Berlin. Während Laschet, Merz und Spahn noch als Kandidaten auf den CDU-Parteivorsitz gehandelt werden, prescht Röttgen selbstbewusst voran.

Wer die CDU mal irgendwie langweilig fand, ist spätestens jetzt eines Besseren belehrt: Die Blitz-Kandidatur von Norbert Röttgen macht die Suche nach dem neuen Chef noch spannender. Bislang wurden mit NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, Ex-Fraktionschef Friedrich Merz und Gesundheitsminister Jens Spahn wie selbstverständlich nur drei potenzielle CDU-Chefs öffentlich gehandelt. Jetzt bringt sich ein Vierter überraschend ins Spiel.

Und Norbert Röttgen ist bislang der Einzige, der sich unmissverständlich erklärt hat. Fehlt nur noch eine Frau, die auch sagt: Ich will! Die neue Dynamik ist unbequem für die anderen Mitbewerber. Sie befinden sich noch im Status des „möglichen Kandidaten“ und werden sich nun erklären müssen. Auch Hinterzimmer-Absprachen und Team-Lösungen mit allen Aspiranten sind viel schwerer möglich.

Röttgen-Bewerbung setzt andere Kandidaten unter Zugzwang

Für die Kanzlerin greift jetzt nach Merz ein zweiter Merkel-Gegner nach der Macht. Merz hat wegen der Entlassung als Fraktionschef noch eine Rechnung offen. Röttgen trägt der Kanzlerin seinen Rauswurf aus dem Kabinett nach. Das konnte er bei seiner Antritts-Pressekonferenz nicht verbergen. Dass er es macht, um die „Zukunft der CDU“ zu retten, klingt allerdings ziemlich breitbeinig. Naheliegender ist, dass Röttgen seine eigene Bedeutung retten will. Er will nicht zusehen, wie die neue Macht an ihm vorbei verteilt wird.

Jörg Quoos ist Chefredakteur Funke Zentralredaktion Berlin.
Jörg Quoos ist Chefredakteur Funke Zentralredaktion Berlin. © Dirk Bruniecki

Es tut der Demokratie sicher gut, wenn viele Politiker bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. In der Union stecken noch Alphatiere, ist die Botschaft. Da hat die CDU der SPD eindeutig etwas voraus. Bei den Sozialdemokraten wurde Parteivorsitz und Kanzlerkandidatur zuletzt herumgereicht wie die heiße Kartoffel. An der verbrannte sich zum Schluss Martin Schulz die Finger. Das läuft in der CDU anders.

Makulatur ist allerdings der Regieplan der Parteivorsitzenden. Die Führungsfrage muss schnell geklärt werden. Bis Nikolaus zu warten, ist keine gute Idee. Denn wenn der Prozess zu lange dauert, wird aus dem Neustart eher eine quälende Demontage für alle Beteiligten. Und das ist das Letzte, was die CDU in der schwierigen Phase des Übergangs in die Nach-Merkel-Ära gebrauchen kann.

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