Gelsenkirchen. . Verkehrsgesellschaft will in Gelsenkirchener Parkhaus breitere Parkplätze einrichten. Doch durch die XXL-Stellflächen könnten die Kosten steigen.
- Moderne Autos werden immer größer und breiter, die Stellflächen zum Parken wachsen aber nicht mit
- Städtische Verkehrsgesellschaft sieht durch Verbreiterung der Parkplätze höhere Kosten für Kunden
- Umbau im Bestand scheitert oft aus statischen Gründen, tragende Säulen verhindern Erweiterung
Ein neuer Golf hat eine Breite von 1,80 Meter. 1974, als Volkswagen den Ur-Golf auf die Straße schickte, war das Auto nur 1,61 Meter breit – jeweils ohne Außenspiegel gemessen. Heute fahren SUV über die Straßen, mit Abmessungen, die früher ungewöhnlich waren. Am Zuschnitt der öffentlichen Pkw-Stellplätze hat sich jedoch kaum etwas geändert. Folge: Enge auf den Parkplätzen. Der ADAC wie der Bundesverband vereidigter Sachverständiger (BVS) fordert daher die Politik auf, den Richtwert für Pkw-Stellplatzbreiten von derzeit 2,30 auf 2,50 Meter anzuheben.
In der Forderung sieht Werner Löwer, Chef der städtischen Verkehrsgesellschaft, durchaus etwas Sinnhaftes. Löwer warnt zugleich vor den Konsequenzen. Und die schlagen dem Kunden ein größeres Loch ins Portemonnaie, auch wird sich die Zahl der Stellplätze zunächst verringern: „Wenn wir aus drei Parkplätzen zwei machen, fallen auf hundert Stellplätze umgerechnet 30 weg – die Kosten, etwa für Strom, bleiben aber die gleichen. Und wenn wir also Parkhäuser und -plätze wirtschaftlich betreiben wollen, müssen wir an der Preisschraube drehen.“ Und diese müssten dann demzufolge um ein Drittel steigen.
Sanierung des Parkhauses am Bahnhof
Die städtische Verkehrsgesellschaft bewirtschaftet 2000 Stellplätze – etwa am Hauptbahnhof, an der Robert-Koch-Straße, an der Husemannstraße. Die Plätze einfach zu verbreitern, scheitert Löwers zufolge oft an tragenden Säulen, beispielsweise an der Husemannstraße. Bei der Planung von Stellplätzen richten sich Architekten und Bauherren in der Regel nach den Vorgaben, die die Länder in ihren Garagenordnungen festgeschrieben haben. 2,45 Meter soll nach dem Willen des Landes die künftig gültige Vorgabe für Neubauten sein, der Bestand genießt Schutz. Für 2017 plant die städtische Verkehrsgesellschaft die Sanierung des Untergeschosses am Hauptbahnhof, nebst einer Reihe „von XXL-Parkplätzen für große Autos.“ Neubauten oder Umrüstungen komplett auf breitere Stellflächen sind indes nicht geplant.
Rat: Auf weniger frequentierte Etagen ausweichen
Bei der B & B Parkhaus GmbH, die ein Parkhaus an der Ahstraße und in Buer (Saturn) betreibt, sieht man keinen akuten Handlungsbedarf, die Stellplätze der 50 Häuser zu verbreitern. Das Unternehmen hat bislang die Erfahrung gemacht, dass „XXL-Plätze eher mäßig ankommen“. Empfohlen werde den Kunden mit großen Fahrzeugen, in die oberen Etagen zu fahren, meist sei dort noch mehr Parkfläche frei. Gleichwohl hat B & B in Gladbach jüngst zwei Häuser mit breiteren Stellplätzen eingerichtet.
Dass durch breitere Autos mehr Schäden an den Karossen entstehen, diese Erfahrung haben beide Betreiber nicht gemacht Auch deshalb, weil in erster Linie die Polizei der Ansprechpartner sei. Man führte, so hieß es, darüber keine Statistik. Die Lackspuren an Säulen und Wänden verraten allerdings, dass so mancher Autofahrer mit den Dimensionen seines fahrbaren Untersatzes nicht immer klarkommt – oder eben mit denen des Parkhauses.
Unart: Kunden belegen zwei Parkplätze gleichzeitig
Eine Unart scheint auf dem Vormarsch zu sein: Kunden, die mit ihren Autos gleich zwei Plätze belegen, unter anderem auch deshalb, weil ihnen die Stellfläche zu klein erscheint, wenn der Nachbar nicht mittig steht.
Die Stellflächen am ehemaligen Weka-Karree an der Bahnhofstraße haben ebenfalls noch das Standardmaß von 2,30 Meter. Dort steht ein Eigentümerwechsel bevor, hieß es von Seiten des Betreibers Vega Gast.