ausmaßes.

In Amerika setzt sich die ökonomische Schockstarre durch die Coronavirus-Pandemie in dramatischer Dimension fort. Nach den aktuellen Zahlen des Arbeitsministeriums haben sich in der vergangenen Woche weitere 5,2 Millionen Amerikaner arbeitslos gemeldet. Damit haben seit März über 2 2 Millionen Menschen einen Erstantrag auf Arbeitslosenhilfe gestellt.

Im Klartext: Binnen eines Monats ist nahezu der komplette Stellenaufwuchs, ausradiert worden, den die USA seit der Finanzkrise 2009 bis Anfang dieses Jahres erzielt hatten. Einen solchen Absturz hat es bisher noch nie gegeben. Im Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre sind pro Woche maximal 350.000 Anträge auf Arbeitslosenhilfe pro Woche eingegangen.

Im Februar, also vor Ausbruch der Corona-Krise, galten offiziell 5,8 Millionen Amerikaner als arbeitslos - die Quote lag bei historisch niedrigen 3,5 Prozent. Nach Angaben von Analysten dürfte sie inzwischen den Rekord von 10 Prozent im Oktober 2009 deutlich übertroffen haben und könnte bis Ende April die 20-Prozent-Hürde aus der Zeiten der „Großen Depression” in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts reißen.

Coronavirus-Pandemie hinterlässt verheerende Auswirkungen in der US-Wirtschaft

Die höchste Arbeitslosenquote in den USA seit dem Zweiten Weltkrieg wurde Ende 1982 gemessen, damals lag der Wert bei 10,8 Prozentpunkten. Nach Angaben von Wissenschaftlern ist die Wirtschaftsleistung in den USA in den ersten drei Monaten dieses Jahres ums fast elf Prozent eingebrochen; der größte Rückgang seit 1947. Einzelhandel und Industrieproduktion sind so dramatisch wie nie zuvor abgestürzt.

Die neuen Zahlen dokumentieren die Auswirkungen der strikten Ausgangsbeschränkungen, die für rund 90 Prozent der 330 Millionen Amerikaner gelten. Viele Geschäfte sind geschlossen, Restaurants verkaufen Mahlzeiten nur noch außer Haus, Hotels und Kongresscenter stehen leer, der Flug- und Reiseverkehr kommt fast vollständig zum Erliegen. Tausende Firmen quer durch alle Branchen haben ihre Belegschaften freigestellt oder entlassen.

USA: Behören kommen mit Ansturm von Arbeitslosen nicht mehr zurecht

Die meisten Bundesstaaten hatten wegen der Corona-Pandemie ihre Betriebe aufgefordert, die Arbeit einzustellen, wenn sie nicht eindeutig lebensnotwendige Güter und Dienste bereitstellen. Die Behörden kommen mit dem Ansturm auf Auszahlung von Arbeitslosenhilfe, die durch ein 2300 Milliarden Dollar starkes Konjunkturpaket von Regierung und Kongress deutlich aufgestockt und um Sonderzahlungen ergänzt wurde, nicht mehr nach.

Unterdessen wollte US-Präsident Donald Trump am Donnerstagnachmittag nach vorheriger Unterrichtung der 50 Gouverneure in den Bundesstaaten Pläne veröffentlichen, wie die US-Wirtschaft regional wieder hochgefahren werden kann; da, wo sich die Coronavirus-Verbreitung in Grenzen hält. Trump hält mindestens 20 Bundesstaaten für geeignet.

Der Präsident will so die sich seit Tagen wiederholenden Hiobsbotschaften kontern, die Amerika eine tiefe Rezession vorhersagen – und damit eine humanitäre und ökonomische Katastrophe. In Amerika gibt es weder Kurzarbeitergeld noch Kündigungsschutz nach europäischen Standards. Im Falle einer Kündigung verliert das Gros auch den Krankenversicherungsschutz. Viele Bürger haben nach Angaben der Regierung keine 500 Dollar als Rücklage, um eine Notlage zu überbrücken.

Hilfe für Notleidende während der Corona-Krise: In New York erhält eine Frau ein Hilfspaket einer Nothilfenorganisation.
Hilfe für Notleidende während der Corona-Krise: In New York erhält eine Frau ein Hilfspaket einer Nothilfenorganisation. © AFP | Kena Betancur

Unterdessen warnen nicht nur Epidemiologen der staatlichen Seuchenschutzbehörde CDC vor einer verfrühten Lockerung der Ausgehverbote, solange die Bevölkerung nicht in ausreichendem Maße auf Corona getestet worden ist. Außerdem halten sie einen „Flickenteppich mit starken Beschränkungen hier und deutlichen Lockerungen dort“ für problematisch und schwer zu kontrollieren.

Bei Telefonkonferenzen mit dem Weißen Haus haben am Mittwoch laut Berichten von US-Medien auch etliche Wirtschaftsführer und Gewerkschaften vor übereilten Entscheidungen gewarnt, die möglicherweise zu weiterer Verunsicherung beitragen könnten, wenn das Virus in einigen Wochen oder Monaten in einzelnen Landesteilen wieder auftauchen und das angespannte Gesundheitswesen überfordern sollte.

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