Mülheim. . Konzernchef Christian Haub nimmt den Umbau des Handelsunternehmens in Angriff. In Mülheim ist eine neue und schlankere Holding geplant.
Der Mülheimer Handelskonzern Tengelmann steht vor einem tiefgreifenden Umbau. Unternehmenschef Christian Haub teilte seinen rund 250 Mitarbeitern in der Holding am Dienstag mit, dass nahezu alle ihre Arbeitsplätze verlieren werden. Das Familienunternehmen plant, in Mülheim eine schlankere Holding mit einer neuen Ausrichtung aufzubauen. Das zwölf Hektar große Firmengelände im Stadtteil Speldorf will Tengelmann aufgeben.
„Wir werden so fair und sozialverträglich mit unseren Mitarbeitern umgehen, wie es der 151-jährigen Historie von Tengelmann entspricht“, sagte Christian Haub der WAZ in seinem ersten Interview als alleiniger geschäftsführender Gesellschafter. Im April 2018 hatte der 54-Jährige die Aufgaben von seinem älteren Bruder Karl-Erivan Haub übernommen, der von einer Skitour in der Schweiz nicht mehr zurückkehrte und seither verschollen ist.
Digitalisierung sorgt für gravierende Umbrüche
Christian Haub begründet die radikalen Einschnitte nicht nur mit dem Verkauf der Supermarktkette Kaiser’s Tengelmann Ende 2016 an Edeka und Rewe. Er verwies auch auf die gravierenden, durch die fortschreitende Digitalisierung getriebenen Umbrüche im Einzelhandel. „Wir wollen uns weiterentwickeln und Chancen schneller nutzen als unsere Wettbewerber“, sagte Haub der WAZ.
Den Mitarbeitern in der Mülheimer Holding räumt er eine Beschäftigungsgarantie für das laufende Jahr ein. „Unsere Mitarbeiter haben jetzt mindestens neun Monate Zeit, sich auf die neue Situation vorzubereiten“, so Haub.
Rund 80 Beteiligungen an Start-ups
Zur Tengelmann-Gruppe gehören unter anderem die Baumarktkette Obi, der Textildiscounter Kik, der Haushalswarenanbieter Tedi, Babymarkt.de und weitere rund 80 Beteiligungen an Start-up-Unternehmen – darunter Zalando und Delivery Hero. Über die Tochter Trei sind die Mülheimer zuletzt verstärkt in den Bau von Wohnungen und Studentenwohnheimen eingestiegen.
Ob der Konzern, der 2017 mit über 86.000 Mitarbeitern einen Umsatz von rund 7,5 Milliarden Euro erwirtschaftete, auch künftig als Kommanditgesellschaft firmieren wird, ließ Christian Haub offen. Er schloss allerdings aus, dass Tengelmann eine reine Finanzholding werde. „Fest steht, dass wir Unternehmer bleiben werden“, unterstrich Haub. Er selbst wolle den Konzern in den nächsten zehn bis zwölf Jahren führen.