Essen. . Die Bochumer Hochschule für Gesundheit befragt Tausende Hebammen und Mütter in NRW. Klar ist vorab: Die Zahl der Geburtskliniken sinkt weiter.
Für Schwangere ist es ein Alptraum: Der Geburtstermin rückt immer näher, doch eine Hebamme für die Betreuung von Mutter und Kind ist kaum zu finden. Landesweit wird inzwischen ein akuter Mangel an Hebammen beklagt. Wie groß der Bedarf ist und welche Hintergründe er hat, darüber soll eine bundesweit einmalige Studie der Bochumer Hochschule für Gesundheit Klarheit bringen. Mehrere Tausend Hebammen und Mütter sind bereits seit Jahresanfang befragt worden; Ergebnisse liegen aber erst 2019 vor.
„Aus internationalen und nationalen Studien wissen wir, dass sich die Betreuung und Begleitung durch eine Hebamme positiv auf die Gesundheit von Mutter und Kind auswirkt“, sagt die Bochumer Hebammenforscherin Nicola Bauer. In Nordrhein-Westfalen scheine die Versorgung nicht auszureichen. „Wir wissen aber weder, wie viele werdende Mütter durchs Raster fallen, weil Hebammen fehlen, noch unter welchem Druck und Bedingungen die Hebammen arbeiten.“
Schätzungen zufolge, die sich an den drei großen Berufsverbänden orientieren, gibt es in NRW zwischen 4000 und 5000 Hebammen. Eine Gesamtstatistik fehlt. Die meisten Hebammen arbeiten selbstständig, denn die Zahl der Geburtskliniken sinkt seit Jahren: Waren es 2012 noch 190, sind es laut Bauer aktuell noch rund 150 Kliniken in ganz NRW – trotz steigender Geburtenzahlen.
Das Studienteam um Nicola Bauer hat Hebammen einen 24-seitigen Fragebogen vorgelegt, in dem Arbeitszeiten, Kursangebote, Nachfrage und Verdienst abgefragt werden. Bisher haben sich online über 2000 Hebammen an der Befragung beteiligt. In einem zweiten Teil sollen bis zu 10.000 Mütter befragt, die zwischen Mitte Februar und Juli in einem von 27 an der Studie beteiligten Kliniken ihr Kind zur Welt gebracht haben.
Die Bochumer Hebammenwissenschaftlerin beschreibt die Nachfrage an der Studie als groß. Geburtskliniken, die sich nicht beteiligen, hätten dies nicht mit Desinteresse, sondern mit Überlastung erklärt. Auch andere Bundesländer sind hellhörig geworden. „Das Bewusstsein, die Versorgung zu verbessern, ist da. Daraus müssen dringend auch konkrete Aktionen folgen.“