Düsseldorf. . Felix Banaszak, Grünen-Landeschef, fordert radikale Schulreformen in NRW und Lern-Feedbacks statt Ziffernoten für Schüler.

Die NRW-Grünen trauen sich gut ein Jahr nach der verlorenen Landtagswahl wieder an die Schulpolitik heran. Und gleich mit einer Spitze gegen die SPD. Deren jüngste Rufe nach mehr Übersichtlichkeit bei den weiterführenden Schulen („Eine Schule für alle“) stoßen bei Grünen-Landeschef Felix Banaszak auf Widerstand. Die Schulen, findet er, müssten anders fit gemacht werden für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts.

„Unsere Schulen sind noch an zu vielen Stellen im 20. Jahrhundert stecken geblieben“, sagte Banaszak dieser Redaktion. Entscheidend sei die Frage: „Bereiten sie wirklich auf die Welt und den Arbeitsmarkt der Zukunft vor? Wichtig ist, was in den Schulen gelehrt wird und nicht, in welcher Schulform.“

Keine frühe Selektion an den Schule

Der 28-jährige Duisburger, der zusammen mit Mona Neubaur die Landespartei führt, glaubt nicht, dass sich der Vorstoß der SPD für eine Reform der Schulstruktur, zum Beispiel für „Eine Schule für alle“ oder für ein „Zwei-Säulen-Modell“ wie in Hamburg, auszahlt: „Die Erfahrung mit der Schulreform in Hamburg hat gezeigt: Sie können gegen den Willen vieler Eltern, Lehrer und Schüler kein anderes Schulsystem erzwingen. Wir sollten daher überlegen, ob wir an anderen Stellschrauben für bessere, gerechtere Bildung sorgen können. Vielleicht brauchen wir ja sogar viel radikalere Schulreformen.“

Banaszak schlägt seiner Partei vor, für „gerechte“ Schulen zu kämpfen, die nicht frühzeitig selektieren. „Nicht nur die Geräte müssen sich ändern, sondern auch die Inhalte. Kreativität kann nicht durch Roboter ersetzt werden, also muss doch die Kreativität der Kinder besonders gefördert werden.“

Schulen sollten jahrgangsübergreifend lehren

Schulen müssten auf das Leben in einer globalisierten, digitalisierten Welt und ein verändertes Berufsleben vorbereiten: auf das gemeinschaftliche Arbeiten in Teams, auf weltweite Kommunikation. Banaszak: „Wir brauchen auch Schulen, die Kulturoffenheit, Akzeptanz und Respekt für verschiedene Lebensentwürfe vermitteln. Wir brauchen Schulen, in denen jahrgangsübergreifend gelernt wird, und die durchlässig sind.“

Der Parteichef stellt auch die Ziffernnoten in Frage. Er nennt Noten eine „in Zahlen gegossene Leistungsüberprüfung, die ganze Lebenswege vorzeichnet“. Schriftliche Lern- und Entwicklungs-Feedbacks könnten besser sein, auch über die ersten Schuljahre hinaus. Und Banaszak bezweifelt, dass der Unterricht in abgeschlossenen Fächer wie heute – Geschichte, Mathe, Englisch – noch zeitgemäß ist. Nach der Sommerpause wird Banaszak eine Bildungskommission zusammenrufen, in der Parteimitglieder und externe Experten sitzen. Sie soll bis zum Frühjahr 2019 Ziele grüner Bildungspolitik in NRW formulieren.