Köln. . Der türkische Moscheeverband Ditib steht nach dem Erdogan-Besuch in Köln in der Kritik. Warum SPD und Grüne seine Überwachung verlangen.

Nach dem Besuch des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoganin Köln fordern SPD und Grüne in NRW einen härteren Umgang mit dem umstrittenen Moscheeverband Ditib. Hintergrund sind Einschätzungen des Bundesamtes für Verfassungsschutz, wonach Ditib womöglich im Auftrag von Ankara hierzulande Menschen ausspioniert. Medienberichten zufolge prüft der Verfassungsschutz eine Beobachtung des Verbandes, der als verlängerter Arm Erdogans gilt und fast 1000 Moscheen in Deutschland leitet.

Veröanght mehr Häörte gegen Ditib:: Thomas Kutschaty, Fraktionsvorsitzender der nordrhein-westfälischen SPD,
Veröanght mehr Häörte gegen Ditib:: Thomas Kutschaty, Fraktionsvorsitzender der nordrhein-westfälischen SPD, © Christophe Gateau/dpa

„Unsere Landesregierung hat Erkenntnisse, dass Ditib Bürger ausspioniert, und trotzdem rollt der Ministerpräsident Herrn Erdogan den roten Teppich aus. Ich verlange von Herrn Laschet Aufklärung, ob Erdogan ihm zugesichert hat, dass die Spionage auf diesem Boden aufhört. Wenn nicht, verlange ich eine Erklärung, wie die Regierung unsere Bevölkerung vor diesen Angriffen schützen will“, sagte SPD-Landtagsfraktionschef Thomas Kutschaty der WAZ.

Grüne: Regierung muss konkrete Pläne vorlegen

Grünen-Landeschef Felix Banaszak kritisierte, die NRW-Regierung wirke im Umgang mit Ditib wie ein „Schiff ohne Kurs“. Statt von angeblichen Reformkräften in der Ditib zu fabulieren, müsse die Regierung „konkrete Pläne vorlegen, wie sie in Sachen Religionsunterricht, Seelsorge und weiteren Feldern künftig ohne Kooperation mit Ditib vorgehen will.“

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) rät zur Vorsicht.
NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) rät zur Vorsicht. © Federico Gambarini/dpa

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hält Forderungen nach einer Beobachtung für verfrüht. Bei Ditib sei noch nicht ausgemacht, „ob überhaupt und in welcher Form eine Beobachtung stattfinden wird“, sagte er der „Welt am Sonntag“. Dafür müssten hohe rechtliche Hürden genommen werden. Reul betonte, es sei „unstrittig, dass in Moscheen der Ditib kriegsverherrlichende Veranstaltungen abgehalten wurden“. Auch gebe es Anzeichen für Spionage durch Ditib-Imame. Aber wenn der Staat auf diesem Gebiet handele, dann müsse „das auch sitzen“.

Ditib hatte ein aus Sicht der Polizei unzureichendes Sicherheitskonzept für die Einweihung der Kölner Zentralmoschee vorgelegt. Außerdem sollen türkische Sicherheitskräfte eigenmächtig in der Nähe der Moschee mit Flatterband Bereiche abgesperrt haben, ohne dies mit den deutschen Behörden abgesprochen zu haben. Die rot-weißen Bänder trugen noch dazu die Aufschrift „Polizeiabsperrung“.

In Bildern: Der türkische Präsident Erdogan in Köln

Das Flugzeug mit dem türkischen Präsidenten Erdogan an Bord ist am frühen Samstagnachmittag auf dem militärischen Teil des Flughafens Köln/Bonn gelandet.
Das Flugzeug mit dem türkischen Präsidenten Erdogan an Bord ist am frühen Samstagnachmittag auf dem militärischen Teil des Flughafens Köln/Bonn gelandet. © dpa | Federico Gambarini
Die neue Zentralmoschee wird am Samstag eröffnet. Eine öffentliche Veranstaltung im Außenbereich wurde von der Stadt wegen Sicherheitsbedenken verboten.
Die neue Zentralmoschee wird am Samstag eröffnet. Eine öffentliche Veranstaltung im Außenbereich wurde von der Stadt wegen Sicherheitsbedenken verboten. © REUTERS | WOLFGANG RATTAY
Polizisten sichern den Besuch von Erdogan in Köln.
Polizisten sichern den Besuch von Erdogan in Köln. © dpa | Marius Becker
Im Kölner Stadtteil Deutz hatten sich bis zum Mittag 2000 Menschen versammelt, um gegen den Besuch von Erdogan zu demonstrieren.
Im Kölner Stadtteil Deutz hatten sich bis zum Mittag 2000 Menschen versammelt, um gegen den Besuch von Erdogan zu demonstrieren. © dpa | Oliver Berg
Nach dem abgesagten Treffen auf Schloss Wahn, empfing Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, den türkischen Präsidenten im Flughafengebäude des Airports Köln/Bonn.
Nach dem abgesagten Treffen auf Schloss Wahn, empfing Armin Laschet, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, den türkischen Präsidenten im Flughafengebäude des Airports Köln/Bonn. © REUTERS | POOL
1/5