Düsseldorf. Das Land will den Zuschuss für das Sozialticket streichen. Unsozial sei dies aber nicht, sagt der FDP-Minister. Was die Regierung erreichen will.

Die schwarz-gelbe Landesregierung will beim Sozialticket den Rotstift ansetzen und steckt dafür massive Kritik von Kommunen und Verbänden ein. Dennoch verteidigte Nordrhein-Westfalens Familienminister Joachim Stamp (FDP) die geplanten Kürzungen: "Ich glaube nicht, dass wir eine unsoziale Politik machen", sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Düsseldorf. Es gehe der schwarz-gelben Landesregierung nicht darum, das Sozialticket abzuschaffen. Auf dem Prüfstand stehe vielmehr die Finanzierung zwischen Land und Verkehrsbetrieben. Das genaue Prozedere werde noch besprochen.

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Mit Zuschüssen der Landesregierung können die Verkehrsbetriebe Bedürftigen derzeit ein preisgünstiges Ticket anbieten. Das Land zahlt bislang jährlich 40 Millionen Euro, um das Sozialticket zu finanzieren. Im kommenden Jahr will Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU) die Summe auf 35 Millionen Euro reduzieren, im Jahr 2019 auf 20 Millionen, 2020 soll der Zuschuss dann ganz wegfallen. Das Geld soll stattdessen in den Neubau von Straßen fließen

Zwar können theoretisch die Kommunen oder die Verkehrsverbünde einspringen und das Sozialticket weiterfinanzieren. Das sei aber völlig unrealistisch, kritisierten unter anderem die Grünen. Auch Gewerkschaften und Sozialverbände kritisierten die Pläne."Trotz des andauernden Aufschwungs in Deutschland fühlen sich viele Menschen abgehängt", beklagte Philipp Kosok, der verkehrspolitische Referent für ÖPNV und Bahnverkehr beim ökologischen Verkehrsclub Deutschland VCD. "Die Pläne der Landesregierung werden dieses Gefühl weiter verstärken", sagte er in einem "Spiegel Online"-Interview.

Die angekündigten Verbesserungen im Straßenbau würden Autofahrer kaum spüren, während die Bedürftigen womöglich zu Hause bleiben müssten. "Im schlimmsten Fall wird der positive Fahrgastzuwachs im öffentlichen Nahverkehr gestoppt, Einnahmen brechen weg, und die Defizite der Verkehrsbetriebe bleiben an den Kommunen hängen." (dpa)