Essen. . Nirgendwo sonst sind Grund- und Gewerbesteuer so hoch wie in NRW. Besonders das Ruhrgebiet sticht heraus, wie der Steuerzahlerbundes zeigt.

Wenn es um Grund- und Gewerbesteuer geht, genießt das Ruhrgebiet längst den zweifelhaften Ruf, zum teuersten Pflaster der Republik zu gehören. Doch auch innerhalb des Reviers klaffen die Beträge, die die Kommunen Mietern, Immobilieneigentümern und Gewerbetreibenden abverlangen, teils eklatant weit auseinander. Anhand der aktuellen kommunalen Hebesätze für die Grundsteuer B und die Gewerbesteuer hat der Bund der Steuerzahler NRW (BdSt) für diese Zeitung modellhaft eine Rangliste der teuersten und günstigsten Kommunen im Ruhrgebiet erstellt. Der Blick auf die Tabellen (siehe Grafik oben) zeigt dabei schnell: Wer in der Lage ist, seinen Wohn- oder Geschäftsstandort in eine steuergünstige Stadt zu verlegen, kann viel Geld sparen.

Beispiel 1: Einfamilienhaus

Für seine Modellrechnung hat sich der BdSt auf ein fiktives Einfamilienhaus mit einem steuerlich relevanten „Einheitswert“ von 35 800 Euro konzentriert und darauf den von Stadt zu Stadt unterschiedlichen Hebesatz der Grundsteuer B für bebaute Flächen angewendet. Eigentümer dieses Beispielhauses müssen in Bochum jährlich rund 600 Euro zahlen, im benachbarten Gelsenkirchen sind es dagegen 100 Euro weniger. Geht es um die Grundsteuer, ist die Fußballhochburg somit die günstigste Ruhrgebietsstadt. Richtig teuer wird es dagegen in Witten, wo knapp 850 Euro im Jahr fällig werden – 350 Euro mehr als in Gelsenkirchen.

Vergleich der Grund- und Gewerbesteuern im Ruhrgebiet.
Vergleich der Grund- und Gewerbesteuern im Ruhrgebiet. © Gerd Bertelmann

Wer noch mehr sparen will, muss das Ruhrgebiet gleich ganz verlassen und etwa ins ostwestfälische Harsewinkel oder nach Monheim am Rhein umziehen. In beiden Kleingemeinden könnten Wittener in der selben Hauskategorie jeweils über 600 Euro im Jahr sparen, Duisburger rund 550 Euro. Noch teurer als im Revier ist es in NRW nur noch in Bergneustadt (Bergisches Land). Dort schlägt das Muster-Einfamilienhaus mit fast 900 Euro an Grundsteuern zu Buche.

Beispiel 2: Mietwohnung

Weil Vermieter die Grundsteuer komplett auf die Nebenkosten umlegen können, ist die Höhe der Kommunalabgabe für Mieter wichtig. Auch hierzu hat der Steuerzahlerbund eine Modellrechnung vorgelegt. Und: Auch hierbei fallen die Unterschiede ins Gewicht. Bei einem Mehrfamilienhaus mit vier gleich großen Wohnungen fallen demnach bei einem Hebesatz von 910 Prozent in Witten pro Wohnung jährlich 682,50 Euro an – rund 57 Euro im Monat. In der „günstigsten“ Revierkommune Gelsenkirchen sind es nur 408,75 Euro (im Monat 34 Euro).

Markus Berkenkopf vom Bund der Steuerzahler NRW. Foto: Olaf Rayermann Beispiel 3: Gewerbebetrieb

Seit Jahren klagen Unternehmen und Wirtschaftsverbände über zu hohe Kommunalabgaben an Rhein und Ruhr. Tatsächlich zahlen auch Gewerbetreibende in Nordrhein-Westfalen im Schnitt die höchsten Grund- und Gewerbesteuersätze bundesweit. Das ergab jetzt auch eine am Mittwoch veröffentliche Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young zur Entwicklung der beiden Steuerarten zwischen 2005 und 2017. Der durchschnittliche Hebesatz war demnach zum Jahresende 2017 in beiden Steuerarten der höchste aller 16 Bundesländer.

Der Steuerzahlerbund beklagt zudem die Steuerlast für Betriebe speziell im Ruhrgebiet. In seiner Beispielrechnung für eine fiktive GmbH mit 50 000 Euro Ertrag kommt der BdSt bei jeder einzelnen Revierkommunen auf einen jährlichen Steuerbetrag von mindestens 8000 Euro. „In Oberhausen ist die Gewerbesteuer sogar besonders hoch“, sagt Markus Berkenkopf. Der BdSt-Referent für Haushalts- und Finanzpolitik zieht den Vergleich zur „Steueroase“ Monheim: Dort fällt für besagte Beispielfirma nicht einmal die Hälfte an Gewerbesteuer an.