An Rhein und Ruhr. . Der besetzte Hambacher Forst müsste mit einem massivem Polizeieinsatz geräumt werden. Umweltverbände fordern sofortige Pause für Rodungen.

Angesichts der Entwicklungen im Streit um den Tagebau Hambach fürchtet die Gewerkschaft der Polizei (GdP) eine Eskalation im Hambacher Forst. „Sollte das Waldstück tatsächlich gerodet werden, wird die Räumung eine der größten Herausforderungen in der Polizeigeschichte Nordrhein-Westfalens“, sagte der GdP-Landesvorsitzende Michael Mertens auf Anfrage der NRZ.

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Der mehrere Hundert Hektar große Wald grenzt unmittelbar an den Braunkohletagebau Hambach im Rhein-Erft-Kreis. Das Gebiet wird seit Jahren von Umweltaktivisten besetzt, die dort zum Teil in Baumhäusern und Zelten wohnen. Der Verfassungsschutz bezeichnet die Besetzerszene als sehr heterogen mit unterschiedlichen, auch extremistischen Einflüssen. Viele Aktivisten sind nicht gewaltbereit, dennoch kommt es immer wieder zu Straftaten.

RWE hofft auf Vernunft

Wie viele Menschen sich derzeit ständig im Wald aufhalten, lässt sich nur schwer schätzen. Laut Verfassungsschutz waren es Ende 2017 rund 150 Aktivisten. Nach Angaben der zuständigen Aachener Polizei sind es derzeit deutlich weniger – die Behörde rechnet jedoch damit, dass die Waldbesetzer wieder mehr Zulauf bekommen.

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Nach NRZ-Informationen bereiten sich die Besetzer derzeit auf eine Räumung vor, im Internet rufen sie Unterstützer auf, in den Wald zu kommen.

„Die Rodungen sind nötig, und sie sind genehmigt. Ich würde mir wünschen, dass die Vernunft siegt und es nicht zu einer Eskalation kommt. Eskalationen passieren nicht von selbst, sondern werden von Menschen gemacht – oder eben vermieden“, sagte ein Sprecher des Tagebaubetreibers RWE.

Gerodet werden darf vom 1. Oktober bis zum 28. Februar – die vergangene Rodungssaison war nach einer Gerichtsentscheidung ausgefallen. Umweltverbände und Bürgerinitiativen bezweifeln, dass die Abholzung des Waldes für die Fortführung des Tagebaus tatsächlich notwendig ist, und fordern eine sofortige Pause für Rodungen und Abrissarbeiten im Tagebau, solange in Berlin die Kohlekommission über die Zukunft der Kohle tagt.

Grüne schalten sich in den Streit ein

Vor dem heutigen Treffen der Kommission schalten sich die Grünen in den Streit um den Hambacher Forst ein. „Es kann nicht sein, dass der Wald gerodet wird, solange die Kommission arbeitet“, schreiben die Grünen-Bundestagsabgeordneten Anton Hofreiter und Oliver Krischer in einem offenen Brief an Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) und Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU). Das Gremium müsse in Ruhe arbeiten können – eine Rodung würde „unwiederbringliche Fakten schaffen“.

GERICHT KÖNNTE DIE RODUNG NOCH VERHINDERN

Die Rodung im Hambacher Forst könnte noch von einem Gericht verhindert werden. Der Bund für Umwelt- und Naturschutz klagt per Eilverfahren am Oberverwaltungsgericht Münster gegen den Hauptbetriebsplan für den Tagebau Hambach.