Ruhrgebiet. . Eine Volontärin berichtet von ihren Erfahrung mit dem öffentlichen Nahverkehr. Fazit: Wer auf dem Dorf aufwuchs, weiß das Angebot zu schätzen.
Meine Kindheit und Jugend verbrachte ich in einem Dorf bei Gummersbach im Oberbergischen. Neben dem Handball gibt es bei uns Wälder, Berge und Talsperren. Was es nicht gibt: einen gut ausgebauten ÖPNV. Jedes Dorfkind mit frisiertem Roller weiß, wovon ich rede. U-Bahnen, Nachtbusse und Straßenbahnen: nicht existent.
Jetzt wohne ich in Kamen und nahverkehrstechnisch fühle ich mich wie im Schlaraffenland. Mit dem Regionalexpress flitze ich quer durch den Pott und in Essen stehe ich vor der Qual der Wahl: Nehme ich heute den Bus oder die U-Bahn? Und auch in Mülheim bin ich immer irgendwie mit Bus & Bahn an mein Ziel gekommen.
Eltern und Freunde mit Autos waren die Rettung
Natürlich lassen Verspätungen und überfüllte Züge auch mich nicht kalt. Ich weiß: Nicht überall fährt der Bus regelmäßig, wichtige Verbindungen fehlen, Anschlüsse werden nicht erreicht, weil die verschiedenen Verkehrsbetriebe sich nicht abzusprechen scheinen. Und dann steht man da. Das nervt.
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Aber ich kann trotzdem nur müde lächeln, wenn sich der Kollege beschwert, dass die U-Bahn nur im 20- statt im Zehn-Minuten-Takt fährt. Probleme der Großstadtmenschen. In meiner Heimat fahren ganze drei Busse sonntags, am Samstag fährt der letzte um 17.27 Uhr. Am Wochenende mit dem Bus zur Party? Fehlanzeige! Gnädige Eltern oder Freunde mit Auto oder Roller waren damals die Rettung.
Mit dem Nachtexpress nach Lünen
Wie begeistert war ich, als ich einmal nach einem Discobesuch in Dortmund mit dem Nachtexpress zu einer Freundin nach Lünen fuhr. Echtes Großstadt-Feeling, dachte ich damals. In meiner Studienzeit ging es an den Wochenenden auf „Weltreise“… so nannte ich die Tor-tur von Paderborn in meine Heimat. Über Hamm und Hagen landete ich in Brügge (ein Kaff in Westfalen), wo meine Eltern mich mit dem Auto abholten. Gesamtfahrtzeit: dreieinhalb Stunden – im Optimalfall.