Essen. . Alle reden vom Nahverkehr – doch in der Praxis setzen die Menschen im Ruhrgebiet noch immer auf das Auto. Das ergab eine Mobilitätsstudie.

58 Prozent aller Wege im Ruhrgebiet werden mit dem Auto zurückgelegt, nur jede zehnte Fahrt findet in Bussen und Bahnen statt. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Mobilitätsstudie des Bundesverkehrsministeriums, die im Auftrag des Regionalverbandes Ruhr (RVR) erstmals flächendeckend auch das Verkehrsverhalten im gesamten Revier untersucht hat.

Das Auto bleibt demnach das mit Abstand dominierende Verkehrsmittel im Revier - trotz Dauerstau und Umweltbelastung: Ein Umdenken findet offenbar nicht statt Vor allem Menschen im Alter von 30 bis 64 Jahren nutzen den Pkw besonders intensiv, wie die Auswertung der Angaben von insgesamt 20.000 befragten Revierbürgern ergab. In dieser Altersgruppe finden zwei Drittel aller Fahrten im Pkw statt. Bei jüngeren Menschen und in den Großstädten verliert das Auto gegenüber anderen Verkehrsträgern.

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Der Radverkehr kommt zwischen Ruhr und Emscher insgesamt aber dennoch nur auf einen Anteil von neun Prozent. Fast ein Viertel aller Wege (23 Prozent) legen die Ruhrgebietsbürger zu Fuß zurück. Auffällig ist auch die Verteilung, wenn man Berufs- und Ausbildungsverkehre ausklammert: Denn auch in ihrer Freizeit legen die Bürger noch knapp die Hälfte aller Fahrten mit dem Auto zurück – als Fahrer oder Beifahrer. Das Rad kommt nur auf einen Anteil von zehn Prozent. Busse und Bahnen werden für Freizeitaktivitäten lediglich zu neun Prozent genutzt.

„Es gibt noch viel Luft nach oben“

Überraschend ist der niedrige Anteil des ÖPNV am Gesamtverkehr. Zuletzt hatte das Statistische Landesamt den öffentlichen Nahverkehr im Pendlerverhalten untersucht und war auf einen Anteil von knapp 15 Prozent gekommen. Die Landesdaten basieren freilich auf reinen Fortschreibungen des Mikrozensus aus dem Jahr 2011. Zudem gibt es teils unvollständige Erhebungen in einzelnen Städten. Eine umfassende Befragung zur Mobilität an der Ruhr in der jetzt vorliegenden Form ist neu.

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Das Ergebnis der Studie zeigt, dass es bei der Entwicklung des Nahverkehrs im Ruhrgebiet noch viel Luft nach oben gibt“, sagte RVR-Planungsdezernent Martin Tönnes unserer Redaktion. Besonders gravierend sei der hohe Anteil der Pkw-Nutzung im Freizeitverhalten. „Auch hier haben wir erheblichen Aufholbedarf“, sagte Tönnes.

Mit Blick auf die Ruhrkonferenz der Landesregierung will der Regionalverband im November eine Stärken-Schwächen-Analyse der Verkehrsinfrastruktur vorlegen. Im nächsten Jahr soll ein mit Experten erarbeitetes Mobilitätskonzept für das Ruhrgebiet folgen.