Potsdam. Lange Zeit galt er als Hoffnungsträger der SPD, doch in Brandenburg ist der Ministerpräsident und SPD-Landeschef Matthias Platzeck inzwischen ein Politikveteran. Der 55-Jährige hat gute Aussichten von den Brandenburgern wiedergewählt zu werden.

Seit 19 Jahren hat der inzwischen 55-Jährige wichtige politische Ämter in Brandenburg inne, erst als Minister ohne Geschäftsbereich, dann als Umweltminister, später als Potsdamer Oberbürgermeister und schließlich als Regierungschef. Und allen Umfragen zufolge hat der Mann mit dem markanten Dreitagebart beste Aussichten, auch in den kommenden fünf Jahren die Landesregierung in Potsdam führen.

Der jüngsten Umfrage zufolge liegen die Sozialdemokraten rund eineinhalb Wochen vor der Brandenburger Landtagswahl bei 31 Prozent, dicht gefolgt von der Linken mit 28 Prozent und der CDU mit 22 Prozent. Sorgen um sein Amt muss sich Platzeck allerdings auch dann nicht machen, wenn die Linke die SPD im Schlussspurt noch überholen sollte: Für eine Regierungsbildung fehlt ihr die Mehrheit, der Auftrag zur Regierungsbildung landet automatisch bei Platzeck, der dann die seit zehn Jahren bestehende Koalition mit der CDU fortsetzen kann.

74 Prozent würden Platzeck wählen

Der Wahlkampf der märkischen SPD ist ganz den 55-Jährigen zugeschnitten - wohl zu Recht, denn selbst die Anhänger anderer Parteien trauen ihren eigenen Spitzenleuten den Führungsposten nicht zu. 74 Prozent der Wähler würden bei einer Direktwahl des Ministerpräsidenten für Platzeck votieren.

Dabei ist er keineswegs ein Sozialdemokrat der ersten Stunde. Platzeck hat eine jahrelange Schlingerfahrt durch die Parteienlandschaft hinter sich. Anfang 1990 wurde er auf dem Ticket der Grünen Minister ohne Geschäftsbereich im Kabinett des letzten DDR-Ministerpräsidenten Hans Modrow. Im Herbst des gleichen Jahres ernannte dessen Nachfolger Manfred Stolpe (SPD) in dann zum Umweltminister - die politische Unterstützung dafür kam mittlerweile vom Regierungspartner Bündnis 90. Erst fünf Jahre später fand Platzeck den Weg zur SPD.

Bodenhaftung nie verloren

Auch wenn der Diplomingenieur für biomedizinische Kybernetik gern damit kokettiert, nur zufällig in die Politik gerutscht zu sein: Den Rückweg von der Macht ins normale Berufsleben hat er nie gesucht. Der 55-Jährige gilt als fair, loyal und als einer, der die Bodenhaftung zum normalen Alltagsleben seiner Wähler nie ganz verloren hat. Das rettete ihm 1994 den Ministerposten, als die damalige Ampelkoalition aus SPD, FDP und Grünen längst zerbrochen war. Während etwa der Bündnis-Fraktionschef Günter Nooke wegen der Stasi-Kontakte Stolpes auf Distanz zum Ministerpräsidenten ging, stand Platzeck loyal zu dem ehemaligen evangelischen Konsistorialpräsidenten.

1995 warb Ost-SPD-Gründungsmitglied Steffen Reiche Platzeck für die SPD. Der Newcomer, der als «Deichgraf» beim Oderhochwasser 1997 bundesweit Bekanntheit erlangte, wurde drei Jahre später in den Landesvorstand und im Jahr 2000 schließlich zum SPD-Landeschef gewählt. 2002 übernahm der damalige Potsdamer OB Platzeck von Stolpe auch das Ministerpräsidentenamt.

2006 gab er das Chef-Amt auf

Bei seiner ersten Wahl als Regierungschef 2004 holte Platzeck 31,9 Prozent, Damit machte er die SPD trotz allen Frustes über die Hartz-IV-Reformen erneut zur stärksten Kraft im Lande und bescherte den Sozialdemokraten einen seltenen Erfolge in einer Dauerserie von Wahlniederlagen. Platzeck selbst empfahl sich endgültig für höheren Weihen: Im November 2005 stieg er zum SPD-Bundesvorsitzenden auf.

Doch das Spitzenamt auf Bundesebene und das Ministerpräsidentenamt in Brandenburg waren zuviel für Platzecks Gesundheit: Nach zwei Hörstürzen musste er seine Grenzen akzeptieren und im April 2006 das Amt des SPD-Chefs aufgeben. Seither konzentriert er sich wieder ganz auf die Landespolitik. Platzeck weiß, dass am übernächsten Sonntag alles auf ihn zuläuft. «Ob Regen, Hagel oder Schnee, am Ende siegt doch die SPD», zeigt er sich im Wahlkampf zuversichtlich. (afp)