Düsseldorf/Essen. Mit einer Landarzt-Quote will NRW den Mediziner-Mangel in einigen Regionen bekämpfen. Kritiker warnen, so könne man das Problem nicht lösen.

NRW will als erstes Bundesland eine Landarzt-Quote für die Medizinerausbildung einführen. Der Gesetzentwurf sieht vor, 7,6 Prozent der Medizinstudienplätze an Bewerber zu vergeben, die sich verpflichten, nach der Ausbildung für zehn Jahre als Hausarzt in ländlichen Regionen zu arbeiten. Das entspricht 168 Studienplätzen im Jahr. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sprach von einer mutigen Maßnahme gegen den Hausärztemangel.

Rund 6000 der etwa 11.100 Hausärzte in NRW sind schon älter als 55 Jahre. Während jedes Jahr etwa 450 Hausärzte in den Ruhestand gehen, gibt es nur 200 Absolventen, die sie ersetzen könnten. Daher sei eine Hausarzt-Quote notwendig, sagte Laumann. Der Hausärztemangel trifft vor allem Bürger im Sauerland, Münsterland und Ostwestfalen. Die Medizinfakultäten unter anderem in Essen und Bochum werden sich darauf einstellen müssen, mehr Allgemeinmediziner auszubilden.

Die Skepsis an den Universitäten ist groß

Die Skepsis dort ist groß: „Mit einer Quote sind die Probleme in strukturschwachen Gegenden nicht zu lösen“, sagte Alexander Hans­pach, Geschäftsführer der Medizinischen Fakultät der Uni Duisburg-Essen. Das Leben auf dem Land sei für Familien mit Kindern nicht attraktiv genug. Das sei weder mit einer Quote noch mit mehr Geld zu lösen.

„Ich will niemanden zwingen, Landarzt zu werden. Ich möchte aber vielen, die sich für diesen Beruf interessieren, ein Studium ermöglichen“, sagte Laumann. Die Bewerberauswahl soll das Landeszentrum für Gesundheit treffen, und zwar nicht nur nach der Abinote. Wer eine Medizin-nahe Ausbildung, zum Beispiel als Pfleger, absolviert hat, wer sich ehrenamtlich engagiert und einen Eignungstest übersteht, soll auch ohne Einser-Abi die Chance auf ein Medizinstudium bekommen. Vorbild ist die Uni Witten/Herdecke, die nicht allein auf die Noten der Bewerber achtet.

Der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Theodor Windhorst, betont die Notwendigkeit einer Landarztquote. Wichtig sei indes, die richtigen Kandidaten durch ein geeignetes Verfahren auszuwählen, damit sich nicht Personen bewerben, die im normalen Vergabeverfahren nicht zum Zuge kämen. „Herz und Hirn müssen für den Landarztberuf schlagen. Das muss man detailliert abfragen“, sagte Windhorst der WAZ.