Düsseldorf. Die Polizei warnt vor allem junge Männer: Viele übersähen, dass der Einsatz eines Messers in Sekundenbruchteilen lebensgefährlich werden könne.

Die Polizei warnt vor der zunehmenden Verbreitung von Messern und Stichwaffen unter jungen Männern in NRW. „Nach Beobachtungen meiner Kollegen führen immer mehr Jugendliche und Heranwachsende Messer mit sich und drohen damit bei Auseinandersetzungen“, erklärte der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Arnold Plickert. Die Jugendlichen übersähen häufig, dass sich aus dem Einsatz eines Messers in Sekundenbruchteilen eine lebensgefährliche Situation ergeben könne.

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Zuletzt hatten Messer-Angriffe mit Schwerverletzten landesweit Schlagzeilen gemacht. Nach einer Auswertung von Polizei-Berichten durch die SPD-Opposition im Landtag ist es allein im vergangenen halben Jahr in NRW zu 572 Angriffen mit Stichwaffen gekommen. Die häufigsten Fälle ereigneten sich demnach in Duisburg (44), Köln (39), Essen (34), Bonn (33), Düsseldorf (32) und Dortmund (31).

Ruf nach statistischer Erfassung

Die SPD hat die Landesregierung nun in einem Antrag aufgefordert, eine gesonderte Statistik über den Einsatz von Messern und Stichwaffen bei Straftaten einzuführen. Bislang werden solche Delikte anders als beim Schusswaffen-Gebrauch in der Polizeilichen Kriminalstatistik nicht gesondert ausgewertet. „Wir wollen Klarheit, ob der gefühlte Eindruck einer Zunahme dieser Angriffe auch einem tatsächlichen Anstieg entspricht“, sagte SPD-Fraktionsvize Thomas Kutschaty.

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    GdP-Landeschef Plickert sprach sich ebenfalls für eine statistische Erfassung aus: „Nur wenn wir die Dimension dieses neuen, gefährlichen Trends genau kennen, sind wir in der Lage, wirksame Gegenmaßnahmen zu ergreifen.“ SPD-Innenexperte Hartmut Ganzke verspricht sich von der statistischen Erfassung von „Messerstechern“ auch bessere Einsatz-Vorbereitungen für die Polizei. Zudem könnten gezieltere Präventionsmaßnahmen in der Jugendkriminalität entwickelt werden.

    Bislang wird der Einsatz von Messern und Stichwaffen nur bei Angriffen auf Polizisten gesondert bilanziert. Für 2017 liegt jedoch noch kein aktuelles Lagebild zu den sogenannten Tatmitteln vor. Fest steht allerdings schon jetzt, dass die Gewalt gegen die Polizei insgesamt im vorigen Jahr noch einmal weiter zugenommen hat. So gab es 7058 Widerstandshandlungen. Bei den Angriffen wurden 14 505 Polizisten attackiert – das ist laut GdP „ein Anstieg um fast 50 Prozent in den vergangenen fünf Jahren“.