So wurde Rudi Dutschke das Gesicht der Studentenrevolte
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Berlin. Vor 50 Jahren wurde Rudi Dutschke niedergeschossen. Er war die große Symbolfigur der 68er-Bewegung – und prägte eine ganze Generation.
Rudi Dutschke stand am 11. April 1968 vor einer Apotheke auf dem Berliner Kurfürstendamm, als ihn ein Rechtsextremist mit drei Schüssen niederstreckte. Elf Jahre später starb der prominente linke Aktivist an den Spätfolgen des Attentats.
Die Schüsse kamen vor 50 Jahren nicht aus dem Nichts. Anonyme Drohungen hatten Dutschke erreicht, der Sänger Wolf Biermann warnte – per Brief aus der DDR – vor möglichen Anschlägen durch Rechtsradikale. Doch Rudi Dutschke, damals 27 Jahre und längst Galionsfigur der Berliner Studentenrevolte, notierte noch im Februar 1968 in sein Tagebuch: „Scheint mir übertrieben zu sein.“
Das Establishment war Dutschkes Feind
Dutschke war damals in den Jahren der Studentenrevolte eine Symbolfigur, die den Hass der Rechten und Konservativen auf sich zog. Er hat neue Formen des Protests etabliert. Dennoch ist der prominenteste Vertreter des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes (SDS) in seiner Heimat nie zur Ikone geworden – auch wenn man in Berlin-Kreuzberg 2008 eine Straße nach ihm benannt hat.
Bedenkt man, wie stark sich Deutschland unter dem Einfluss der
verändert hat, ist es erstaunlich, dass deutsche Linke heute zwar das Konterfei des 1967 in Bolivien getöteten Guerrilleros Ché Guevara auf dem T-Shirt tragen, aber nicht das des einstigen Wortführers der deutschen Studentenproteste.
Die Köpfe der 68er-Bewegung
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Obwohl er selbst aus bürgerlichen Verhältnissen stammte, war sein Feind immer das „Establishment“. Rudi Dutschke, 1940 in Luckenwalde in Brandenburg als Sohn eines Postbeamten geboren, wollte zunächst Sportjournalist werden. Da ihm als Kriegsdienstverweigerer der Zugang zur Universität verwehrt wurde, ging er 1961 nach West-Berlin, wo er Soziologie studierte.
Dutschke setzte auf Provokation
Wenige Jahre nach Beginn seines Studiums stieg Dutschke zum führenden Kopf des Sozialistischen Deutschen Studentenbundes auf. Der charismatische Redner prägte zu Zeiten der Großen Koalition die so genannte außerparlamentarische Opposition (APO) und avancierte zum Idol der Studentenbewegung. Dutschke sprach damals von „Provokationen, ohne die wir nicht wahrgenommen werden“.
Doch letztlich entscheidender waren Dutschkes Charisma und Suggestivkraft. Im Dezember 1967 prangte der junge Student aus Luckenwalde auf dem Cover des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“, dazu die Zeile: „Revolutionär Dutschke“. „Er war das Gesicht der Revolte“, bilanzierte Dutschkes späterer Weggefährte und Biograf Jürgen Miermeister.
Dutschke starb an Spätfolgen der Schüsse
In jenem April 1968, auf dem Höhepunkt der Studentenunruhen, wurde der „Revolutionär“ in Berlin auf offener Straße von dem 23-jährigen Anstreicher und Neonazi Josef Bachmann zweimal in den Kopf geschossen und lebensgefährlich verletzt. Nach langem Klinikaufenthalt in London nahm Dutschke einen Lehrauftrag an der dänischen Universität Aarhus an und engagierte sich stark in der Umweltbewegung. Heiligabend 1979 starb er unerwartet an den Spätfolgen des Attentats. Er hinterließ eine Frau und drei Kinder.
Der Schütze vom Kudamm wurde gefasst. Im Februar 1970 beging Bachmann in seiner Zelle Selbstmord. (dpa/epd)
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