Washington. Doch keine Verschwörungstheorie? Es verdichten sich Hinweise, dass das Coronavirus tatsächlich aus einem Labor in Wuhan stammen könnte.
In der Frühphase der Coronavirus-Krise gehörte die These zu den vielen Verschwörungstheorien, die zügig in den Medien versenkt wurden: Der Erreger soll der Theorie zufolge nicht auf einem Fisch- und Wildtiermarkt im chinesischen Wuhan vom Tier auf den Menschen übergegangen sein, sondern aus einem von zwei in der Nähe stammenden, staatlichen Laboren stammen. Dort sollten chinesische Wissenschaftler unter anderem mit finanzieller Förderung der USA zu ansteckenden Krankheiten und Erregern forschen – eben auch Coronaviren.
Das Coronavirus hat inzwischen weltweit über zwei Millionen Menschen infiziert und knapp 140.000 getötet. Die Theorien über den Ursprung der Pandemie reichen vom absichtlichen Bioterrorismus bis hin zu einem Unfall, der auf laxe Sicherheitsvorkehrungen zurückgehe. Bisher schafften sie es in den USA jedoch nie in ernstgenommene Mainstream-Medien. Das ist vorbei.
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Labor in Wuhan – Laut US-Medien seit Jahren Sicherheitslücken
In dieser Woche meldete die „Washington Post”, dass die US-Botschaft in Peking bereits 2018 intern Alarm schlug, nachdem Emissäre die besagten Institute in Wuhan mehrfach besuchten und dabei teils haarsträubende Sicherheitslücken entdeckten. So habe es einen akuten Mangel an hinreichend qualifiziertem Personal gegeben.
Was die Diplomaten wenig später ins Außenministerium nach Washington kabelten, gipfelte laut „Washington Post”-Autor Josh Rogin in der Befürchtung, dass die risikoreiche Forschungsarbeit mit Fledermäusen und Coronaviren in Wuhan im Falle eines Betriebsunfalls zu einer weltweiten Pandemie führen könne. Was im „State Departement” mit den Warnungen geschah, ob sie verfolgt oder ignoriert wurden, ist unklar.
Labor in Wuhan – Fox News behauptet: Labor-Angestellte „Patient Zero“
Am Mittwochabend legte der quotenstärkste amerikanische TV-Politiksender Fox News nach. Star-Moderator Bret Baier berichtete unter Berufung auf mehrere anonyme Quellen, dass US-Regierungskreise „zunehmend sicher sind“, dass sich eine Labor-Angestellte in Wuhan angesteckt habe („patient zero“) und das Virus danach offenbar unwissentlich über den nahegelegenen Fischmarkt in die Bevölkerung getragen habe.
Die von rechtslastigen Publizisten wie dem bekannten Radio-Moderator Rush Limbaugh verbreitete Anschuldigung, China habe einen bioterroristischen Angriff inszeniert, verwarf Fox News als substanzlos.
Vielmehr habe Peking durch seine Forschungsaktivitäte n in Wuhan unter Beweis stellen wollen, dass es mit den USA wissenschaftlich auf Augenhöhe sei (oder noch besser), wenn es um das Identifizieren und Bekämpfen hochansteckender Viren gehe.
Labor in Wuhan: Präsident Trump will Theorie „untersuchen“
Als Donald Trump dazu bei seiner täglichen Corona-Pressekonferenz im Weißen Haus am Mittwochabend gefragt wurde, gab es kein Dementi. Der Präsident ließ zwischen den Zeilen erkennen, dass er die Labor-Version für plausibel hält. Er bestätigte, dass wir „diese Geschichte mehr und mehr hören”. Man werde eine „sehr genaue Untersuchung der schrecklichen Situation durchführen”, so Trump.
Trump wich der Frage aus, ob er den Sachverhalt mit dem Labor in seinem jüngsten Telefonat mit Chinas Präsident Xi Jinping angesprochen habe. Es wäre „unangemessen”, dazu „jetzt“ Auskunft zu geben, sagte Trump.
Zuvor hatte General Mark Milley, der Oberkommandierende der US-Streitkräfte, erklärt, es gebe zurzeit noch keine „eindeutige” Faktenlage über den exakten Ursprung des Virus.
Labor in Wuhan Pandemie-Ursprung – China dementiert
In aktuellen Umfragen glauben rund 30 Prozent der US-Bevölkerung, dass das Coronavirus aus einem Labor stamme: entweder mit Absicht auf die Menschheit losgelassen oder ungeplant entwichen.
Außenminister Mike Pompeo nutzte die neue Nachrichtenlage zu einem Appell an Peking: „Die chinesische Regierung muss Farbe bekennen und genau erklären, wie sich das Virus ausbreiten konnte.”
Bisher hatte China alle Spekulationen um einen Labor-Zwischenfall weit von sich gewiesen, auch am Donnerstag kam ein Dementi von der Führung aus Peking. Anstatt Transparenz an den Tag zu legen, hat die Regierung Wissenschaftlern Maulkörbe erteilt und eine Untersuchung der entsprechenden Lokalitäten in Wuhan durch internationale Experten bisher abgelehnt.
Unterdessen haben US-Medien anhand von internen chinesischen Dokumenten recherchiert, dass Peking bereits am 14. Januar über die drohende Pandemie im Bild war. Präsident Xi Jinping informierte die Welt-Öffentlichkeit aber erst sechs Tage später. In der Zwischenzeit sollen sich 3000 Menschen infiziert haben.
Republikaner-Politiker: US-Amerikaner sollen Schadensersatz bei China fordern
US-Wissenschaftler sagen sinngemäß: Ohne diese Ursünde gebe es heute sehr wahrscheinlich weltweit nicht über zwei Millionen Infizierte und fast 140.000 Tote.
Das sieht auch Tom Cotton so. Der erzkonservative republikanische Senator aus Arkansas war im Februar einer der ersten prominenten US-Politiker, der die beiden Viren-Labore in Wuhan ins Visier nahm. „Gute Wissenschaft, schlechte Sicherheit”, twitterte der Trump-Fan, der damals viel Kritik einstecken musste.
Cotton sieht sich durch die sich verdichtenden Hinweise bestätigt und fordert, dass Peking „für jeden einzelnen Todesfall und jeden Arbeitsplatzverlust” zur Rechenschaft gezogen werden muss: „Präsident Xi Jinping muss den Preis dafür zahlen.“ Cotton wolle einen Gesetzentwurf vorlegen, der US-Amerikanern ein Recht auf Schadensersatzklage gegen China einräumt.
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