Essen/Mülheim. . Aldi Nord und Süd wollen enger zusammenarbeiten. Das schürt die Furcht, die Marktmacht des Discounters könne noch stärker wachsen.

Pläne der Discounter Aldi Süd und Nord, etwa beim Wareneinkauf enger zusammenzurücken, haben die Lebensmittelindustrie und Landwirte aufgeschreckt. Sie befürchten einen noch größeren Preisdruck durch die weiter wachsende Marktmacht des führenden Lebensmittel-Discounters, der seit 1961 in Aldi Süd mit Sitz in Mülheim und Aldi Nord in Essen aufgeteilt ist.

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Eine Fusion der Einkaufs-Abteilungen würde die „Konzentration im Lebensmittel-Einzelhandel weiter verstärken“, sagte Peter Feller, 2. Hauptgeschäftsführer der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie, dieser Redaktion. Das würde „die ohnehin schwierige Absatzsituation der Ernährungsindustrie weiter verschärfen“, warnt er und erwartet eine kartellrechtliche Prüfung.

Die beiden Discounter bestätigten gestern, ihre Zusammenarbeit etwa beim Einkauf und im Marketing weiter ausbauen zu wollen. Zuvor hatte das „Manager Magazin“ aus einem Protkoll eines Manager-Treffens zitiert, demzufolge sämtliche Leistungen im Einkauf, der Werbung, Logisitk und im Qualitätswesen nur noch einmal erbracht werden sollen. Selbst eine Fusion beider Unternehmen werde nicht ausgeschlossen.

Eine Fusion sei nicht geplant, sagen die Konzerne

Das dementierten Aldi Nord und Süd gestern. Eine Fusion sei „weder aus der Kooperation folgend noch aus sonstigen Überlegungen geplant“, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung. Dass die Schwesterkonzerne noch enger zusammenarbeiten wollen, bestätigten sie aber.

Allein die Zusammenlegung des Einkaufs sieht Handelsexperte Thomas Roeb als „gewaltigen Schritt“ an. „Durch bessere Abstimmung zwischen Nord und Süd lassen sich bessere Konditionen erreichen“, sagte er dieser Redaktion. Genau darin sieht Johannes Röring, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands, eine große Gefahr: „Schon jetzt ist die Marktmacht der wenigen großen Konzerne bedenklich“, sagte er, „sie wird sich nun zum Nachteil der bäuerlichen Betriebe noch deutlich verschärfen.“

Laut Bundeskartellamt haben die großen Vier im Lebensmittelhandel – Edeka, Rewe, Aldi und die Schwarz-Gruppe mit Lidl und Kaufland – rund 85 Prozent Marktanteile. Aldi Nord und Süd sehen die Wettbewerbshüter dabei bereits als Einheit an, weshalb in den Aldi-Zentralen in Essen und Mülheim dem Vernehmen nach keine kartellrechtlichen Probleme für eine engere Kooperation erwartet werden.