Essen. Bundeskanzlerin Angela Merkel betont in Essen, das Rassismus ein „widerlicher Angriff auf grundlegende Werte unserer Gesellschaft“ sind.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) fordert die Bürger in ihrer Eröffnungsrede zu Zivilcourage auf.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) fordert die Bürger in ihrer Eröffnungsrede zu Zivilcourage auf. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat bei der Eröffnung einer Ausstellung zum 75. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz am 27. Januar die Bürger zu Zivilcourage aufgerufen. Sie betonte, dass die Erinnerung an den Holocaust auch eine Mahnung an alle Bundesbürger bedeute, „im Alltag eben nicht zu schweigen und wegzuschauen, wenn jemand angegriffen, gedemütigt und in seiner Würde verletzt wird. Wir haben leider Gründe, daran zu erinnern, nicht erst seit dem Anschlag in Halle“. Rassismus, so Angela Merkel, sei „ein widerlicher Angriff auf grundlegende Werte unserer Gesellschaft“. Die Erinnerung an seine schlimmsten Auswüchse wachzuhalten „schulden wir jedem einzelnen Opfer“; sie mache „uns die Verantwortung dafür bewusst, eine menschliche Zukunft zu gestalten.“

Armin Laschet: „Eigentlich ein Skandal!“

Auch andere Redner wie der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) betonten, dass Antisemitismus derzeit wieder gegenwärtig sei bis in Parlamente hinein: „Hass auf Juden, nichts dazugelernt.“ Gerade deshalb sei es wichtig, die Erinnerung lebendig zu halten: „Eigentlich ein Skandal, dass das nach 75 Jahren noch erforderlich ist!“, sagte Laschet. Die jüngeren Generationen müssten immer neu und auf neue Weise von der Judenverfolgung erzählt bekommen, „auch die, die eingewandert sind, auch sie stehen in dieser deutschen Geschichte.“

Holocaust-Überlebender Naftali Fürst (8/) wurde eingeflogen

Zur Eröffnung der „Survivors“-Ausstellung wurde der 87-Jährige Naftali Fürst, einer der 75 porträtierten Holocaust-Überlebenden, mit seiner Familie in einer Maschine der Bundesluftwaffe aus Tel Aviv nach Deutschland eingeflogen – ein Vorgang, den Bundeskanzlerin Merkel „symbolisch“ nannte: „Es bedeutet uns unendlich viel, dass Sie diese Reise auf sich genommen haben. Ich empfinde tiefe Scham für das Leid, das Ihnen und Millionen anderen widerfahren ist.“

Fürst überlebte als Kind Auschwitz, Buchenwald und zwei weitere Konzentrationslager. „Ich hatte nur sechs glückliche Kindheitsjahre“, bekannte er, „seither lebe ich im Schatten der Schoah.“ Fürst hatte ein halbes Jahrhundert lang über sein Leid geschwiegen, bis er zu der Einsicht gelangte: „Es ist unsere heilige Pflicht, die Erinnerung an die Shoah zu bewahren, damit sich eine solche Katastrophe nicht wiederholen kann.“ Fürst hielt ein Album mit Fotos von der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald in die Höhe, die ihn mit anderen Häftlingen dem Tode nah zeigen: „Für mich hat sich in dieser Ausstellung mit den temperamentvollen Gesichtern der Holocaust-Überlebenden ein Kreis geschlossen.“

