Essen. . Die Geburtenrate steigt, die Nachfrage nach Geburtshelfern ist groß. Doch wie viele Hebammen arbeiten in NRW? Dem gehen Forscher erstmals nach.

Wissenschaftler aus NRW erforschen erstmals, wie groß der landesweit beklagte Mangel an Hebammen tatsächlich ist. Die Hochschule für Gesundheit mit Sitz in Bochum arbeitet in der deutschlandweit umfangreichsten Studie ihrer Art auf, wo in NRW wie viele Hebammen arbeiten, welche Leistungen Mütter von Neugeborenen in Anspruch nehmen konnten und wo die Politik nacharbeiten muss, um eine gute Versorgung zu gewährleisten.

„Jede Frau hat ein Recht auf die Betreuung durch eine Hebamme“, sagt Studienleiterin Nicola Bauer. „Weil es aber keine zentrale Meldestelle gibt, wissen wir nicht, wie viele Hebammen tatsächlich hier arbeiten und wie es damit um die Versorgung der Mütter steht.“

So viele Geburten wie seit Jahren nicht mehr

In NRW ist die Zahl der Geburten zuletzt deutlich gestiegen. 2015 sind über 160 000 Kinder an Rhein und Ruhr geboren worden – so viele wie seit 13 Jahren nicht mehr. Eine Hebamme zu finden, sei für Frauen zunehmend zum Problem geworden, so Bauer. „Viele Freiberufliche sind mehr und mehr unter finanziellen Druck geraten, weil die Haftpflichtprämien zu sehr gestiegen sind“, sagt die Professorin für Hebammenwissenschaft. „Zugleich sind in NRW zuletzt mehrere Geburtsstationen geschlossen worden.“

Landesweit werde die Zahl der Hebammen auf Basis der Berufsverbandsangaben aktuell auf 4000 bis 5000 Beschäftigte und Selbstständige geschätzt – eine amtliche Gesamtstatistik gibt es nicht. In Kliniken würden Hebammen und Entbindungspfleger oft mit dem Pflegepersonal erfasst, Freiberufliche müssen sich in den kommunalen Gesundheitsbehörden melden, so Bauer.

Über 10 000 Mütter von Neugeborenen werden befragt

Die Studie geht im Januar 2018 in die heiße Phase. Dann befragen die Forscher in über 22 Kliniken bis zu 10 000 Mütter von Neugeborenen zur Geburtshilfe. Auch über Verbände sollen Hebammen erfasst und befragt werden. Das Land fördert die bis 2019 laufende Studie mit 400 000 Euro – zurück geht sie auf die Ex-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne). Erwartet wird, dass die Ergebnisse auf andere Bundesländer zu übertragen sind.