Düsseldorf. . Der NRW-Regierungschef ist bei den Grünen, der FDP sowie der CSU gut verdrahtet, und er genießt das Vertrauen Merkels. Er könnte vermitteln.
Als der Spitzenkandidat der NRW-CDU, Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe, gegen 18.30 Uhr das Podium in der Düsseldorfer Parteizentrale besteigt, plätschert ihm müder Applaus entgegen. „Stärkste Kraft im Bundestag“, „klarer Regierungsauftrag“, „keine Regierung gegen die Union“ – Gröhe tröstet die Parteibasis mit dem politischen Stehsatz, der nach Siegen wie diesen zur Verfügung steht, die sich wie Niederlagen anfühlen.
Die CDU hat sich zwar auch in NRW trotz erheblicher Verluste als klare Nummer eins vor der SPD behauptet, zudem hielt die FDP als drittstärkste Kraft hier die AfD auf Distanz. Doch insgesamt bleibt vier Monate nach dem Landtagswahl-Triumph das schale Gefühl eines „Wahlabends, der viele schockt“, wie Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) in Berlin einräumt.
Absage an Große Koalition
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Gröhe will nun nach einer „stabilen Mehrheit in einem schwieriger gewordenen Parlament“ suchen. Gemeint ist ein Jamaika-Bündnis, bei dessen Verwirklichung Laschet offenbar als Brückenbauer helfen soll. Der Ministerpräsident ist mit Grünen-Spitzenkandidat Cem Özdemir befreundet und hat soeben mit FDP-Chef Christian Lindner eine NRW-Koalition geschmiedet. Laschet kann gut mit Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer und genießt das Vertrauen von Bundeskanzlerin Angela Merkel.
Für die NRW-SPD wären das Luxus-Probleme. Die auf 20 Prozent herunter geprügelten Genossen hatten in der Düsseldorfer Parteizentrale erst gar keine Wahlparty ausgerichtet. Landtagsfraktionschef Norbert Römer hat vor einem verwaisten Empfang Position bezogen. Man werde nun bis zum Bundesparteitag im Dezember „eine schonungslose Analyse und Generalinventur“ betreiben, so Römer. Parteichef Martin Schulz genieße dabei „die nötige Rückendeckung“ des einflussreichen NRW-Landesverbandes.
Römer stützt die Linie, einer Fortsetzung der Großen Koalition von vornherein eine klare Absage zu erteilen: „Frau Merkel muss eine Regierung bilden, wir stehen nicht als Notstopfen zur Verfügung.“