Brüssel. Der Christdemokrat Yves Leterme ist am Mittwoch erneut zum belgischen Regierungschef ernannt worden. Zuletzt war er belgischer Außenminister. Seit Leterme einst Belgiens Nationalhymne mit der französischen verwechselte gilt er vor allem im Süden des Landes als Fettnäpfchen-Spezialist.
„Nicht der schon wieder!“ - in Wallonien, dem französischsprachigen Teil von Belgien, reagierte man wenig begeistert auf den Beschluss der flämischen Regierungsparteien, den Christdemokraten Yves Leterme zum Nachfolger des bisherigen Premiers Herman Van Rompuy zu machen. Dennoch wurde er am Mittwoch von König Albert erneut zum Regierungschef ernannt, nach einer ersten, erfolglosen Kurz-Amtszeit 2008. Zuletzt war Leterme belgischer Außenminister, ein Amt, das nun Parteifreund Steven Vanackere übernimmt. Van Rompuy wird erster EU-Ratspräsident.
Seit Leterme einst Belgiens Nationalhymne („Brabanconne“) mit der französischen Marseillaise verwechselte, gilt er vor allem im Südteil des Landes als Fettnäpfchen-Spezialist. Auch brauchte er, nachdem er im Jahr 2007 die Wahlen gewonnen hatte, geschlagene neun Monate, um eine Regierung zu bilden. Es folgten weitere neun Monate Zank innerhalb der Fünf-Parteien-Koalition.
Die wichtigste Aufgabe des neu-alten Premiers ist die Beilegung eines bitteren Disputs der Sprachgemeinschaften um die Abgrenzung ihres Territoriums in der Region Brüssel. Vor allem soll das Problem im zweiten Halbjahr 2010 nicht auftauchen, denn dann amtiert Belgien als EU-Vorsitzender. Um möglichst sicherzugehen, hat Leterme seinen Parteifreund und Vorgänger Jean-Luc Dehaene zum Sonderberater ernannt. „Der belgische Klempner“ ist bekannt für seine Fähigkeit, Kompromisse gekonnt einzufädeln.