Survivors zeigt Porträts von Holocaust-Überlebenden

Unter dem Titel „Survivors. Faces of Life after the Holocaust“...
Unter dem Titel „Survivors. Faces of Life after the Holocaust“... © Ralf Rottmann/ Funke Foto Services
... zeigt an eine Ausstellung im Essener Ruhr-Museum bis zum 26. April großformatige Porträtaufnahmen von 75 Holocaust-Überlebenden. Die Schau...
... zeigt an eine Ausstellung im Essener Ruhr-Museum bis zum 26. April großformatige Porträtaufnahmen von 75 Holocaust-Überlebenden. Die Schau... © Rolf Vennenbernd/dpa
... mit Nahaufnahmen des renommierten Künstlers Martin Schoeller - hier im Bild - ...
... mit Nahaufnahmen des renommierten Künstlers Martin Schoeller - hier im Bild - ... © Ralf Rottmann/FUNKE Foto Services
... wurde am Dienstag, 21. Januar 2020, von Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnet.
... wurde am Dienstag, 21. Januar 2020, von Bundeskanzlerin Angela Merkel eröffnet. © Olaf Fuhrmann/FUNKE Foto Services
Merkel – hier im Gespräch mit dem in der Ausstellung porträtierten Naftali Fürst – betonte in ihrer Rede zur Eröffnung, die Erinnerung an den Holocaust sei eine Mahnung an alle Bundesbürger.
Merkel – hier im Gespräch mit dem in der Ausstellung porträtierten Naftali Fürst – betonte in ihrer Rede zur Eröffnung, die Erinnerung an den Holocaust sei eine Mahnung an alle Bundesbürger. © Olaf Fuhrmann/FUNKE Foto Services
Die Erinnerung an seine schlimmsten Auswüchse wachzuhalten „schulden wir jedem einzelnen Opfer“; sie mache „uns die Verantwortung dafür bewusst, eine menschliche Zukunft zu gestalten.“
Die Erinnerung an seine schlimmsten Auswüchse wachzuhalten „schulden wir jedem einzelnen Opfer“; sie mache „uns die Verantwortung dafür bewusst, eine menschliche Zukunft zu gestalten.“ © Olaf Fuhrmann/FUNKE Foto Services
Fotograf Martin Schoeller mit Naftali Fürst. 
Fotograf Martin Schoeller mit Naftali Fürst.  © dpa | Rolf Vennenbernd
Der 51-jährige Fotograf hatte die 75 Männer und Frauen, die alle in Israel leben, im vergangenen Juni in Jerusalem fotografiert.
Der 51-jährige Fotograf hatte die 75 Männer und Frauen, die alle in Israel leben, im vergangenen Juni in Jerusalem fotografiert. © Ralf Rottmann/FUNKE Foto Services
Porträts der Überlebenden des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, (von links nach rechts): Yaakov (Jacki) Hendeli, Miriam Steiner-Aviezer, Jacob Philipson-Armon, Silvia Aharon, Yona Amit, Shimon Greenhouse, Avraham Harshalom, Sara Leicht und Mordechai Ciechanower.
Porträts der Überlebenden des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau, (von links nach rechts): Yaakov (Jacki) Hendeli, Miriam Steiner-Aviezer, Jacob Philipson-Armon, Silvia Aharon, Yona Amit, Shimon Greenhouse, Avraham Harshalom, Sara Leicht und Mordechai Ciechanower. © Rolf Vennenbernd/dpa
Hier fotografiert Martin Schoeller Moshe Ha-Elion.
Hier fotografiert Martin Schoeller Moshe Ha-Elion. © Stiftung für Kunst und Kultur | Martin Schoeller Studio
Moshe Ha-Elion, 2019.
Moshe Ha-Elion, 2019. © Stiftung für Kunst und Kultur | Martin Schoeller
Naftali Fürst, 2019.
Naftali Fürst, 2019. © Stiftung für Kunst und Kultur | Martin Schoeller
Hannah Goslar Pick, 2019.
Hannah Goslar Pick, 2019. © Stiftung für Kunst und Kultur | Martin Schoeller
Marta Wise, 2019.
Marta Wise, 2019. © Stiftung für Kunst und Kultur | Martin Schoeller
Fotograf Martin Schoeller und der Yad Vashem-Vorsitzende Avner Shalev in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem.
Fotograf Martin Schoeller und der Yad Vashem-Vorsitzende Avner Shalev in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem. © Stiftung für Kunst und Kultur | Martin Schoeller Studio
Die Ausstellung ist ein gemeinsames Projekt der Stiftung für Kunst und Kultur Bonn mit der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem.
Die Ausstellung ist ein gemeinsames Projekt der Stiftung für Kunst und Kultur Bonn mit der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. © Rolf Vennenbernd/dpa
Die Ausstellung ist noch bis zum 26. April im Ruhrmuseum auf Zollverein zu sehen.
Die Ausstellung ist noch bis zum 26. April im Ruhrmuseum auf Zollverein zu sehen. © Olaf Fuhrmann / FUNKE Foto Services
Danach wandert sie voraussichtlich noch jahrelang weiter: Für dieses Jahr...
Danach wandert sie voraussichtlich noch jahrelang weiter: Für dieses Jahr... © Ralf Rottmann/FUNKE Foto Services
... sind noch Stationen in Maastricht und Toronto geplant.
... sind noch Stationen in Maastricht und Toronto geplant. © dpa | Rolf Vennenbernd
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