Essen. . Die Dienstleistungsgewerkschaft beklagt laute Dauerberieselung in den Geschäften, weil die Mitarbeiter gesundheitlich darunter leiden.
Seit Oktober berieseln Einzelhändler ihre Kunden und Mitarbeiter mit Weihnachtsmusik. Kurz vor Heiligabend zieht die Gewerkschaft Verdi nun die Notbremse und fordert, dass die Musik in den Läden leiser gedreht wird, um Verkäuferinnen und Verkäufer vor Krankheitsrisiken zu schützen.
„Die stundenlange Dauerbeschallung mit zu lauter Weihnachtsmusik hat gesundheitliche Folgen, von Bluthochdruck über negativen Stress bis zur Erhöhung der Herzfrequenz. Das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nimmt dadurch um 20 Prozent zu“, erklärt Stefanie Nutzenberger, die im Verdi-Bundesvorstand für den Einzelhandel zuständig ist.
Verdi hofft auf das Verständnis der Kunden
„Wenn Weihnachtsmusik gesundheitsgefährdend ist, hat sie ihren Sinn verfehlt“, sagt die Spitzengewerkschafterin und setzt bei den von ihr geforderten „Schutzmaßnahmen“ auf das Verständnis der Kunden.
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Dabei pocht Verdi auf nicht mehr als die Einhaltung der neuen Regeln des Bundesarbeitsministeriums für die Arbeitsstätten, die im Mai dieses Jahres in Kraft getreten sind. Danach darf der Lärm in den Einzelhandelsgeschäften 70 Dezibel nicht überschreiten. Gibt es regelmäßig Musik und Durchsagen, darf der Verordnung zufolge die Geräuschkulisse 64 Dezibel nicht überschreiten. „Das ist etwa die Beschallung durch einen Fernseher in Zimmerlautstärke“, so Verdi.
„Nicht in Richtung Disco-Lautstärke aufdrehen“
Nach Angaben des Handelsverbands arbeiten im deutschen Einzelhandel rund drei Millionen Menschen. Ihnen und ihren Betriebsräten rät die Gewerkschaft, ihre Arbeitgeber zur Einhaltung der Schutzverordnung aufzufordern, damit „Endlosschleifen von Jingle Bells, O du fröhliche, Last Christmas und Stille Nacht“ in den Läden nicht „in Richtung Disco-Lautstärke“ aufgedreht werden.
Ob und wie der Handel auf die massive Kritik von Verdi reagieren will, blieb zunächst offen. Anfragen der WAZ bei Unternehmen blieben weitgehend unbeantwortet. Allein der Handelskonzern Metro reagierte. Er verzichtet auf Musik in seinen Großmärkten. Nach Angaben einer Sprecherin ertönen in regelmäßigen Abständen lediglich Werbeansagen und zur vollen Stunde „eine kurze Nachrichtensendung“. Der Handelsverband erklärte, dass ihm keine Erkenntnisse über das Ausmaß der musikalischen Beschallung in den Läden vorlägen.